Wer es am Ende auch wird, der Blatter-Nachfolger beginnt bei null. „Wir mussten feststellen, dass die FIFA bis in die höchsten Ebenen korrupt ist“, sagte US-Justizministerin Loretta Lynch, die in den vergangen Jahren als Oberstaatsanwältin im New Yorker Ost-Distrikt tief im FIFA-Schmutz gegraben hat, der FAZ: „Jedes Mal, wenn die FIFA nach internen Untersuchungen korrupte Funktionäre abgesetzt hat, wurden sie durch andere ersetzt, die genau in derselben Art und Weise weitermachten.“
Generalsekretär Jerome Valcke fühlt sich derweil nach den medialen Anschuldigungen im Korruptionsskandal „nicht schuldig“ und schloss einen Rücktritt aus. Blatters „rechte Hand“ soll eine bedeutende Rolle bei der Überweisung jener zehn Millionen Dollar gespielt haben, mit denen in der Karibik für die Vergabe der WM 2010 nach Südafrika angeblich bestochen und betrogen wurde.
Die Hoffnungen der vielen Blatter-Kritiker weltweit, dass mit dem Abgang des Regenten auch die scharf kritisierten WM-Vergaben nach Russland (2018) und Katar (2022) auf den Prüfstand kommen, sind aber - vorläufig zumindest - auf Sand gebaut. In Russland, das teilte der Kreml mit, gehe natürlich alles so weiter wie geplant. Katars Verband wies alle Entzugs-Forderungen als Diskriminierung zurück.
Echte Erkenntnisse wird vorläufig nur die Schweizer Bundesanwaltschaft liefern können, die „Unregelmäßigkeiten“ bei der doppelten Vergabe untersucht. Blatter, so teilte die Behörde mit, sei dabei „kein Beschuldigter“. Der 79-Jährige konnte so ganz normal seiner Arbeit nachgehen und wurde am Mittwoch von rund 400 Mitarbeitern nach einer emotionalen Abschiedsrede gar mit minutenlangem Applaus bedacht - als wäre nichts gewesen. So sieht es auch das Organisationskomitee Katars für die WM 2022, das die Vorbereitung in keinster Weise beeinflusst sieht.
sid