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Was die Weltmeister von 1990 heute machen

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Rudi Völler und Andy Brehme
Rudi Völler und Andy Brehme © Getty

Augsburg - Stefan Reuter hat beim FC Augsburg einen neuen Job im Profi-Fußball gefunden. Viele der WM-Helden von 1990 können das nicht von sich behaupten. Was die Weltmeister heute machen:

Sie vertreiben sich als TV-Experten ihre Zeit, sind Unternehmer oder Berater. Und sie suchen händerringend einen Weg zurück ins große Geschäft - häufig wenig erfolgreich. Stefan Reuter hat es geschafft, als Manager des FC Augsburg ist er wieder im Profi-Fußball untergekommen. Es ist mehr, als viele der Weltmeister von 1990 von sich behaupten können.

Jürgen Klinsmann trainiert die Nationalmannschaft der USA, Rudi Völler ist Sportdirektor bei Bayer Leverkusen, Andreas Köpke darf seit mittlerweile mehr als acht Jahren als „Bundes-Torwart-Trainer“ arbeiten. Auch Pierre Littbarski kann als Scout des VfL Wolfsburg zumindest noch ein wenig im „Big Business“ mitwirken - darüber hinaus wird es für die Helden von Rom allerdings dünn.

Was die Weltmeister von 1990 heute machen

Quasi als Sinnbild eines Arbeit suchenden Fußball-Idols geht mittlerweile Lothar Matthäus durch. Der Kapitän der bislang letzten deutschen Weltmeister-Elf bekam jüngst im Fachmagazin 11Freunde nicht von ungefähr eine große Geschichte verpasst, die den Titel trug: „Ich bin ein Star, wer stellt mich ein? - Die Beinahe-Arbeitsplätze von Lothar Matthäus.“

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Der noch immer einzige deutsche Welt-Fußballer, der als Experte beim TV-Abosender Sky gutes Geld verdient, beobachtet seine andauernde Nicht-Berücksichtigung anscheinend mit wachsender Verzweiflung. „Franz Beckenbauer sagt, dass ich in die Bundesliga gehöre. Warum klappt es nicht? Weil viele Leute vor irgendetwas Angst haben. Die müssen keine Angst haben!“, sagte Matthäus vor einigen Wochen im Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

Auf die Feststellung der Zeitung, dass die Bayern noch einen Nachfolger für Jupp Heynckes suchten, stellte Matthäus klar: „Natürlich gab es da in der Vergangenheit auch Geschichten, die nicht hätten passieren sollen. Das war sicher ein Fehler, den ich nicht mehr machen würde - aber man sollte Menschen auch verzeihen und eine zweite Chance geben. Ich habe zum FC Bayern ein gutes Verhältnis.“

Ebenso wie Matthäus ist auch Andreas Möller anscheinend viel daran gelegen, etwas fürs Image zu tun. „Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien“ - der Urheber eines der legendärsten Sprüche der Bundesliga-Geschichte will diesen so auf jeden Fall nicht mehr stehen lassen. In einem Sky-Interview gab Möller im November an, sich nicht daran erinnern zu können, diese Aussage jemals getätigt zu haben. Einen Job von gehobener Bedeutung hat der ehemalige Manager von Kickers Offenbach seitdem dennoch nicht bekommen.

Das trifft auch auf Andreas Brehme zu, allerdings darf sich der Schütze des goldenen Elfmetertores aus dem WM-Finale in Rom gegen Argentinien immerhin DFB-Botschafter nennen. Er ist Betreuer der Aktion „1000 Mini-Spielfelder“.

Bodo Illgner, 1990 die Nummer eins im Tor, lebt als Privatier in Florida und kommentiert ab und zu als Experte beim Al-Jazeera-Tochtersender beIn Sport. Als ehemaliger Spieler von Real Madrid musste er dort zuletzt vor allem die Degradierung seines Nachfolgers Iker Casillas durch Trainer Jose Mourinho kommentieren. „Ich war sprachlos!“, sagte Illgner.

Raimond Aumann und Hans Pflügler kamen bei Bayern München unter, Ex-Torwart Aumann als Fan-Beauftragter und Vorstopper Hans Pflügler beim Merchandising. In der Abteilung, die er mittlerweile leitet, ist Pflügler seit 1992 beschäftigt und damit derjenige der 90er Weltmeister, der am längsten bei ein und demselben Arbeitgeber in Lohn und Brot steht. Ähnlich lange ist Günter Hermann gebunden: Der „Ersatzbank-Weltmeister“ arbeitet seit 2001 als Trainer des VSK Osterholz-Scharmbeck, der derzeit in der Landesliga spielt, und ist in der 30.000-Einwohner-Stadt nördlich von Bremen auch sonst kein unbeschriebenes Blatt: Er ist Inhaber eines Sportgeschäfts.

Und während Olaf Thon nach seiner Trennung vom VfB Hüls mal wieder auf der Suche nach einem Trainerjob ist und „Fußball-Gott“ Jürgen Kohler den Frauen-Bundesligisten SC Bad Neuenahr berät, wissen die, die ihre Bestimmung gefunden haben, dies durchaus zu schätzen. Der frühere DFB-Teamchef Völler jedenfalls schwört Bayer Leverkusen ewige Treue.

„Ich war hier schon Spieler, Trainer und jetzt Sportchef. Der Verein ist mir so ans Herz gewachsen“, sagte der Bayer-Sportchef der Bild-Zeitung: „Ich habe noch bis 2017 Vertrag. In meiner Funktion kann ich mir im Moment nicht vorstellen, noch mal woanders zu arbeiten.“

Kaum ein anderer Weltmeister von 1990 wird das von sich behaupten können - wahrscheinlich selbst Stefan Reuter nicht.

sid

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