„Konkurrenzkampf gehört einfach dazu. Und wir sind in der Offensive – entgegen der landläufigen Meinung – gut besetzt “, findet Baumann, macht Selke aber trotzdem Mut: „Davie wird seine Einsätze bekommen und noch wichtig für uns sein.“ Wenn nicht, dann dürfte es im Sommer Gesprächsbedarf geben. Selkes Traum war und ist es, irgendwann einmal in England zu spielen. Vor seiner Rückkehr zu Werder Bremen, so hat es Selke mal erzählt, habe er Angebote von der Insel abgelehnt, weil er unbedingt wieder in Grün und Weiß spielen wollte.
Doch dieser Wunsch ging für ihn auf dem Rasen viel zu selten in Erfüllung. Und das dürfte den ehrgeizigen Stürmer ziemlich wurmen. Es wird ihm gewiss nicht reichen, sich wie zuletzt gegen die Bayern über das Wiedersehen mit Kumpel Niklas Süle zu freuen, den er freudig umarmte. Davie Selke will auch auf dem Platz wieder Spaß haben. (kni) Auch interessant: Vom Nebendarsteller zum Nebenbuhler - schafft Eren Dinkci bei Werder den Sprung?
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Bremen – Wer erinnert sich nicht an den 4. Februar, als der SV Werder Bremen den großen Favoriten Borussia Dortmund mit einem 3:2-Sieg aus dem DFB-Pokal warf. Davie Selke hatte das Weserstadion mit seinem frühen 1:0 zum Beben gebracht und nur wenige Tage nach seinem Last-Minute-Wechsel von Hertha BSC zu den Grün-Weißen große Hoffnungen im Abstiegskampf geschürt. Doch der 25-Jährige erlebte ein ganz unglückliches Jahr in Bremen.
Werder-Sportchef Frank Baumann gestand nun: „Davie ist jetzt elf Monate hier – und es ist schon so, dass er und wir uns ein Stück weit mehr davon erhofft haben. Das kann man ganz offen und auch kritisch so sehen.“ Dabei schwebt die im Sommer fällig werdende Ablösesumme von zehn Millionen Euro wie ein Damoklesschwert über der Geschichte von Davie Selke.
Das Pokalspiel des SV Werder Bremen in Hannover wäre nun eine gute Möglichkeit für Davie Selke gewesen, wieder an dieses besondere Erlebnis gegen den BVB im Februar anzuknüpfen und bessere Zeiten einzuläuten. Doch der Stürmer ist verletzt, fehlt seit zwei Wochen wegen einer mysteriösen Oberschenkelverletzung. Zwischenzeitlich hatte Werder sogar einen monatelangen Ausfall befürchtet. Doch eine zusätzliche Untersuchung in München ergab, dass die Verletzung nicht so schlimm ist, Selke Ende des Jahres wieder mit der Mannschaft trainierten kann. Es wird sogar ein Einsatz am 2. Januar im Bundesligaspiel bei Union Berlin angepeilt.
„Davie lässt sich auch durch persönliche Rückschläge wie seine aktuelle Verletzung nicht aus dem Konzept bringen. Er arbeitet sehr hart an sich. Ich bin überzeugt davon, dass das nächste Kalenderjahr für ihn und für uns deutlich besser wird als 2020“, verkündete Baumann – und als Zuhörer war man geneigt zu denken: Was soll der Sportchef auch anderes sagen? Er muss an den Angreifer glauben, er hat ihn schließlich verpflichtet – wenn auch aus der Not heraus. Weil Mittelstürmer Niclas Füllkrug mit einem Kreuzbandriss eigentlich für die komplette Saison nicht zur Verfügung stand, musste im Januar unbedingt Ersatz her, um die Chance auf den Klassenerhalt zu erhöhen. Baumann entschied sich gemeinsam mit Trainer Florian Kohfeldt für einen alten Bekannten: Davie Selke, der bei Werder Bremen zum Bundesliga-Spieler geworden war und dann mit seinem Wechsel zu RB Leipzig finanziell gerettet hatte. Die Ablösesumme von acht Millionen Euro machte Werder 2015 überhaupt erst wieder handlungsfähig.
Nun droht fast der umgekehrte Fall. Noch ist Selke nur ausgeliehen, doch im Sommer muss Werder zehn Millionen an die Spree überweisen. Nur bei einem Bremer Abstieg wird das Geschäft hinfällig. Den soll aber auch Selke mit seinen Toren möglichst verhindern – und dann mithelfen, dass Werder wieder richtig auf die Beine kommt.
„Ich will es allen zeigen – den Medien, den Bremern, Florian Kohfeldt, Frank Baumann und natürlich auch mir selbst. Das ist mein größter Antrieb. Ich will wieder performen!“, hatte Davie Selke im Sommer in einem bemerkenswert offenen in Interview mit der DeichStube verkündet. Es wurmte ihn gewaltig, dass er in der Rückrunde für Werder Bremen nur in diesem einen Pokalspiel gegen Dortmund getroffen hatte und in der dramatischen Schlussphase der Zittersaison überhaupt nicht mehr zum Einsatz gekommen war. Im Trainingslager in Zell am Ziller war ein hoch motivierter Selke zu sehen. Beim Bundesliga-Auftakt gegen Ex-Club Hertha traf er auch gleich – allerdings nur zum 1:3, die Partie endete 1:4. Eine Woche darauf stand Füllkrug für ihn in der Startelf und schoss den FC Schalke mit drei Toren beim 3:1-Sieg im Alleingang ab. Damit waren die Fronten im Sturm geklärt. Und als Füllkrug später mit einer Wadenverletzung ausfiel, musste auch Selke wegen Adduktorenproblemen passen.
Es sollte einfach nicht sein, wie dann auch im Dezember. Gegen den VfB Stuttgart gelang Davie Selke kurz vor Schluss sein zweiter Saisontreffer, die 1:2-Niederlage ließ sich dadurch aber auch nicht verhindern. Und danach war der Mittelstürmer erneut verletzt. Es ist wie verhext. Doch Baumann glaubt nicht, dass der 25-Jährige daran zerbrechen wird. „Davie ist einer, der brennt, der hier alles gibt, der auch in schwierigen Phasen nicht aufgibt“, betonte der Sportchef und hob rückblickend noch hervor: „Diese positive Herangehensweise von Davie hat uns sowohl in der letzten als auch in dieser Saison geholfen.“
In der Tat: Davie Selke war öffentlich stets bemüht, gut gelaunt zu wirken. Immer ging der Daumen hoch, wenn er einen Fotografen oder Journalisten entdeckte. Er weiß, wie groß die Erwartungshaltung an ihn ist – gerade auch wegen der hohen Ablösesumme. Da gab und gibt es viele kritische Töne. „Das ist auch völlig legitim, weil ich nicht gut gespielt habe“, hatte Selke bereits im Sommer gesagt und versprochen: „Ich werde alles daran setzen, für Werder Bremen wertvoll zu sein.“ Versucht hat er es, aber sein Körper noch nicht mitgespielt. In sechs von 13 Bundesligaspielen fehlte er verletzungsbedingt. Dem Neustart im Sommer soll nun ein Neustart im Winter folgen. (kni)
Letzte Meldung vom 27. November 2020:
Einmal in der Startelf, danach drei Kurzeinsätze, dann verletzt und in München nicht berücksichtigt: Für Stürmer Davie Selke verläuft die Saison bei Werder Bremen bisher alles andere als zufriedenstellend. Trainer Florian Kohfeldt ist sich aber dennoch sicher, dass der 25-Jährige für die Mannschaft noch wichtig wird.
„Er ist für mich alles andere als abgeschrieben. Ich bin froh, seine Qualität im Kader zu haben“, sagte Kohfeldt vor dem Auswärtsspiel des SV Werder Bremen beim VfL Wolfsburg (Freitag, 20.30 Uhr, DeichStube-Live-Ticker), in dem Davie Selke jedoch - wenn überhaupt - nur zu einem Kurzeinsatz kommen dürfte. „Die Chancen sind da, dass für ihn ein Einsatz dazukommt, aber man muss schon sagen, dass er zwischendurch fast vier Wochen lang raus war“, erinnerte der Trainer.
Die Spiele gegen Hoffenheim, Frankfurt und Köln hatte der Angreifer wegen Leistenbeschwerden verpasst, wodurch er um die Chance gebracht wurde, im Duell mit den anderen beiden zentralen Angreifern, Josh Sargent und Niclas Füllkrug, an Boden gut zu machen.
„Davie hat vom ersten Tag der Vorbereitung an dokumentiert, wie sehr er will“, blickte Kohfeldt zurück. Die Belohnung: Sowohl im DFB-Pokal-Erstrundenspiel gegen Jena, als auch am ersten Bundesliga-Spieltag gegen seinen Ex-Club Hertha BSC stand Davie Selke in der Anfangsformation, schoss beim 1:4 gegen die Berliner sogar das Tor für Werder Bremen.
„Dann hatte er das Pech, dass Niclas Füllkrug auf Schalke ein richtiges Ausrufezeichen gesetzt hat“, sagte Kohfeldt und meinte damit den Dreierpack des Stürmers, der danach in den Spielen gegen Bielefeld, Freiburg und Hoffenheim jeweils den Vorzug vor Selke erhielt, sich im Duell gegen die Kraichgauer aber an der Wade verletzte und seitdem ausfällt. Davie Selke konnte diese Lücke wegen seiner eigenen Verletzung bisher nicht füllen.
„Ich erlebe ihn trotzdem sehr positiv“, sagte Kohfeldt, „Davie wird noch sehr wichtig für uns sein“. Für Werder Bremen wäre das gut. Denn teuer wird Selke für den Verein mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit. Zur Erinnerung: Steigt Werder in der laufenden Saison nicht aus der Bundesliga ab, greift im kommenden Jahr eine Kaufpflicht, und die Bremer müssen zehn Millionen Euro für den Angreifer an Hertha BSC überweisen. (dco)