Im Podcast „Phrasenmäher“ verrät der 37-Jährige, dass ihn dieses letzte Relegationsspiel in Heidenheim bis an den Pool von Mallorca verfolgt hat und er bis zum Saisonstart noch sein Gewicht im Griff haben will. Aber Florian Kohfeldt spürt auch einen persönlichen Gewinn und eine große Lust auf die neue Saison mit Werder Bremen.
„Das war eine sehr lehrreiche Zeit – für uns alle“, erinnert sich Kohfeldt und glaubt: „Das durchgezogen zu haben, nicht weggelaufen zu sein und es mit allen Fehler geschafft zu haben, das bringt einen weiter. Ich weiß nicht, um wie viele Jahre ich gealtert bin, aber dieser Erfahrungsschatz ist auch ein Riesengeschenk.“ Als er es so nach zehn Tagen im Familienurlaub gewagt habe, sich erstmals Bilder von der Rettung in Heidenheim anzuschauen, sei er erschrocken gewesen. „Da habe ich schon gedacht: ,Gut, Kollege, dass du jetzt mal im Urlaub bist.' Dieser Typ da – irgendetwas hatte der mit mir zu tun. So will ich mich nicht noch mal so sehen!“
Florian Kohfeldt war damals schwer gezeichnet vom Abstiegskampf. Augenringe bis zur Brust, ein leerer Blick und ein leicht aufgeschwemmter Körper. „Sechs Kilo“ habe er vom Saisonstart bis zum Saisonende zugelegt. Lange hatte er sich nicht getraut, überhaupt auf die Waage zu gehen. Jetzt ist wieder alles okay. „Dreieinhalb Kilo habe ich schon verloren. Zum Saisonstart bin ich hoffentlich auf dem alten Niveau.“
Auch mental sieht es viel besser aus. „Dieses Spiel in Heidenheim hat mich wirklich verfolgt“, erzählt Florian Kohfeldt von Momenten zum Beispiel am Pool, als er kurz weggenickt war: „Ich bin dann wirklich ein paar Mal hochgeschreckt und habe gedacht: Jetzt ist das entscheidende Spiel in Heidenheim. Dann merkst du aber: Die Sonne scheint, das Wasser plätschert, alles ist gut.“ Diese Schrecksekunden seien nun aber weg, abgelöst von einer großen Lust auf die neue Saison. „Was ich mir hier vorgenommen habe, ist noch nicht fertig. Ich weiß nicht, ob das klappt. Ich sage auch nicht, dass Frank Baumann (der Sportchef, Anmerkung der Redaktion) und ich die Besten überhaupt sind. Aber dieses Ziel, dieser Antrieb ist bei uns noch da.“
Es geht darum, Werder Bremen besser zu machen. Und im Hinterkopf ist da immer noch diese große Sehnsucht: „Ich würde es lieben, dass hier die Lichter wieder mittwochs oder donnerstags angehen. Das ist kein Ziel für die nächste Saison. Aber ich durfte das als Fan miterleben, das hat wirklich etwas Magisches.“ Gemeint sind diese unvergesslichen Europapokalabende im Weserstadion, die nun schon über zehn Jahre zurückliegen.
Im „Phrasenmäher“ blickt Kohfeldt auch noch auf eine „Dummheit“ zurück. „Es gibt ein paar Bereiche, die nur mir gehören: meine Familie und enge Freunde. Über die rede ich nur in extremen Ausnahmesituationen.“ Der unerwartet hohe 6:1-Sieg gegen Köln am letzten Spieltag, der den direkten Abstieg verhinderte, war durchaus ein besonderer Moment. Und so plauderte Florian Kohfeldt ungewohnt offen aus, dass ihm seine Frau das exakte Ergebnis vorausgesagt hatte. „Das war dumm, richtig dumm. Das darf mir nicht noch mal passieren“, ärgert sich Kohfeldt noch immer. Er will sein privates Umfeld stets schützen und darüber lieber gar nichts erzählen, um sich nicht verstellen zu müssen. Denn eines ist ihm ganz wichtig: „Alles, was ihr von mir seht – am Spielfeldrand oder bei Pressekonferenzen, das bin ich wirklich, würde ich mal behaupten. Ich spiele in den seltensten Fällen eine Rolle.“ (kni)