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Coach Kohfeldt verrät seine schönsten Werder-Momente

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Die letzte Saison des SV Werder Bremen hat Trainer Florian Kohfeldt schwer zugesetzt - jetzt ist der Akku wieder aufgeladen, der Coach hat Lust auf die neuen Aufgaben.
Die letzte Saison des SV Werder Bremen hat Trainer Florian Kohfeldt schwer zugesetzt - jetzt ist der Akku wieder aufgeladen, der Coach hat Lust auf die neuen Aufgaben. © gumzmedia

Bremen – Klar, den jubelnden oder hadernden oder erklärenden Florian Kohfeldt kennt jeder Fan des SV Werder Bremen. Aber was macht der Coach des Bundesligisten eigentlich direkt nach dem Spiel, wenn er sich in die Kabine zurückgezogen hat?

Er genießt einen „unglaublich schönen Moment“, erzählt Florian Kohfeldt im zweiten Teil des Podcasts „Phrasenmäher“ und der Trainer des SV Werder Bremen verrät zudem, dass er „irgendwann auch die Besten trainieren möchte“.

Werder Bremen: Florian Kohfeldt über den Druck im Fußball-Geschäft

Der Druck für Bundesliga-Trainer ist enorm. „Es gibt keinen Beruf, in dem du so viele Faktoren zusammenbringen musst und wo das jede Woche überprüft wird, ob das dann läuft“, sagt der 37-Jährige und Florian Kohfeldt schwärmt: „Wenn du das Gefühl hast, es passt alles zusammen, da steht eine Mannschaft auf dem Platz, die macht, was wir besprochen haben, das ist ein unglaublich schöner Moment.“ So sei es im Mai 2019 beim 2:2 gegen Borussia Dortmund gewesen. „Das bislang schönste Spiel, was ich hatte. Das war mein Fußball. Sie haben alles abgerufen, was wir besprochen und trainiert haben. Das war geil, das treibt mich an.“

Werder Bremen gegen den Linzer ASK - hier gibt es das Testspiel im Liveticker

Die Minuten nach so einem Spiel seien extrem wertvoll – nicht die Zeit auf dem Feld, sondern kurz danach. „Wenn du 2:1 in Augsburg gewinnst, dann kommst du in die Kabine, gehst in deinen Raum. Da ist Ruhe. Das ist ein unglaublich schöner Moment, Zufriedenheit. Du wirst jede Woche geprüft, und dann hast du es zusammen geschafft, da ist man glücklich“, erzählt Florian Kohfeldt und betont: „Dieser Moment gehört nur uns. Den kannst du nur erleben, wenn du da drinnen sitzt, wenn du ein Teil davon bist. Und dann kommt der Pressesprecher und sagt: ,Wir müssen raus zu den Interviews.‘“

Ganz speziell sei diese Situation natürlich in Heidenheim gewesen, nachdem der Klassenerhalt des SV Werder Bremen  perfekt gemacht worden war. „Als ich mit den Interviews fertig war, war gefühlt die halbe Mannschaft schon besoffen“, erinnert sich Florian Kohfeldt. Dann hat er sich selbst noch einen Rückzugsort gesucht. Eine Steintreppe, die von der Kabine zur Tribüne führte. „Da habe ich mich hingesetzt und ganz kurz mit zu Hause telefoniert. Dann habe ich alleine ein Bier getrunken. Das war der Moment, da wurde es ruhig, und ich wusste, wir haben es hinter uns.“ Wenig später wurde es dann aber immer voller auf der Treppe. „Erst kamen Leo und Bargi“, erinnert sich Kohfeldt und meinte damit Leonardo Bittencourt und Philipp Bargfrede. Irgendwann habe er dann gedacht: „Das ist ein Moment, der kann ein bisschen so bleiben.“

Werder Bremen: Florian Kohfeldt will irgendwann die Besten trainieren

Aber im Fußball geht alles ziemlich schnell. Gerade bei Trainern. Nach knapp drei Jahren beim SV Werder Bremen ist Florian Kohfeldt inzwischen nach Christian Streich (SC Freiburg) schon der dienstälteste Coach in der Bundesliga. Als er auf sein persönliches Ziel angesprochen wird, da gibt der 37-Jährige ganz offen zu: „So wie Spieler sagen, sie möchten mit den Besten zusammenspielen, so möchte ich irgendwann auch die Besten trainieren. Ich durfte ja schon Spieler wie Claudio Pizarro, Max Kruse, Nuri Sahin, Davy Klaassen trainieren. Das sind alles absolute Topspieler. Das treibt mich an. Mit den Besten zu arbeiten, das fände ich schon stark.“ Kohfeldt will das allein so aber nicht stehen lassen und fordert: „Bitte dieses ,Ich will mit den Besten zusammenarbeiten‘ nicht als Schlagzeile verkürzt wiedergeben, sondern im Kontext. Ich gehe jeden Tag so gerne dahin, die Spieler sind überragend. Ich habe keinen Titel oder keinen Verein im Blick. Ich möchte einfach nur auf dem höchsten Niveau arbeiten, das möglich ist.“

Dabei scheut der noch junge Coach auch keine großen Namen. Angesprochen auf eine Zukunft bei RB Leipzig, dem FC Bayern oder Borussia Dortmund antwortet er ganz selbstbewusst: „Das ist nichts, wo ich sage, das kann ich mir nicht vorstellen. Ich habe keine Angst davor, einen größeren Verein von der Außenwirkung her zu trainieren. Ich sage aber auch ganz klar: Wenn Werder Bremen das Größte ist, was ich in meinem Trainerleben erleben durfte, dann habe ich etwas richtig Großes erlebt.“ (kni)Letzte Meldung vom 11. August 2020:

Werder-Coach Florian Kohfeldt: „So will ich mich nicht noch mal sehen“

Florian Kohfeldt und der Abstiegskampf – dieser Krimi hat beim Trainer von Werder Bremen Spuren hinterlassen. Körperlich wie mental.

Im Podcast „Phrasenmäher“ verrät der 37-Jährige, dass ihn dieses letzte Relegationsspiel in Heidenheim bis an den Pool von Mallorca verfolgt hat und er bis zum Saisonstart noch sein Gewicht im Griff haben will. Aber Florian Kohfeldt spürt auch einen persönlichen Gewinn und eine große Lust auf die neue Saison mit Werder Bremen.

„Das war eine sehr lehrreiche Zeit – für uns alle“, erinnert sich Kohfeldt und glaubt: „Das durchgezogen zu haben, nicht weggelaufen zu sein und es mit allen Fehler geschafft zu haben, das bringt einen weiter. Ich weiß nicht, um wie viele Jahre ich gealtert bin, aber dieser Erfahrungsschatz ist auch ein Riesengeschenk.“ Als er es so nach zehn Tagen im Familienurlaub gewagt habe, sich erstmals Bilder von der Rettung in Heidenheim anzuschauen, sei er erschrocken gewesen. „Da habe ich schon gedacht: ,Gut, Kollege, dass du jetzt mal im Urlaub bist.' Dieser Typ da – irgendetwas hatte der mit mir zu tun. So will ich mich nicht noch mal so sehen!“

Werder Bremen: Florian Kohfeldt war schwer gezeichnet vom Abstiegskampf

Florian Kohfeldt war damals schwer gezeichnet vom Abstiegskampf. Augenringe bis zur Brust, ein leerer Blick und ein leicht aufgeschwemmter Körper. „Sechs Kilo“ habe er vom Saisonstart bis zum Saisonende zugelegt. Lange hatte er sich nicht getraut, überhaupt auf die Waage zu gehen. Jetzt ist wieder alles okay. „Dreieinhalb Kilo habe ich schon verloren. Zum Saisonstart bin ich hoffentlich auf dem alten Niveau.“

Auch mental sieht es viel besser aus. „Dieses Spiel in Heidenheim hat mich wirklich verfolgt“, erzählt Florian Kohfeldt von Momenten zum Beispiel am Pool, als er kurz weggenickt war: „Ich bin dann wirklich ein paar Mal hochgeschreckt und habe gedacht: Jetzt ist das entscheidende Spiel in Heidenheim. Dann merkst du aber: Die Sonne scheint, das Wasser plätschert, alles ist gut.“ Diese Schrecksekunden seien nun aber weg, abgelöst von einer großen Lust auf die neue Saison. „Was ich mir hier vorgenommen habe, ist noch nicht fertig. Ich weiß nicht, ob das klappt. Ich sage auch nicht, dass Frank Baumann (der Sportchef, Anmerkung der Redaktion) und ich die Besten überhaupt sind. Aber dieses Ziel, dieser Antrieb ist bei uns noch da.“ 

Werder Bremen: Florian Kohfeldt blickt auf eine „Dummheit“ zurück

Es geht darum, Werder Bremen besser zu machen. Und im Hinterkopf ist da immer noch diese große Sehnsucht: „Ich würde es lieben, dass hier die Lichter wieder mittwochs oder donnerstags angehen. Das ist kein Ziel für die nächste Saison. Aber ich durfte das als Fan miterleben, das hat wirklich etwas Magisches.“ Gemeint sind diese unvergesslichen Europapokalabende im Weserstadion, die nun schon über zehn Jahre zurückliegen.

Im „Phrasenmäher“ blickt Kohfeldt auch noch auf eine „Dummheit“ zurück. „Es gibt ein paar Bereiche, die nur mir gehören: meine Familie und enge Freunde. Über die rede ich nur in extremen Ausnahmesituationen.“ Der unerwartet hohe 6:1-Sieg gegen Köln am letzten Spieltag, der den direkten Abstieg verhinderte, war durchaus ein besonderer Moment. Und so plauderte Florian Kohfeldt ungewohnt offen aus, dass ihm seine Frau das exakte Ergebnis vorausgesagt hatte. „Das war dumm, richtig dumm. Das darf mir nicht noch mal passieren“, ärgert sich Kohfeldt noch immer. Er will sein privates Umfeld stets schützen und darüber lieber gar nichts erzählen, um sich nicht verstellen zu müssen. Denn eines ist ihm ganz wichtig: „Alles, was ihr von mir seht – am Spielfeldrand oder bei Pressekonferenzen, das bin ich wirklich, würde ich mal behaupten. Ich spiele in den seltensten Fällen eine Rolle.“ (kni)

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