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Werder Bremen im Homeoffice: Das Handy von Florian Kohfeldt glüht

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Wenn Florian Kohfeldt seine Spieler durchzählt, kommt er auf 28. Mit allen steht der Trainer des SV Werder Bremen auch in der Coronavirus-Krise im engen Austausch - telefonisch aus dem Homeoffice.
Wenn Florian Kohfeldt seine Spieler durchzählt, kommt er auf 28. Mit allen steht der Trainer des SV Werder Bremen auch in der Coronavirus-Krise im engen Austausch - telefonisch aus dem Homeoffice. © gumzmedia

Bremen – Und noch ein Anruf! Florian Kohfeldt macht in diesen Tagen vor allem eines: Telefonieren. Der Trainer des SV Werder Bremen will es in der Coronavirus-Krise irgendwie schaffen, „dass sich jeder mitgenommen fühlt und dass wir als Gruppe zusammen bleiben“.

Damit meint Florian Kohfeldt nicht nur die 28 Profis und das Trainerteam, sondern auch den ganzen Mitarbeiterstab rund um die Mannschaft des SV Werder Bremen. Fast 60 Personen sind das, die sich sonst täglich sehen, nun aber fast gar nicht. Also telefoniert Kohfeldt ganz viel oder versendet Sprachnachrichten. Was er sonst noch so in der Bundesliga-Zwangspause wegen des Coronavirus macht, hat er der DeichStube in einem Telefonat zwischen den vielen anderen Gesprächen verraten.

Werder Bremen: So arbeitet Florian Kohfeldt wegen des Coronavirus  im Homeoffice

„Es ist auch mal eine gute Gelegenheit für mich innezuhalten“, sagt der 37-Jährige. Fast sechs Jahre lang habe er im Profi-Geschäft als Co-Trainer und Trainer praktisch durchgearbeitet. Dabei gab es kaum Zeit zurückzublicken. Nun kramt er schon mal alte Vorbereitungspläne hervor, und ein Zettel ist ihm dabei immer ganz besonders wichtig: Darauf steht, welchen Fußball er in der bevorstehenden Saison mit Werder Bremen spielen wollte. Florian Kohfeldt überprüft sich quasi noch einmal selbst.

Eine schöne Nebensache, den Fokus richtet er allerdings auf die aktuelle Saison. Der Chefcoach will mit seinem Team optimal vorbereitet sein, wenn die Bundesliga-Saison nach dem Coronavirus fortgesetzt werden sollte. Wie kann das zum Beispiel nach mehreren Wochen Pause ohne Testspiele gelingen? Die wird es bei dem Zeitdruck, die Saison bis zum 30. Juni beendet haben zu wollen, kaum geben können. Viele weitere Fragen gibt es zu beantworten. Deshalb steht Florian Kohfeldt im ständigen Kontakt zu seinen Co-Trainern und Analysten. Fast ausschließlich per Telefon. Das direkte Miteinander wurde auch beim SV Werder Bremen wegen des Coronavirus auf ein Minimum verringert. Nur ganz selten fährt Kohfeldt ins Weserstadion, fast alles wird von zu Hause aus erledigt – ganz nah also bei der Familie. „Da habe ich gewiss die gleichen Probleme wie jeder andere auch, der Homeoffice macht“, sagt Kohfeldt und lacht. Väter und Mütter wissen genau, was damit gemeint ist: Diese Zerrissenheit zwischen der Arbeit und den Kindern. Beidem gerecht zu werden, ist schwierig.

Werder Bremen in der Coronavirus-Krise: Florian Kohfeldt plant für eine ungewisse Zukunft

Doch Kohfeldt redet nicht so gerne über sein Privatleben, will damit seine Familie schützen. Also zurück zum Fußball. Und da spielt aktuell immer diese Ungewissheit mit. Niemand weiß, wie sich die Coronavirus-Krise entwickeln und weiter auf den Fußball auswirken wird. Kann in dieser Saison nochmal gespielt werden? Florian Kohfeldt hört die Frage häufig bei seinen vielen Telefonaten, eine Antwort hat auch er nicht. Alles ist offen. Doch als Trainer eines Bundesligisten kann er jetzt nicht nur warten. Der Coach des SV Werder Bremen muss die Spieler seit gut einer Woche nicht nur ferngesteuert trainieren, sondern im weitesten Sinne auch bei Laune halten. „Ich versuche, jeden Spieler regelmäßig anzurufen. Und dann merkt man erstmal, wie viele das sind“, sagt Kohfeldt, lacht und fügt dann erklärend an: „28 sind es immerhin. Im Drei-Tages-Rhythmus klappt das aber ganz gut.“

Florian Kohfeldt hält nicht nur Kontakt zu den Profis, sondern auch zu den Physiotherapeuten, dem Zeugwart oder der Wäschefrau. Da würde einem erst bewusst, wie viel einem durch diesen fehlenden täglichen Kontakt an Kommunikation verloren geht. Und Kohfeldt ist sehr kommunikativ, mag es, sich mit seinem Team auszutauschen.

Aber nicht nur das fehlt ihm. „Was ich ganz besonders vermisse“, fängt er an, hält kurz inne und betont: „Bitte nicht falsch verstehen, das soll keine Aufforderung sein, dass sich in dieser schwierigen Situation für mich etwas ändern muss. Die Gesundheit ist das allerwichtigste. Aber mir fehlt es einfach, auf dem Platz zu stehen, ob beim Training oder beim Spiel. Das ist das, was ich am meisten an meinem Beruf liebe. Das kann dir kein Schreibtisch ersetzen.“

Coronavirus: Werder Bremen-Trainer Florian Kohfeldt guckt im Homeoffice alte Spiele

Es ist ein kurzer Ausflug in die heile Fußball-Welt, die in der Coronavirus-Krise plötzlich so weit weg erscheint. Ab und zu taucht Florian Kohfeldt per Video noch in Bundesliga-Spiele ein. Rückblicke, die allerdings fast emotionslos geschehen, weil es dann um die harte Arbeit geht. Gutes finden, Schlechtes finden, Lösungen finden. Denn irgendwann wird der Ball auch bei Werder Bremen wieder rollen. Sehr wahrscheinlich braucht Kohfeldt dann ein neues Handy, bei seinem alten dürfte bei so vielen Anrufen bald der Akku platt sein.

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