23,71 Millionen Euro Minus – so schlecht ist in der Geschichte des SV Werder Bremen noch nie ein Geschäftsjahr abgeschlossen worden. Der Hauptgrund dafür ist klar: die Corona-Pandemie und der daraus folgende Lockdown in der Bundesliga. Das hat vor allem Zuschauereinnahmen gekostet. Sechs Geisterspiele in der Rückrunde gehören in die Bilanz, jedes hat eine bis 1,5 Millionen Euro Mindereinnahmen gebracht. Dazu konnten Sponsoren ihren Verpflichtungen nicht nachkommen, das TV-Geld ging zurück. Der Umsatz reduzierte sich in der Summe von 157,1 Millionen Euro auf 116,7 Millionen Euro - ein Rückgang um 40,4 Millionen Euro, der natürlich durch Einsparungen nur zum Teil aufgefangen werden konnte. Das Minus von 23,71 Millionen ist scheinbar das Ergebnis. Die Geschäftsführung will noch in diesem Monat die anderen Gremien des Clubs über die Geschäftszahlen informieren, ehe sie veröffentlicht werden.
Filbry hatte schon frühzeitig auf die miese Werder-Bilanz vorbereitet. Im August 2020 erklärte er im Interview mit der DeichStube: „Es fehlt uns einfach unglaublich viel Geld als Folge der Coronakrise – rund 30 Millionen Euro an Einnahmen aus der vergangenen und der kommenden Saison.“ Damals war Filbry noch von einer Rückkehr der Zuschauer im Januar ausgegangen. Die 30 Millionen müssen also auf die Rückrunde der vergangenen Saison und auf die Hinrunde der laufenden Spielzeit verteilt werden - mit einem Schwerpunkt in der Saison 2020/21. Laut „Bild“ beziffert Werder den Corona-Verlust für 2019/20 intern mit elf Millionen Euro.
Woher der Rest kommt? Antwort: Transfergeschäfte. Werder Bremen hat keinen Star verkauft, aber Verträge verlängert und für Niclas Füllkrug und Marco Friedl Millionen-Ablösen gezahlt. So wurde der Angriff auf Europa geplant. Aber alles ging schief, das Vorhaben scheiterte krachend. Am Ende wäre Werder beinahe abgestiegen. Zurück bleibt das Rekord-Minus. Zur Erinnerung: Im Geschäftsjahr 2018/19 war Werder noch stolz gewesen, nach Jahren der Konsolidierung ein Plus von 3,5 Millionen Euro vermelden zu können. Das Eigenkapital stieg auf 7,6 Millionen Euro. Alles weg! Stattdessen steht unter dem Strich eine Summe von 16 Millionen Euro, die aufgefangen werden muss.
Bei anderen Bundesliga-Vereinen ergibt sich ein ähnliches Bild, die Ausprägungen sind jedoch unterschiedlich. Während zum Beispiel Mainz 05 lediglich 2,2 Millionen Euro Minus vermeldete (bei einem Umsatzrückgang von 30 Millionen Euro) und Union Berlin einen Fehlbetrag von 7,44 Millionen Euro bestätigte, musste Borussia Dortmund für das gleiche Geschäftsjahr ein Minus von 44 Millionen Euro verbuchen. Der SC Freiburg schrieb dagegen eine schwarze Null, Bayern München erwirtschaftete trotz des Triples nur ein vergleichsweise bescheidenes Plus von 17 Millionen Euro. (csa)