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Fußball und Rassismus: Werder-Profi Mbom wirkt im Film „Schwarze Adler“ mit

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Jean-Manuel Mbom vom SV Werder Bremen wirkt im Film „Schwarze Adler“ mit, in dem es um das Thema Fußball und Rassismus geht.
Jean-Manuel Mbom vom SV Werder Bremen wirkt im Film „Schwarze Adler“ mit, in dem es um das Thema Fußball und Rassismus geht. © imago images / Sven Simon

Bremen - Viele Menschen wissen nicht, wie sich Diskriminierung wegen der Hautfarbe anfühlt. In einer Dokumentation beschreiben schwarze Ex-Nationalspieler und aktuelle Fußballer nun ihre erschütternden Erfahrungen mit Rassismus und Ausgrenzung - auch Werder Bremens Profi Manuel Mbom wirkt in dem Film „Schwarze Adler“ mit, der ab heute bei Amazon Prime und am 18. Juni im ZDF zu sehen ist.

„Ich bin sehr dankbar und stolz, ein Teil des Films sein zu dürfen. Er behandelt Themen, die mir persönlich sehr am Herzen liegen“, schreibt Manuel Mbom auf Instagram, direkt unter einem kleinen Video-Ausschnitt, der eines seiner Statements aus dem Film zeigt. „Mein erster Fußball war weiß und schwarz“, sagt Mbom da, ehe er auf seine Jugendzeit in Göttingen zurückblickt. „Wir sind oben an der Uni Fußballspielen gegangen, da gab es alles, Leute aus allen Ländern. Das fand ich immer cool früher, auch schon als kleiner Junge“, berichtet der 21-Jährige Profi des SV Werder Bremen, der die Ansicht vertritt, dass sich beim Thema Rassismus im Fußball in den vergangenen Jahren schon einiges getan habe.
 
„Ich denke, dass wir schon einen weiten Weg gegangen sind“, sagt Mbom in „Schwarze Adler“. Und: „Mein Leben ist schon ganz anders als das Leben einer schwarzen Person früher.“ Trotzdem sei noch viel zu tun: „Wir müssen noch weitergehen und zusammen viel dafür tun, damit die Leute eines Tages hoffentlich wissen, was richtig und falsch ist und der Mensch nur noch als Mensch gesehen wird.“

Werder Bremen: Jordan Torunarigha vom Liga-Konkurrent Hertha BSC erlebte wie Manuel Mbom Rassismus

 
Davon, wie schwer es schwarze Fußballer und Fußballerinnen in Deutschland früher hatten, wie heftig die Anfeindungen gegen sie waren, berichten im Film zahlreiche Betroffene. Der ehemalige Bundesliga-Profi Otto Addo erzählt, wie ihn Menschen mit Bierflaschen beworfen haben. Guy Acolatse, der in den 1960er-Jahren beim FC St. Pauli spielte, sagt: „Manchmal sahen sie mich an, als ob ich sie gleich fressen werde.“ Und der frühere deutsche Nationalspieler und Ex-Werder-Profi Erwin Kostedde erinnert sich an die Worte: „Guck mal der Schwatte, das hätte es bei Hitler nicht gegeben.“ Dass schwarze Fußballspieler und -spielerinnen in Deutschland wegen ihrer Hautfarbe beleidigt und mit Affenlauten verhöhnt wurden, gehörte früher zum traurigen Alltag. Manches hat sich verändert und verbessert, doch auch heute erleben die Aktiven noch Diskriminierung.
 
Die Erfahrungen von Ex-Profis wie Kostedde, Rigobert Gruber, Jimmy Hartwig, Patrick Owomoyela, Gerald Asamoah, Steffi Jones und Addo fließen in den Film von Regisseur Torsten Körner („Angela Merkel: Die Unerwartete“) und Produzent Leopold Hoesch („Kroos“, „Nowitzki“) ein. Mit dem Satz „Ich wurde geliebt als Fußballer und abgelehnt als Mensch“, beschrieb Ex-Fußballprofi Ojokojo Torunarigha (Chemnitzer SV) sein Wirken während der 90er-Jahre in Deutschland. Noch heute erfährt sein Sohn, Hertha-BSC-Kicker Jordan Torunarigha, Rassismus am eigenen Leib: Während eines Bundesligaspiels im Februar 2020 gegen den FC Schalke 04 hatten Zuschauer Affenlaute in seine Richtung gerufen.
 

Werder Bremen: Manuel Mbom erzählt auch von positiven Erlebnissen als schwarzer Spieler

Die Geschichten der Protagonisten wechseln sich mit historischen Einspielern ab, wie Deutsche in Film und Fernsehen der 50er/60er-Jahre auf verstörende Weise ihre Herabsetzung gegen Schwarze ausgedrückt haben. Kinder von schwarzen US-Soldaten galten nach dem Krieg als störend. Der Film „Toxi“ aus dem Jahr 1952 machte deutlich, dass diese Kinder doch angeblich in Amerika besser aufgehoben seien als in Deutschland.
 
Kostedde, der 1974 als erster schwarzer Spieler in der Nationalmannschaft debütierte, habe immer den Adler auf der Brust tragen wollen, doch im Nachhinein sagt er, sei er nie in der Mannschaft warm geworden. Auch Ex-Nationalspieler Jimmy Hartwig beschreibt das Gefühl, nicht dazu zu gehören. Hartwig erzählt, wie sein Opa ihn als Bastard bezeichnete und ein glühender Hitler-Verehrer war. Im Laufe des Films merkt der Zuschauer eine Veränderung des Zeitgeists. Gerade jüngere Spieler wie Manuel Mbom, der von der U16 bis zur U21 sämtliche DFB-Nachwuchsteams durchlaufen hat, berichten von positiveren Erlebnissen als schwarze Spieler in den Jahrzehnten zuvor. Otto Addo klingt weniger optimistisch: „Ich habe sehr viel Kontakt zu ganz normalen Menschen. Und das sind dieselben Probleme wie vor 20, 30 Jahren“, sagt er. Egal ob bei der Suche nach einer Wohnung oder einem Job. Da habe sich nicht viel verändert. (dco/dpa) Auch interessant: Werder-Senkrechtstarter Manuel Mbom im Interview über seine Premierensaison, Spaghetti-Eis und Entwicklungshilfe.
 

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