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Die erzwungene Entscheidung

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Der Käpt‘n geht von Bord.
Der Käpt‘n geht von Bord. © Gumz

Bremen – Das Setting des kurzen Videos, hochkant und vermutlich mit dem Handy gefilmt, dann bei Facebook veröffentlicht, ist mehr als unspektakulär. Viel zu sehen gibt es jedenfalls nicht. Im Hintergrund ein heller Vorhang, davor ein Tisch, auf dem nichts steht, an dem allerdings jemand sitzt, der dringend etwas loswerden möchte: Max Kruse.

Exakt 1:37 Minuten nimmt sich der 31-Jährige Zeit, richtet das Wort an Werders Fans – und erklärt eine Entscheidung, auf die Verein und Umfeld sehr lange gewartet hatten und die nun endgültig gefallen ist: Kruse geht, der Kapitän verlässt Werder, wird seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern. „Ich weiß, es ist schwer, aber ich bitte euch, meine Entscheidung zu akzeptieren und zu respektieren“, sagt Kruse. „Sie ist mir definitiv nicht leicht gefallen.“

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Finanzielle Vorstellungen zu weit auseinander

Am Donnerstagnachmittag hatte es das letzte Gespräch, den letzten Verhandlungsversuch zwischen Werder und dem Profi gegeben. Immer noch zu weit auseinander sollen dabei die finanziellen Vorstellungen gelegen haben. Während sich Kruse, der geschätzt 3,5 Millionen Euro im Jahr verdient, gerne verbessert hätte, sah Werders Angebot geringere Bezüge vor. Eine Übereinkunft war schließlich nicht mehr möglich. Am Ende dürfte es der Verein gewesen sein, der die Gespräche beendete, weil er Kruse keine noch längere Bedenkzeit einräumen wollte. Das geht zumindest aus einer Aussage von Trainer Florian Kohfeldt hervor: „Wir wollten Klarheit und haben uns entschieden, dass er sich jetzt entscheiden muss.“

Monatelang hatten Kohfeldt und auch Sportchef Frank Baumann öffentlich Optimismus verbreitet, stets betont, fest mit einem Verbleib Kruses zu rechnen. Den Abgang des Leistungsträgers, den Kohfeldt erst im vergangenen Sommer zum Spielführer gemacht hatte, nahmen beide trotzdem ausgesprochen professionell und sportlich fair auf. „Ich respektiere absolut, dass Max nochmal etwas Neues machen möchte. Das ist sein gutes Recht“, sagte Kohfeldt. Und ergänzte: „Er hat jetzt keinen laufenden Vertrag gebrochen, sondern sein Vertrag bei uns läuft aus.“  Wehmut schwang in den Worten des Trainers zwar mit („Max hätte das Gesicht von etwas werden können, das gerade beginnt“), aber eben keine Verbitterung. Baumann klang ähnlich, hob die große Bedeutung Kruses für Werder in den vergangenen Jahren hervor: „Er hat sich vom ersten Tag an voll mit dem Club identifiziert. Bevor er kam, waren wir fast in der Zweiten Liga. Max hat durch seine Klasse und seine Art auf und neben dem Platz dazu beigetragen, dass wir jetzt ein anderes Gesicht haben.“ Ein Gesicht, dass sich nun zwangsläufig verändern wird. Denn eins zu eins, das weiß auch Baumann, wird sich Max Kruse kaum ersetzen lassen.

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Die Suche nach Ersatz läuft bei Werder schon länger. „Da gibt es verschiedene Varianten, aber jeder kann sich sicher sein, dass wir vorbereitet sind“, sagte Kohfeldt – und betonte: „Um uns muss sich keiner Sorgen machen.“

Ist Eintracht Frankfurt Ziel von Max Kruse?

Und Max Kruse? Wo spielt der Stürmer in der neuen Saison? Womöglich bei einem Bremer Bundesliga-Kontrahenten. Nach Informationen der DeichStube soll sich Eintracht Frankfurt mit einer Verpflichtung des Ex-Nationalspielers beschäftigen, der sich einen Wechsel an den Main vorstellen kann. Die großen europäischen Clubs – Inter Mailand, AS Rom und Tottenham Hotspur –, denen Interesse an Kruse nachgesagt wurde, sind keine heiße Spur mehr. Frankfurt hatte in dieser Saison mit dem Einzug ins Europa-League-Halbfinale für ordentlich Furore gesorgt und wird nach dem bevorstehenden Verkauf von Luka Jovic auch über das nötige Geld verfügen, um Kruses Gehaltswünsche zu erfüllen.

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