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Auf Schnäppchenjagd: Die Werder-Scouts fahnden mit Hochdruck nach ablösefreien Spielern – aber nicht nur

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Werder-Sportchef Frank Baumann (re.) und Scouting-Leiter Clemens Fritz müssen für Werder Bremen einen neuen Kader aufbauen.
Werder-Sportchef Frank Baumann (re.) und Scouting-Leiter Clemens Fritz müssen für Werder Bremen einen neuen Kader aufbauen. © gumzmedia

Bremen – Es ist nicht so, dass Anthony Jung der Erste gewesen wäre, überhaupt nicht. Schließlich finden sich bereits beim Blick auf die jüngere Werder-Vergangenheit durchaus namhafte Beispiele. Josh Sargent etwa. Oder Kevin Möhwald. Auch Felix Agu. Sie alle sind einst – genauso wie Anthony Jung jetzt – ablösefrei an die Weser gewechselt, was die Personalien für einen chronisch klammen Club wie Werder Bremen schon vor dem ersten Spiel zum wirtschaftlichen Glücksfall machte.

„Es war noch nie so, dass wir um ablösefreie Spieler einen Bogen gemacht haben“, sagt Sportchef Frank Baumann im Gespräch mit der DeichStube süffisant – und doch sind die Transfers, bei denen „nur“ etwaiges Handgeld und das Gehalt aufs Konto drücken, noch nie so wichtig gewesen wie im Sommer 2021. Bei der Kaderplanung jedenfalls, beim nach dem Abstieg zwingend nötigen Umbau der Mannschaft, der mit der Jung-Verpflichtung gerade erst begonnen hat, spielt bei Werder Bremen das Attribut „ablösefrei“ eine ganz zentrale Rolle. Ein Ausschlusskriterium ist es aber nicht.

„Natürlich ist es immer der Wunsch, aber es ist auch klar, dass es nicht immer klappen kann oder man Abstriche bei der Qualität in Kauf nehmen muss“, sagt Baumann. Viele Faktoren müssten eben zusammenkommen. Ein ganz entscheidender: Timing. Verteidiger Anthony Jung beispielsweise stand schon länger als Alternative für die Defensive auf dem Werder-Zettel. Dass sein Vertrag beim dänischen Meister Bröndby Kopenhagen in diesem Sommer ausläuft, machte ihn dann zur richtig heißen Aktie. „Wir sind in Dänemark sehr regelmäßig unterwegs und haben ihn in den letzten vier Jahren nie aus den Augen verloren“, erklärt Baumann. Nachdem dann auch Neu-Trainer Markus Anfang den Daumen gehoben hatte (Baumann: „Markus hat sich nochmal ein eigenes Bild gemacht, hat ein Gespräch mit Anthony geführt“) fiel die Entscheidung. Dass sich auch Jung schnell zu Werder Bremen bekannt hatte, machte den 29-Jährigen schließlich zum ersten Neuzugang nach dem Abstieg. Einen, auf den noch viele (möglichst ebenfalls ablösefreie) folgen sollen.

Werder Bremen bis 2022 einen Transferüberschuss von 30 Millionen Euro erzieheln

Das Fahnden nach solchen Profis läuft in Werders Scouting-Abteilung jedenfalls auf Hochtouren. Die großen Finanzsorgen, auch bedingt durch die Corona-Pandemie, machen das unabdingbar. Zur Erinnerung: Bis Sommer 2022 hat sich Werder Bremen einen Transferüberschuss in Höhe von 30 Millionen Euro vorgenommen. Große Ausgaben sind da nicht drin.

Baumann kennt das zwar schon aus den letzten Jahren, will die Modalitäten des Jung-Transfers aber dennoch nicht als eine Art Schablone für alle folgenden verstanden wissen will: „Wir müssen sehen, ob es nur ablösefreie Spieler gibt, oder ob wir auch die eine oder andere kleine Ablöse zahlen.“ Ausgeschlossen sei das nicht. Neu-Trainer Markus Anfang hatte bereits während seiner offiziellen Vorstellung von Gesprächen mit dem Vorstand berichtet und zum Thema Kaderplanung erklärt: „Man hat direkt gemerkt, dass der Verein gewillt ist, dementsprechende Möglichkeiten und Rahmenbedingungen zu schaffen, um eine schlagkräftige Truppe auf die Beine zu stellen.“ Allerdings ist dem 46-Jährigen auch bewusst, dass vorher Spieler verkauft werden müssen: „Am Ende ist es kein Wunschkonzert.“

Im Kader von Werder Bremen stehen einige heiße Verkaufskandidaten

Bis Geld reinkommt, dürften sich die Bremer noch gedulden müssen. Im Kader stehen zwar einige heiße Verkaufskandidaten (beispielsweise Rashica, Sargent, Augustinsson und Pavlenka), allerdings ist der Transfermarkt noch nicht richtig angesprungen. Die Schwierigkeit: Viele Clubs leiden nach wie vor an den Auswirkungen der Pandemie, andere, denen es wirtschaftlich besser geht, wollen zunächst die heute beginnende Europameisterschaft (läuft bis zum 11. Juli) abwarten, ehe sie Fakten schaffen. Heißt für Werder Bremen: abwarten – und dabei natürlich bestmöglich vorbereitet sein, wenn sich die Chance plötzlich ergibt und Mittel für Transfers da sind.

„Es gibt Positionen und Spieler, da wissen wir schon sehr genau, was wir umsetzen möchten. Es gibt aber auch Positionen, auf denen Abgänge zu erwarten sind und wir uns noch nicht auf einen Spieler festgelegt haben, weil wir jetzt auch noch nicht handeln können“, erklärt Baumann, der übrigens keine Werder-Scouts zur EM entsenden wird. Das Turnier wird in Bremen anhand von Videomaterial aufmerksam verfolgt. Sollten dabei Kandidaten ins Auge stechen – bei Werder Bremen dürfte inzwischen jeder Scout auswendig wissen, ob sie ablösefrei zu haben sind oder nicht. (dco)

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