Verfolgt Tahith Chongs Testspiel-Premiere für den SV Werder Bremen gegen den Linzer ASK im Live-Ticker der DeichStube!
Doch nun gelte seine volle Konzentration dem SV Werder Bremen, „ein großer Club in Deutschland, der mir in meiner Entwicklung helfen kann“, sagte Chong. In Bremen war er bis zum vergangenen Freitag noch nie, Werder kennt er dafür umso besser. „Ich war immer ein Fußball-Nerd, habe mir alles angeguckt. Und Werder hatte viele Holländer im Team – zum Beispiel Eljero Elia.“ Ebenfalls ein Außenstürmer, der von 2012 bis 2015 sein großes Potenzial nur selten auf den Platz gebracht hatte.
Er tauchte dann auch nicht auf, als Tahith Chong die Spieler nennen sollte, die ihn sportlich beeinflusst haben: „Ryan Giggs, Messi, Arjen Robben.“ Die Bezeichnung „Robben von Curacao“, die ob seiner Herkunft gerne mal benutzt wird, findet Chong jedoch unangemessen: „So denke ich nicht. Es ist zwar eine Ehre, mit einem solchem Spieler verglichen zu werden. Aber ich habe noch viele Schritte zu gehen, um vielleicht mal mit ihm in einem Atemzug erwähnt zu werden.“
Noch ist Tahith Chong kein Star, sondern ein großes Talent. Aber keineswegs schüchtern oder zurückhaltend. Er zeigte keinerlei Nervosität, sprach ganz locker über sich und seine Ziele. Auch über die Späße mit den neuen Kollegen. Da sind die gleichaltrigen Felix Agu und Manuel Mbom seine ersten Ansprechpartner. „Sie sind sehr witzig. Sie machen mir die Tage sehr lustig, bringen mich zum Lachen“, erzählte Chong mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Aber er kann auch ganz anders. „Wenn ich auf das Feld gehe, dann zeige ich mein Gameface. Dann tue ich das Beste fürs Team.“ Bei seinem ersten Training am Sonntag war davon schon etwas zu sehen, manchmal konnten ihn die Kollegen nur durch ein Foul stoppen, so zielstrebig und flink hatte er sich in Richtung Tor aufgemacht. „Du musst die Mentalität haben, jedes Spiel gewinnen zu wollen.“ Das hat er bei Manchester United gelernt. Davon könnte Werder Bremen profitieren.
Medial sowieso. 600.000 Menschen folgen ihm bei Instagram, bei Werder sind es nur 300.000. Nachhilfe will Tahith Chong dem neuen Club deshalb aber nicht geben, er könnte es auch gar nicht. Denn: „Die Social-Media-Arbeit mache ich gar nicht selbst. Mein Fokus liegt auf dem Fußball, Social Media ist das unwichtigste“, betonte Chong.
Eigentlich braucht er auch keine Plattformen, um auch sich aufmerksam zu machen. Bei Tahith Chong reichen schon die mähnenhafte Frisur um aufzufallen. Die Haare sind schon so etwas wie sein Markenzeichen. Aber damit ist es so ist, muss er sich gar nicht extra ins Zeug legen oder gar einen Starfriseur einfliegen lassen, wie das bei einigen Profi-Fußballern durchaus mal üblich ist. „So etwas brauche ich nicht“, erklärte Chong, „ich gehe wie jeder zum Friseur, oder meine Mutter macht das.“ Jetzt im Sommer, wenn er die Haare wegen der Hitze meistens nach hinten gebunden hat, „brauche ich keine fünf Minuten dafür“. Im Winter könnten es schon mal zehn, 15 Minuten werden. „Dann trage ich die Haare gerne offen über die Ohren, damit mir nicht so kalt ist“, erzählte Chong und lachte.
Der Außenstürmer hat Spaß, er erzählt gerne. Und ist gerade zu begeistert von seinem neuen Coach Florian Kohfeldt. „Sein Fußball-IQ ist sehr hoch, mit ihm kannst du den ganzen Tag über Fußball reden.“ So wie er selbst auch. Dass die Presserunde nach nur 15 Minuten vorbei war, lag mehr am eng getakteten Zeitplan im Zillertal, weniger an ihm selbst. Chong hatte noch Lust, weiter zu reden – was er dann eben beim Abbau der Werbebande mit den Mitarbeitern von Werder Bremen machte. (kni)
Zur letzten Meldung vom 16. August 2020:
Zell am Ziller – Plötzlich lag Tahith Chong am Boden, umgeschubst von Yuya Osako, der sich im Strafraum gegen den Neuzugang des SV Werder Bremen nicht mehr anders zu helfen wusste. Eine Szene wie bestellt für einen Neuzugang in seinem ersten Training bei einem neuen Club. Denn selbst in einer eher lockeren Einheit deutete der 20-jährige Niederländer nur zwölf Stunden nach seiner Ankunft im Trainingslager in Zell am Ziller an, wie wertvoll die Leihgabe von Manchester United werden könnte. Und anschließend verriet Sportchef Frank Baumann, wie er den in ganz Europa begehrten Spieler trotz einiger Widerstände auf der Zielgeraden des Transfers zu Werder gelotst hatte.
„Tahith hat sich sehr, sehr schnell für Werder entschieden. Das hat uns in den Gesprächen mit ManUnited sehr geholfen“, berichtete Frank Baumann. Werder Bremen hätte den Außenstürmer gerne für zwei Jahre ausgeliehen, doch der Premier-League-Club stimmte nur einer Saison zu. Und Baumann ließ offen, ob die Engländer für den Winter sogar eine Rückholoption besitzen. Sehr wahrscheinlich werden sie einen Teil des für Bundesliga-Verhältnisse für einen 20-Jährigen sehr üppigen Gehalts übernehmen. 2,8 Millionen Euro soll Tahith Chong nach seiner Vertragsverlängerung im Frühjahr bis 2022 verdienen. Damit würde er bei Werder zu den Topverdienern gehören.
Schon am Freitag war Tahith Chong, der bei Werder die Rückennummer 22 tragen wird, in Bremen eingetroffen, absolvierte dort den Medizincheck und sollte dann eigentlich am Abend mit der Mannschaft ins Trainingslager reisen. Doch die Verhandlungen zogen sich hin. Angeblich sollen andere Clubs bei ManUnited ihr Interesse an dem U21-Nationalspieler angemeldet haben. Doch Chong blieb hart. Am Samstagabend flog er mit Frank Baumann nach München, dann ging es mit einem Werder-Van ins Zillertal, wo das Duo um 20.24 Uhr eintraf. Als Chong den Speisesaal betrat, gab es Applaus von der Mannschaft des SV Werder Bremen, die gerade beim Essen saß.
Ein echter Werder-Profi war der Angreifer damit aber immer noch nicht. Es fehlten weiterhin Unterschriften, auch am Morgen danach. Dank einer Trainingserlaubnis von ManUnited durfte Tahith Chong seine neuen Werder-Klamotten aber schon überschmeißen und mit den Kollegen trainieren. „Man hat gesehen, dass er im Eins-gegen-Eins schwer zu greifen ist. Er hat seine Qualitäten schon angedeutet“, meinte ein zufriedener Baumann, mahnte aber auch: „Man sollte die Erwartungen nicht zu hoch hängen. Er wird sich an die neue Mannschaft und an den neuen Fußball gewöhnen müssen.“
Allerdings: Bei einer nur einjährigen Ausleihe bleibt Werder Bremen nicht so viel Zeit, um von diesem Spieler profitieren zu können. Doch da ist Frank Baumann ganz entspannt. „Die Leihe ist zwar erst mal nur für diese Saison ausgelegt, aber was sich dann daraus entwickelt, das wird man sehen.“ Der Sportchef nannte das Beispiel Marco Friedl, den Werder nach der Leihe vom FC Bayern fest verpflichtete. Natürlich hätten die Bremer das schon jetzt gerne bei Tahith Chong getan, aber das war nicht möglich. Wie schon im Winter, als Werder einen ersten kleinen Vorstoß unternommen hatte. Aber Manchester United setzt weiterhin auf den Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, der als Jugendlicher von Feyenoord Rotterdam auf die Insel gewechselt war.
In der Premier League durfte Chong in der vergangenen Saison nur drei Mal ran, in der Europa League immerhin in sechs von elf Partien. Das Halbfinale gegen den FC Sevilla hat er durch seinen Wechsel verpasst. Getroffen hat Tahith Chong in der vergangenen Saison nur in der Reserve in der Premier League 2, fünf Mal in sechs Spielen, dazu kamen fünf Assists. Speziell dort hat ihn Werder Bremen auch beobachtet.
„Er ist ein junger Spieler mit Potenzial. Dieses Potenzial wollen wir aus ihm herauskitzeln“, sagte Baumann, betonte aber zugleich: „Er ist auch nicht mehr ganz jung und unerfahren.“ Doch gerade im Defensivverhalten, „im ersten Impuls“, wie es der Sportchef nannte, sei noch einiges zu verbessern. Tahith Chong, der bis auf „Ja“ und „Nein“ noch kein Deutsch spricht, habe das aber selbst für sich erkannt und wolle daran arbeiten.
Auch deshalb der Wechsel zu Werder Bremen, wo Tahith Chong auf viel Spielpraxis hofft. Trotzdem ist es überraschend, dass er und Manchester United sich ausgerechnet einen Fast-Absteiger als Nachhilfelehrer ausgesucht haben. Doch das sieht Frank Baumann anders. Vier Faktoren hätten eine Rolle gespielt. „Die Bundesliga hat in England einen sehr guten Ruf, es gab in den letzten Jahren viele Beispiele von jungen Spielern, die sich hier sehr gut entwickelt haben“, erklärte der Sportchef und meinte damit natürlich auch einen Jadon Sancho von Borussia Dortmund. „Außerdem kann man dort einschätzen, dass wir vor der schlechten Saison auf einem guten Weg waren“, behauptete Baumann und brachte sogleich seinen Trainer ins Spiel: „Florian Kohfeldt ist ein wichtiger Faktor, wenn wir einen Spieler mit der Art und Weise unseres Fußballs überzeugen wollen. Das ist gerade für Offensivspieler immer ein sehr wichtiges Argument. Und Tahith ist jemand, der eine Mannschaft braucht, die Fußball spielen möchte, damit er seine Aktionen in der Offensive bekommt.“
Davon hätte auch ein Milot Rashica profitiert – und davor sei das bei Serge Gnabry und Kevin de Bruyne ebenfalls ein Thema gewesen. Den Experten sei nicht entgangen, wie gut sich diese Offensivspieler in Bremen entwickelt hätten. Schon am Mittwoch soll Tahith Chong gegen den Linzer ASK seine Testspiel-Premiere feiern – und dann nicht mehr nur die eigenen Mitspieler zu Fouls nötigen. (kni) *DeichStube.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes.