In der zweiten Halbzeit versuchte Werder Bremen, selbst in Kontersituationen zu gelangen. Nachdem Werder in der ersten halben Stunde fast sechzig Prozent Ballbesitz hatte, drehte sich nun das Bild: Zwischen Minute 45 und 75 hatte Hoffenheim sechzig Prozent Ballbesitz. Werder suchte erst in der eigenen Hälfte den Zugriff. Rashica orientierte sich nun hinter Grillitsch und deckte ihn eng, auch Klaassen und Eggestein rückten nicht mehr so zugriffsorientiert nach vorne wie vor der Pause.
Trotzdem änderte sich an der Dynamik des Spiels wenig. Werder stand defensiv weiterhin solide, wurde von wenig kreativen Hoffenheimern aber auch nur selten getestet. Beide Teams schickten fast nie mehr als vier Spieler ins gegnerische Drittel, wodurch die Vorstöße leicht zu verteidigen waren. Bremen half es nicht, dass sie nun die Bälle tiefer gewannen; Hoffenheim ließ sich einfach nicht herauslocken.
Wie so oft in dieser Saison stürzte ein Standard Werder ins Unglück. Davy Klaassen sah beim Klärungsversuch einer Ecke unglücklich aus (65.). Kohfeldt reagierte sofort. Mit Yuya Osako (für Sahin) und Fin Bartels (für Sargent) brachte er zwei frische Offensivkräfte. Er stellte damit auf ein 3-4-3-System um, wobei Osako als zurückfallender Stürmer zwischen Rashica und Bartels agierte. Noch immer mangelte es dem Bremer Spiel an Durchsetzungsfähigkeit im letzten Drittel. Bei Eins-gegen-Eins-Duellen zog Werder Bremen praktisch immer den Kürzeren.
Es war keineswegs so, dass Hoffenheim in der Folge ein Offensivfeuerwerk abbrannte. Nach einem gut gespielten langen Ball hatte Christoph Baumgartner Glück, dass Bittencourt die Kugel nicht klären konnte – 0:2 (79.). Als Kohfeldt wenig später Claudio Pizarro brachte, war die Hintermannschaft noch damit beschäftigt, von Fünfer- auf Viererkette umzustellen – 0:3 nach einem eigentlich leicht zu verteidigenden Einwurf (83.). Dass Kohfeldt mit dem Pizarro-Wechsel eigentlich auf ein 4-1-3-2-System umstellen wollte, entpuppte sich als unwichtig angesichts des klaren Rückstands.
Defensiv ließ sich Werder über sechzig Minuten wenig zu Schulden kommen. Tatsächlich lässt sich hier eine klare Leistungssteigerung erkennen im Vergleich zum desolaten Ende der Hinrunde. Die Gegentreffer fielen allesamt nach individuellen bzw. kollektiven Aussetzern.
Nachdenklich stimmt die Offensivleistung. Sobald Bremen das gegnerische Drittel betritt, entspinnt sich beim Zuschauer der Gedankengang: „Das wird doch sowieso nichts.“ Es mangelt an vielem: Eine aggressive Besetzung des gegnerischen Strafraums fehlt genauso wie Durchsetzungsfähigkeit im direkten Zweikampf. Man fragt sich, wie Werder Bremen so wieder Tore schießen will. Neun Tore in den vergangenen zehn Spielen sprechen keine gute Sprache.