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Markus Anfang stellt sich beim SV Werder vor und erwartet „eine große Herausforderung“

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Der erste offizielle Arbeitstag von Trainer Markus Anfang bei Werder Bremen startet mit einer Platzbegehung im Weserstadion.
Der erste offizielle Arbeitstag von Trainer Markus Anfang bei Werder Bremen startet mit einer Platzbegehung im Weserstadion. © Foto ©️ nordphoto GmbH / Stoever / Pool via gumzmedia

Bremen – Sonntagmittag, 12.45 Uhr, erster Auftritt von Markus Anfang als neuer Trainer des SV Werder Bremen! Natürlich hat der Club ihn schon mit der üblichen Vereinskleidung ausgestattet, schwarzes Polo-Hemd mit Werder-Raute und Werbung drauf. Extrem sportlich und drahtig sieht der 46-Jährige darin aus, braungebrannt ist er noch dazu, weil er erst zwei Tage zuvor aus dem Spanien-Urlaub zurückgekehrt ist.

Und nun beginnt die Zeit in Bremen. Der SV Werder Bremen hat Anfang auserkoren, den Club wieder erstklassig zu machen. Darüber, dass das nicht einfach wird, dass dafür erstmal Wunden heilen müssen und alle Geduld brauchen werden beim Aufbau einer neuen Mannschaft, spricht Anfang auf seiner ersten Pressekonferenz als Werder-Coach. Sympathisch tritt er dabei auf, locker, auch humorvoll. Aber er baut keine Luftschlösser, verspricht nicht den direkten Wiederaufstieg. Nein, was er als Kenner der 2. Liga zu sagen hat, hört sicher eher nach Steine klopfen als nach Spaziergang an für die Bremer. Dennoch wollte er den Job an der Weser unbedingt haben. Warum? Der Ex-Profi verrät’s im „Markus Anfang über. . .

... seine Entscheidung pro Werder Bremen:

Als der erste Anruf von Sportchef Frank Baumann kam, war die Sache für Anfang eigentlich schon klar: Er wollte zu Werder. „Mein erstes Gefühl war direkt eine große Begeisterung für diesen Verein“, sagt Anfang: „Auch wenn man sich aktuell nach dem Abstieg in einer Situation befindet, die sich niemand gewünscht hat, ist Werder Bremen immer noch ein Verein mit einer großen Strahlkraft im deutschen Fußball. Ich freue mich, dass ich jetzt der Trainer von Werder Bremen sein darf. Das ist für mich etwas Besonderes.“

... die Ziele mit dem SV Werder Bremen:

Es ist klar, dass alle wissen wollen, wohin die Reise in der kommenden Saison geht. Doch bevor Markus Anfang über das kommende Frühjahr und den möglichen Saisonausgang redet, redet er lieber über den aktuellen Sommer. In dem sieht er sich – im übertragenen Sinn – als Sanitäter gefordert. „Es ist selbstverständlich, dass es nach dem Abstieg erstmal eine Wunde gibt in Bremen. Wenn man 41 Jahre lang in der Bundesliga war, dann ist es klar, dass es wehtut, es nicht mehr zu sein. Diese Wunde muss jetzt verheilen, und das braucht Zeit“, sagt der Trainer. Oder schnell guten Fußball und gute Ergebnisse. Ganz wichtig dabei, so Anfang: „Der Verein, das Umfeld und die Spieler müssen diese 2. Liga annehmen und akzeptieren, dass man dort jetzt spielt.“ Den direkten Wiederaufstieg will er zwar „nicht ausschließen“ und einen kurzfristigen Erfolg „nehmen wir gerne an“, erklärt Anfang. Aber: „Wir brauchen auch Realismus. Wir müssen uns jetzt erstmal einen Kader zusammenbauen, mit dem wir konkurrenzfähig sein und diese Ziele auch ausgeben können.“ Was perfekt überleitet zur ...

... Teamplanung:

Noch herrscht die totale Unsicherheit. Wer geht, wer bleibt, wer kommt? „Es gibt da noch keine Klarheit, leider“, sagt Anfang, und er weiß, dass dieser Zustand noch länger anhalten wird. Zwar hat ihm der Vorstand in den Gesprächen vor der Unterschrift signalisiert, „dass der Verein gewillt ist, Möglichkeiten und Rahmenbedingungen zu schaffen, um eine schlagkräftige Truppe auf die Beine zu stellen“, doch die Umsetzung wird aufgrund der bekannten wirtschaftlichen Probleme ein langwieriger Prozess. Illusionsfrei sagt Anfang: „Momentan müssen wir auf das reagieren, was reinkommt.“ Übersetzt: Nur wenn jemand geht, kann auch jemand kommen. Aktuell existiere aber weder eine Liste mit Spielern, die dringend verkauft werden müssten, noch ein Zettel mit Namen von möglichen Zugängen. „Mit Hochdruck“ würden alle dieses Thema bearbeiten, so Anfang.

Der Kader wird sich den Sommer über extrem verändern, was die Arbeit für den Trainer nicht leichter macht. „Es wird eine große Herausforderung. Du willst Inhalte vermitteln, und das natürlich am liebsten an Spieler, die du bis Saisonende im Kader behältst“, meint der gebürtige Kölner. Doch der Wandel wird bis zum Transferschluss Ende August die einzige Konstante sein. Zusätzliche Erschwernis: Werder Bremen ist erst am letzten Spieltag abgestiegen, andere Clubs hatten Wochen vorher Klarheit über die Ligazugehörigkeit, sind mit ihren Planungen schon deutlich weiter. Anfang: „Wir sind ein bisschen hinten dran.“

... seine persönlichen Ambitionen:

Als Spieler hat es Markus Anfang auf 79 Bundesliga-Einsätze gebracht, als Trainer ist er bisher nicht über die 2. Liga hinausgekommen. Was für Werder zwei Vorteile hat: Umfangreiche Kenntnisse des Trainers über die neue Spielklasse, und ein unbändiger Ehrgeiz, es endlich auch als Coach ins Oberhaus zu schaffen. „Ich mache da keinen Hehl draus: Ich würde gerne mal in der Bundesliga Trainer sein“, erklärt Anfang, der mit Holstein Kiel in der Aufstiegsrelegation scheiterte und beim 1. FC Köln einen Schritt vor dem Aufstieg gefeuert worden war. „Die Feier hat man mir damals genommen“, sagt er und setzt ein bitteres Lachen auf. Mit Werder Bremen alles nachzuholen, ist nun sein großes Ziel: „Ich werde gemeinsam mit dem Verein und den Fans alles tun, um irgendwann gemeinsam in der Bundesliga zu spielen. Wann das sein wird, kann man nicht immer bestimmen, aber ich werde dieses Ziel nicht aus den Augen verlieren.“ In Bremen hat er zwei Versuche frei – sein Vertrag läuft bis 2023.

... seine Spielphilosophie:

Natürlich will auch Markus Anfang versuchen, „guten und attraktiven Fußball nach vorne zu spielen“. Welcher Trainer will das nicht? Aber: Er kann es auch! In Kiel und Köln hat er die eigenen Ansprüche gut umgesetzt. Bei Darmstadt 98 habe er zuletzt zwar „immer mal wieder nachjustieren“ müssen, doch unterm Strich untermauerte Anfang auch dort seinen Ruf, für ein gewisses Spektakel auf dem Platz zu stehen. Wenngleich er den Begriff Spektakel gar nicht mag, weil er nur einen Teil seiner Arbeit abbildet. Und so wird es wohl auch bei Werder sein. „In der 2. Liga ist es mitentscheidend, dass du mit Ball immer Lösungen hast, wenn du häufig als Favorit in die Spiele gehst. Aber du darfst auch das Spiel gegen den Ball nicht nachverlässigen.“ Am Ende verfolge er eine Philosophie der „drei Säulen“, sagt Anfang: „Die Spieler sollen sich entwickeln, wir wollen guten Fußball spielen, wir wollen erfolgreich sein.“ Die vierte Säule sei noch ergänzt: der Kampf. Anfang sagt auch: „Es wird nicht nur über das Fußballerische gehen. Man muss sich auch herauskämpfen aus dieser Liga.“

... sein Händchen für Torjäger:

Erst Marvin Ducksch bei Holstein Kiel, dann Simon Terodde beim 1. FC Köln, zuletzt nun Serdar Dursun bei Darmstadt 98 – dreimal in Folge haben sich Stürmer aus den Teams von Markus Anfang in der 2. Liga die Torjäger-Krone aufgesetzt. Zufall? Ja, muss wohl. Denn Anfang hat es nie drauf angelegt, dass es so kommt. „Um ehrlich zu sein: Es ist uns erst in der Schlussphase der vergangenen Saison aufgefallen“, behauptet Anfang. Die Komplimente für diesen außergewöhnlichen Hattrick nimmt er aber – auch im Namen seines Co-Trainers Florian Junge – gerne an: „Das ist ein schöner Aspekt für uns. Wenn wir in der kommenden Saison wieder den Torschützenkönig stellen, würden wir das natürlich gerne mitnehmen.“

... sein Verhältnis zum Norden:

Reporter vergessen nie. Weshalb Markus Anfang mit der Geschichte konfrontiert wird, dass er als gebürtiger Kölner während seiner Zeit bei Holstein Kiel ziemlich gefremdelt habe mit dem norddeutschen Wetter: Kurz: Es heißt, er habe den Wind gehasst. Stimmt auch, grinst der Trainer: „Man sagt ja, es gibt für alles die richtige Kleidung, aber ich hatte immer die falsche.“ Und manchmal sei es in Kiel morgens noch so dunkel gewesen, dass er selbst um 10.00 Uhr noch das Flutlicht einschalten musste. Was ihm in Bremen jedoch nicht passieren kann: Die Trainingsplätze des SV Werder Bremen verfügen nicht über Flutlicht. (csa)

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