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Genehmigung liegt vor: Werder-Sponsor Wohninvest bei Millionen-Wand am Bremer Weserstadion trotzdem sehr vorsichtig

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Es dürfte bald noch etwas mehr leuchten in diesem Bereich des Weserstadions: An der Nordwestseite soll die neue Videowand von Werder Bremens Sponsor Wohninvest angebracht werden.
Es dürfte bald noch etwas mehr leuchten in diesem Bereich des Weserstadions: An der Nordwestseite soll die neue Videowand von Werder Bremens Sponsor Wohninvest angebracht werden. © gumzmedia

Bremen – Seit Sommer 2019 trägt das Weserstadion nun schon den Vornamen Wohninvest, doch von außen ist das nicht zu sehen. Das hatte sich Sponsor Wohninvest ganz anders vorgestellt: Schon lange soll der Schriftzug des Immobilienunternehmens, das bis 2029 insgesamt 30 Millionen Euro für die Namensrechte zahlt, auf einer 10x25 Meter großen Videowand an der Nordwestseite der Heimspielstätte des SV Werder Bremen Richtung Osterdeich leuchten.

Doch trotz einer Baugenehmigung zögert Wohninvest noch mit der Umsetzung des Projekts. Aus Sorge vor Klagen von Anwohnern und einem damit möglicherweise verbundenen Baustopp. Schließlich geht es um eine Investition von fast einer Million Euro, die nicht die Bremer Weserstadion GmbH (BWS) als Bauhherr leisten wird, sondern Wohninvest selbst.

„Das Risiko ist uns noch zu groß. Das Invest ist ja nicht gerade gering. Wir benötigen eine Lösung, die uns Sicherheit gibt“, erklärt Wohninvest-Sprecher Michele Vulcano auf Anfrage der DeichStube. Denn aktuell könnten Dritte noch Klage gegen die Baugenehmigung einreichen. Wann diese Frist endet, ist rechtlich nicht ganz klar. Aber so lange will Wohninvest ohnehin nicht warten, sondern vorher gerne mit den Anwohnern eine Einigung erzielen – möglicherweise mit jedem einzelnen. „Wegen des Lockdowns war und ist es schwierig, solche Gespräche zu führen. So etwas würden wir ungerne per Videoschalte machen, sondern lieber persönlich“, sagt Vulcano.

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Videowand von Werder Bremen-Sponsor Wohninvest am Weserstadion „eine Beeinträchtigung der Umgebung“

Wie groß die Bedenken bei einigen Anwohnern sind, hat die Entscheidung im Beirat Östliche Vorstadt gezeigt. Der sprach sich im vergangenen Jahr mehrheitlich gegen das Vorhaben aus. Doch die Baubehörde setzte sich über ein Schiedsverfahren mit ihrer Einschätzung durch. Pikant dabei: Die endgültige Entscheidung trafen die Fach-Juristen der oberen Baubehörde.

Für die Bremer Bürgerinitiative „Leben im Viertel e.V.“ (LIV) hat das durchaus ein Geschmäckle, aber so sei das auch schon in anderen Fällen gewesen. Ob das Thema bei der nächsten Video-Versammlung Anfang März noch einmal auf die Tagesordung der Bürgerinitiative kommt, sei noch offen, so Vorstandsmitglied Werner Scharf. „Wir legen sehr großen Wert darauf, dass die Pauliner Marsch nicht verhunzt wird“, betont Scharf: „Und diese große Videowand wäre allein schon durch das viele Licht auf jeden Fall eine Beeinträchtigung der Umgebung.“

Werder Bremen: Videowand am Weserstadion nur für Wohninvest-Schriftzug und Hinweise?

Allerdings eine zeitlich begrenzte. Um die Baugenehmigung zu bekommen, mussten die Antragssteller Abstriche machen. So darf die Anlage nur von sechs bis 22 Uhr betrieben werden, bei Abendspielen des SV Werder Bremen allerdings etwas länger. Was Sinn macht: Denn die Videowand soll lediglich für organisatorische Hinweise wie zum Beispiel der Stadionplan oder die An- und Abfahrt der Pendelbusse dienen. Ansonsten darf nur der Wohninvest-Schriftzug aufleuchten. „Wir wollen dort keine andere Werbung und auch keine Kinofilme zeigen“, versichert Vulcano.

Doch Stefan Schafheitlin, der für die Bürgerinitiative LIV im Beirat Östliche Vorstadt sitzt, ist da skeptisch. „Das macht doch bei den Anschaffungskosten für einen Investor überhaupt keinen Sinn. Und in ein, zwei Jahren heißt es dann von Werder, die finanzielle Lage sei so schwierig, aber über die Leinwand könnten wichtige Einnahmen erzielt werden. Deswegen befürchten wir, dass es letztlich anders kommt als geplant.“ Scharf bezeichnet dies als die bekannte „Salami-Taktik“ von Werder Bremen. Anders als bei dem geplanten Neubau des Nachwuchsleistungszentrums in der Pauliner Marsch könnten sich nun nach der erteilten Baugenehmigung aber wohl nur noch die unmittelbar betroffenen Anwohner wehren, so Scharf. Viele seien in dem Bereich pro Werder eingestellt, aber es gebe auch Kritiker.

Werder Bremen: Videowand am Weserstadion kostet Wohninvest mindestens 800.000 Euro

Mit denen möchte Vulcano nun in den Dialog kommen. „Wir wollen alles, nur keinen Ärger“, betont der Wohninvest-Sprecher. An Ablehnung ist er dabei schon einiges gewohnt. Kurz nach der Bekanntgabe der Namensänderung hatte es im Sommer 2019 einen Protest-Marsch von Fans gegeben. Bei Heimspielen waren anschließend immer mal wieder mehr als kritische Plakate bis hin zu Anfeindungen zu sehen. Einmal wurde sogar die Wohninvest-Loge mit einem Banner verdeckt. Und regelmäßig verschwindet großflächige Werbung des Unternehmens von den Zäunen der Trainingsplätze am Weserstadion.

Ein Rückzug sei deshalb aber überhaupt kein Thema, so Vulcano. Grundsätzlich sei man mit der Zusammenarbeit mit Werder Bremen und der Bremer Weserstadion GmbH sehr zufrieden. „Wir vermissen aber natürlich die Spiele im Stadion und hoffen, dass bald wieder Zuschauer rein dürfen.“ Die sollen dann allerdings endlich auch deutlich sehen, wie das Weserstadion heißt. Das lässt sich Wohninvest einiges kosten. Für die Videowand und deren Aufbau werden mindestens 800.000 Euro veranschlagt. (kni)

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