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Wirbel in Leverkusen: Blitz, Donner und Fanprotest

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Die Spieler gehen wegen einer wetterbedingten Spielunterbrechung in die Kabinen.
Die Spieler gehen wegen einer wetterbedingten Spielunterbrechung in die Kabinen. © dpa

Leverkusen - Eine Spielunterbrechung und ein Fanprotest machten aus einem mäßigen Spiel zwischen Bayer Leverkusen und dem FC Augsburg ein bemerkenswertes.

Weltmeister Stefan Reuter erinnerte sich an einen verspäteten Anstoß wegen des „Torfalls von Madrid“, Ex-Nationalspieler Roberto Hilbert an ein Schneegestöber und Roger Schmidt an eine Unterbrechung wegen Fanausschreitungen. Doch so sehr alle Beteiligten auch in ihren Erinnerungen kramten: Eine Spielunterbrechnung wegen Blitz und Donners, das hatte noch keiner von ihnen erlebt.

Kurz nach dem Anpfiff der Partie zwischen Bayer Leverkusen und dem FC Augsburg (1:0) hatte es begonnen, lautstark auf den riesigen Dachring der BayArena zu prasseln. Als es um 20.37 Uhr durch einen Blitz für kurze Zeit taghell wurde und ein lautes Donnern durch das Rheinland hallte, schickte Schiedsrichter Guido Winkmann beide Mannschaften sieben Minuten vor der eigentlichen Pause in die Kabine.

„Stellen Sie sich vor, ein Spieler wird vom Blitz getroffen. Das mag man sich gar nicht vorstellen“, sagte der Unparteiische aus Kerken zu Sky. Während der neunminütigen Unterbrechnung wurden schnell alle Szenarien durchgedacht. Einen kompletten Spielabbruch erwogen vor allem die Spieler nicht. „Was ist daran so schlimm, wenn es mal zwei Stunden durchregnet“, fragte Leverkusens Stefan Reinartz.

Doch Reuter verriet einen Notfallplan. „Wir hatten angedacht, einfach die Halbzeitpause vorzuziehen, dann sieben Minuten zu spielen und direkt die Seiten zu wechseln und weiterzuspielen“, berichtete Augsburgs Manager: „Doch dann hat es sich zum Glück schnell beruhigt.“

Draußen feierten die Augsburger Fans im Schutz der Überdachung mit nacktem Oberkörper. Alle 21. „Der FCA hat praktisch alle Karten zurückgeschickt“, erklärte Leverkusens Geschäftsführer Michael Schade.

Grund für den Protest: Die Augsburger sind verägert darüber, dass sie mehrfach bei Spielen an einem Wochentag weit mehr als die von der Deutschen Fußball Liga (DFL) als Ideal angedachten 300 Kilometer Entfernung zurücklegen mussten. Nach Leverkusen am Mittwoch beispielsweise rund 530.

„Die Fans wollten ein Zeichen setzen, das kann ich verstehen“, sagte Schade. FCA-Manager Stefan Reuter versucht dagegen zu beschwichtigen. „Wir werden deshalb nicht bei der DFL vorstellig“, sagte er dem SID: „Wer morgens arbeitet, hat es unter der Woche schwer, nach Leverkusen zu kommen. Aber wenn man sieht, wie viele Dinge bei der Spielplan-Ansetzung berücksichtigt werden, muss man auch für die ein oder andere Ansetzung Verständnis haben.“

Reuter sorgte sich mehr um seinen Torjäger Sascha Mölders, der auf Krücken durch die Katakomben lief. Bei Leverkusen überlagerten die Verletzungssorgen sogar die Freude über das Tor von Heung-Min Son (33.) und den Sprung auf Platz zwei. Neben Kapitän Simon Rolfes, U19-Europameister Julian Brandt und den Innenverteidigern Ömer Toprak und Kyriakos Papadopoulos fiel nun auch noch Gonzalo Castro (Muskelprobleme) nach dem Aufwärmen auf. Hakan Calhanoglu klagte nach einem Sturz auf den Rücken über Atembeschwerden und blieb nach der Pause in der Kabine.

„Allmählich wird es wirklich eng“, sagte Schade: „Wir haben einen so breiten Kader wie noch nie. Zwei oder drei Spieler können wir inzwischen ersetzen, aber nun ist es ein halbes Dutzend.“ In das Wehklagen über die zu hohe Belastung wollte er aber nicht einstimmen. „Die Bayern klagen an meisten“, sagte Schade: „Aber sie würden wohl selbst mit der B-Mannschaft noch um den Titel mitspielen.“

SID

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