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Dem Lucky Punch knapp entkommen

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Nacera Belala (Bildmitte, in Aktion) behielt im Tie-Break die Nerven und punktete für die Damen des VCN.
Nacera Belala (Bildmitte, in Aktion) behielt im Tie-Break die Nerven und punktete für die Damen des VCN. © Lutz Ritter

NIENBURG - von Lutz Ritter. Den Gegner beherrscht, den Gegner stark gemacht, einen starken Gegner in die Knie gezwungen. So die Zusammenfassung eines knapp zweistündigen Volleyball-Krimis.

An dessen Ende rang die 1. Damenmannschaft des VC Nienburg den VC SFG Olpe verdient in fünf Sätzen (25:16, 24:26, 22:25, 25:22, 15:12) nieder. Ein Erfolg, der den Drittligisten auf Platz sieben vorrücken lässt, letztlich aber mit einem vermeidbaren Punktverlust einhergeht. Den Gegner beherrscht: Unterstützt von 300 lautstarken Fans verzeichneten spielfreudige VCerinnen einen fulminanten Auftakt. Mit sechs Breaks gelang der Plathner-Riege ein Start nach Maß und beeindruckte Sauerländerinnen wurden dementsprechend kalt erwischt. Eine stabile Annahme in den Reihen der Gastgeberinnen stellte die Basis für ein überzeugendes - und zumeist zweites - Tempo, welches Diagonalangreiferin Kayla Mainer ebenso kompromisslos und erfolgreich abschloss, wie dies Julia Höftmann über die Vier gelang. Als sich den athletisch und humorlos vorgetragenen Aktionen auch noch intelligente und mit Übersicht heraus gespielte Punktgewinne anschlossen, zog das gastgebende Sextett zeitweilig bis auf elf Zähler davon. Den längsten Ballwechsel des ersten Durchgangs beendete letztlich Julia Schell mit einem sehenswerten Lob; zugleich die Satzführung für Nicole Dierks & Co. Mit nur acht Spielerinnen sowie ohne Trainer und Leistungsträgerin Louise Seidl an die Weser gereist, warfen beherzt fightende SFG-Damen keineswegs das Handtuch, sondern stellten sich zunehmend besser auf die Angriffe des VCN ein. Allen voran seine Block-Abwehr wusste der Tabellenneunte nun effektiver einzusetzen; entscheidend für den folgenden Schlagabtausch. Lediglich zwei Punkte (22:20) lautete das Polster der noch in Führung liegenden Weserstädterinnen, als das Momentum erstmalig an diesem Abend die Seite zu wechseln beschloss - und das gewaltig. Den Gegner stark gemacht: Ohne Fortune und mit neuerlichen Problemen in der Annahme schmolz auch der letzte Vorsprung dahin, und aufschlagstarke Gäste sicherten sich einen ebenso verdienten wie - aus Nienburger Sicht - folgenschwereren Satzausgleich. Von einer einstimmig beschlossenen Ringaufgabe unweit entfernt, dauerte es im dritten Abschnitt nur wenige Minuten, bis die Anzeigetafel einen 1:12-Rückstand preisgab und sich das nordertörsche Kollektiv erstmalig wie der angeschlagener Boxer präsentierte, der sich von den Folgen eines für ihn unerklärlichen Lucky Punches nur mühsam erholt. Doch eben genau dies sollte den Gastgeberinnen gelingen; wenngleich der erhoffte Drei-Punkte-Zug trotz einer bemerkenswerten Aufholjagd längst den Nienburger Bahnhof verlassen hatte. „In dieser Phase habe ich den Kampf vermisst. Wir waren nicht fokussiert genug. Das gesamte Team wirkte blockiert“, versuchte VC-Trainer Thomas Plathner die Leistungsschwankungen seiner Damen zu erklären. Einen starken Gegner in die Knie gezwungen: Mit Beginn des vierten Durchgangs wechselte das angesprochene Momentum dann ein weiteres und zugleich letztes Mal. Konzentrierter und den Ansagen des Trainerduos nun Folge leistend, stemmte sich der gastgebende Drittligist gegen sein unheilvolles Schicksal, setzte weiterhin überzeugend auftretende Sauerländerinnen nachhaltig unter Druck und kam dem angestrebten Satzausgleich Punkt für Punkt näher. In einer spannenden Auseinandersetzung mit zahlreichen Höhepunkten und spektakulären Ballwechseln kristallisierten sich die Kreisstädterinnen als gestandenes Team heraus; wenngleich individuelle Fehler auch den 25:22-Satzgewinn lange Zeit infrage stellten. Dass der erlösende Triumph vor heimischer Kulisse dennoch seinen Eintrag ins Spielprotokoll fand, dürfte erneut auf eine immense Willensleistung zurückzuführen sein. Ohne je ernsthaft in Gefahr zu geraten, den Tie-Break aus den Händen zu geben, forcierten Nienburgs Damen den Druck auf ihre Kontrahentinnen, bewiesen Frontrunner-Qualitäten und ernteten einen 15:10-Erfolg. Lediglich beim Stand von 4:1 sorgte ein - glücklicherweise folgenloses - Umknicken von Denise Linke für kurzes Luft anhalten. Nienburgs Mittelblockerin wurde durch Nacera Belala ersetzt, konnte aber schmerzfrei am anstehenden Siegesjubel teilhaben. „Schlimm war, dass wir uns zeitweilig haben überfahren lassen. Doch muss man der Mannschaft auch das Kompliment machen, in der entscheidenden Phase ihr wahres Gesicht gezeigt zu haben. Wir werden in der kommenden Woche hart dafür arbeiten, die anvisierten vier Punkte zu Rückrundenauftakt unter Dach und Fach zu bringen“, so Plathner im Hinblick auf das nächste Heimspiel am kommenden Samstag gegen die SSF Fortuna Bonn.

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