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Autoscooter für Erwachsene

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Bereits zum 28. Mal fand das Motorsprt-Spektakel in Linsburg statt.
Bereits zum 28. Mal fand das Motorsprt-Spektakel in Linsburg statt. © Theresa Hellwig

LINSBURG - von Theresa Hellwig. Ordentlich zur Sache ging es am Wochenende in Linsburg. Zwei Tage lang sorgten Stockcars für jede Menge Unterhaltung und verbeultes Blech. Bereits zum 28. Mal fand das Stockcar-Spektakel in dem kleinen Ort statt.

LINSBURG - von Theresa Hellwig. Ganz Linsburg scheint auf den Beinen zu sein, als am Wochenende das alljährliche Stockcar-Rennen stattfindet. Rock-Musik, die Moderatoren-Stimme und röhrende Motoren sind schon von weitem zu hören. Je näher man dem Geschehen kommt, desto schlammiger wird der Boden. Und dann, hinter vielen fröhlichen Zuschauern, entdeckt man Autos, die beim ersten Anblick nur noch auf den Schrottplatz gehören zu scheinen: Verbeult, rostig und zum Großteil ohne Scheiben scheinen sie eher weniger alltagstauglich. Mit lautem Geräusch und nicht ohne Wolken von Abgas fahren sie um die Kurve. Sie rammen, drehen und überschlagen sich, dekorieren die Karosserie mit weiteren, riesigen Beulen. Was man erblickt, sieht für einen „Normalo-Autofahrer“ sehr gefährlich aus – den Stockcar-Fahrern bereitet es eine Menge Spaß.

 „Das ist pures Adrenalin, aber es sieht gefährlicher aus, als es eigentlich ist. In meinen 28 Jahren war die schlimmste Verletzung, die ich erlebt habe, ein Armbruch“, erklärt Heiko Plumhoff, der 1. Vorsitzende des Motorsport Club Linsburg e.V. (MSC). Er, der auch „Captain“ genannt wird, steht auf einem Strohballen an der Ziel-Linie und schwenkt gerade eine rote Fahne. Wagen 424 brennt, das Rennen wird gestoppt, der Brand schnell mit Sand gelöscht. Während der kurzen Pause sieht man Personen in Blaumännern zu den verschiedenen Autos rennen, eventuelle Schäden reparieren. Festgefahrene Wagen werden mit Traktoren wieder auf die Bahn befördert. Dann geht es weiter.

Die Junioren-Klasse gibt ihr Bestes, Zwischen 16 und 18 Jahren sind die Teilnehmer dieses Rennens alt. Heiko Plumhoff erklärt: „Umrundet ein Fahrer eine Bahn ‚unbeschädigt', so erhält er fünf Punkte. Schafft er es, einen anderen Teilnehmer durch Rammen um 90° zu drehen, so erhält er zehn Punkte. Für einen Überschlag gibt es 30 Punkte.“ Durch die Lautsprecher-Anlage schallt es: „Soeben wurde Kopfgeld auf Wagen 189 ausgesetzt!“ Plumhoff erklärt, dass es nun spannend würde. Kopfgeld beim Stockcar-Rennen bedeutet, dass derjenige das Geld erhält, der es schafft, den gejagten Wagen zum Überschlag zu bringen. Gelingt es niemandem, erhält der Fahrer das Geld. Auch Plumhoff selbst wird heute noch im Wagen sitzen.

Er erzählt seine persönliche Geschichte: „Nummer 227 ist meiner. Das Auto habe ich damals anlässlich meines 25-jährigen Jubiläums selber gebaut. Die Karosserie war irgendwann mal ein Sierra, der Rest ist selbst gebaut. Ich habe den Wagen dann nach einer Weile, als ich aufhören wollte, verschenkt. Nun sollte das Auto dann aber verschrottet werden. Da tat es mir dann doch im Herzen weh und ich möchte heute noch einmal dieses Rennen fahren!“ Damals, so erzählt er, habe er alles aus dem Auto ausgebaut, außer der Spiegel und Sitze. Alles Brennbare wurde entfernt, ein Überrollbügel wurde eingebaut. Kühler und Tank kamen in das Auto. Die Sicherheit wird hier groß geschrieben. Auch im Rennen wird auf alle Vorkehrungen geachtet. Wird ein Fahrer ohne Brille erwischt, wird abgepfiffen. Helm und Nackenstütze sind selbstverständlich. Zu Heiko Plumhoffs persönlichem Sicherheits-Outfit gehört zudem der nach ihm benannte „Weichei-Anzug“: ein blauer Überzug, der den hochgeschleuderten Schmutz abweisen soll.

 Als das Junioren-Rennen beendet ist, begibt er sich in Richtung Wagen 227. Er wird in der Klasse 2 starten: Wagen von 1501 bis 2000 Kubik. Auf dem Parkplatz begegnet man Knut Hallmann, Linsburgs Bürgermeister. Auch er trägt das Fieber in sich und freut sich über das Rennen. Schelmisch erklärt er: „Früher, da war das hier noch verruchter, noch dreckiger. Diese Atmosphäre ist toll!“ Er freut sich, dass die Veranstaltung von allen Bürgern nicht nur akzeptiert wird, sondern das Helfen unter den Meisten als Selbstverständlichkeit angesehen wird. Eben deshalb ist er am Einlass anzutreffen – und sein Vize Lerch Birger auf dem Moderatoren-Podest.

Seit 28 Jahren findet das Rennen nun schon kontinuierlich statt. Langweilig, das scheint es niemandem zu werden. „Es sind dieses Jahr eindeutig mehr Besucher da, als je zuvor“, sagt Fred Klusmann, Pressewart des Vereins. Das könne auch an der Zusammenlegung der Rennen liegen. Was sonst ein reines Stockcar-Rennen war, ist dieses Jahr zudem auch noch Autocross. Angemeldet waren 77 Stockcar- und 90 Autocross-Fahrer. Hinzu wird noch ein Stockcar-Fahrer kommen: am Sonntag, dem letzten Renn-Tag wird das „Gewinn-Mich-Auto“ verlost. Der (glückliche) Gewinner darf dann selber am abschließenden Rennen teilnehmen: Im Rodeo geht es „um alles oder nichts“ – die Autos fahren, „bis nichts mehr geht“.

Ergebnisse:

Klasse 1

 1. Sven Maaß, Nr. 101, Opel Gang, 945 Punkte 2. Daniel Brethauer, Nr. 199, Sachs Racing Team, 785 Punkte 3. Hubert Popp, Nr. 148, Sachs Racing Team, 695 Punkte

Klasse 2

 1. Michel Volkwein, Nr. 215, SCC Bramsche, 715 Punkte 2. Christina Popp, Nr. 248, Sachs Racing Team, 710 Punkte 3. Andreas Scholz, Nr. 249, Kleeblatt Team, 545 Punkte

Klasse 3

1. Marc Wolfer, Nr. 366, Black Bomber, 760 Punkte 2. Ralf Scherer, Nr. 307, Motorsportfreunde Black Bomber, 440 Punkte 3. Michael Büsching, Nr. 301, 365 Punkte

Junior-Lauf

 1. Niklas Flebbe, Nr. 466, Bama Racing Team, 575 Punkte 2. Franziska Reibeholz, Nr. 403, SCT Black Bomber, 380 Punkte 3. Lukas Vedder, Nr. 424, PLM Motorsport, 310 Punkte

Rodeo-Lauf

 Den „Gewinn-Mich-Wagen“ gewann Christian Kocher. Er hatte schon die vergangenen drei Jahre am Rodeo-Lauf teilgenommen, dieses Jahr jedoch keinen fahrtüchtigen Wagen. Mit dem „Gewinn-Mich-Wagen“ erzielte er den dritten Platz. Marius Friemelt gewann das Rodeo und erhielt das Carla Pizza Preisgeld.

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