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Behrenbruch feiert EM-Gold mit Pizza

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Pascal Behrenbruch feiert sein EM-Gold eher bescheiden
Pascal Behrenbruch feiert sein EM-Gold eher bescheiden © dpa

Helsinki - So glücklich war Goldjunge Pascal Behrenbruch wohl noch nie. Endlich ist er am Ziel seiner Träume: Europameister im Zehnkampf. Das haben noch nicht viele Deutsche geschafft.

Um vier Uhr früh war für Deutschlands müden Zehnkampf-Helden auch die elfte Disziplin überstanden. “Wir haben die Goldmedaille im kleinen Rahmen gefeiert: zwei Drinks, drei Pizza. Die Olympischen Spiele sind in fünf Wochen - da kann man jetzt nicht einfach die Sau rauslassen. Da siegt einfach die Vernunft“, meinte Pascal Behrenbruch am Tag nach seinem Erfolg bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Helsinki. Nach 41 Jahren konnten die Deutschen endlich wieder einen Zehnkampf-Europameister feiern. Gold gab's für 8558 Punkte - so viele hatte Behrenbruch in seiner Karriere noch nie gesammelt.

Noch am Abend hatte der strahlende Sieger auch ein Herz für die Verlierer. “Wir haben das Deutschland-Spiel geguckt, und natürlich war ich traurig“, meinte Behrenbruch mit ernster Miene - und musste dann grinsen. Denn sein Vorbild und Trainer Erki Nool konnte ihn nach der 1:2-Niederlage der DFB-Elf gegen Italien ganz schnell trösten: “Egal, Pascal, sieh es doch mal so: dann bis du heute Abend unser Hero.“

Der Held war überglücklich, der Rebell hatte es allen gezeigt. Behrenbruchs “Flucht“ vor dem DLV nach Estland, wo er seit November 2011 bei Andrej Nazarow und Erki Nool in Tallinn trainiert, war für den 27-Jährigen vielleicht die Entscheidung seines (Sportler)- Lebens. “Es war für mich einfach wichtig, dass ich meinen eigenen Weg gehen kann, meinen eigenen Kopf durchsetzen kann“, erklärte der Hesse. “Dass ich selbst entscheiden kann: wann stehe ich auf, wann gehe ich schlafen, wann esse ich.“

Nach Helsinki ist der neue Pascal Behrenbruch gekommen. “Das war einfach Freiheit pur“, bekannte der 1,96 Meter große Modellathlet. “Ich habe das so richtig genossen, mein eigenes Ding zu machen.“ Das Zehnkampf-Team Behrenbruch funktioniert, die Bedingungen in Estlands Hauptstadt sind optimal. “Im Winter gibt es drei Hallen, und bei minus 30 Grad kann man sich auch draußen nicht erkälten“, beschreibt der gebürtige Offenbacher seine neue Wahlheimat.

Vor allem auf seinen Trainer Nazarow hält der Hesse große Stücke. “Er geht auf mich ein - und mir nicht auf die Nerven. Da herrscht wirklich ein super Klima, wir verstehen und prima“, versicherte Behrenbruch, der sich nur ein paar Tage Ruhe gönnen kann. Beim olympischen Zehnkampf in London will er wieder angreifen. “Klar, die Goldmedaille ist für Ashton Eaton reserviert, sein Weltrekord war gut für uns Zehnkämpfer. Aber ich kämpfe um Bronze oder Silber.“

An Selbstvertrauen hat es dem extrovertierten Leichtathleten noch nie gemangelt. Im besten Zehnkampf-Alter kommt nun auch die Reife dazu, Beständigkeit - und einfach Klasse. Behrenbruch weiß, dass er noch Reserven hat, mittlerweile spricht der junge Mann aber auch über seine Grenzen.

Vor allem im 100-Meter-Sprint und im Weitsprung - da geht noch was. “Wenn alles top ist, kann ich vielleicht die 8700 Punkte schaffen“, sagt der Europameister. Am liebsten am Abend des 9. August in London. Glänzt Behrenbruch dann wieder, gibt es vielleicht Silber oder Bronze - und sicher mehr als zwei Drinks und drei Pizza.

dpa

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