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Die Formel E spricht nun Deutsch: Alles vor dem Saisonstart der E-Motorsportserie

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Formel E 2019/20: Erstmals im Formelsport werden vier deutsche Hersteller gegeneinander fahren
Formel E 2019/20: Erstmals im Formelsport werden vier deutsche Hersteller gegeneinander fahren. © imago images/Kräling

Am Freitag beginnt die neue Saison der Formel E - mit einem Novum aus deutscher Sicht. Dabei geht es um mehr als Motorsport: Die Rennserie dient als Testfeld für E-Mobilität von morgen.

Valencia/Riad - Ein permanentes Zischen umgibt den Circuit Ricardo Tormo in Valencia. Ohrenbetäubende Motorengeräusche wie in der Formel 1 gibt es hier nicht. Auf der vier Kilometer langen Strecke nördlich der spanischen Hafenstadt spulen die zwölf Formel-E-Teams letzte Testkilometer vor dem Saisonstart der elektrischen Motorsportserie am Freitag (13.00 Uhr, Eurosport) im saudischen Riad ab. Mit einem Topspeed von bis zu 280 km/h düsen die 900 Kilogramm schweren Boliden über Start und Ziel, in der Premierensaison 2014 lag die Höchstgeschwindigkeit noch bei 225 km/h. Es hat sich viel verändert.

Formel E 2019/20: Novum durch vier deutsche Hersteller

Audi ist seit zwei, BMW seit einem Jahr mit einem eigenen Werks­team in der Formel E dabei, in Riad debütieren zudem Mercedes und Porsche. Noch nie zuvor in der Geschichte des Formelsports konkurrierten die vier deutschen Hersteller in einer Serie. „Es ist eine große Herausforderung“, gesteht Porsche-Teammanager Amiel Lindesay. „Es ist ein ganz anderer Formelsport, als wir es gewohnt sind.“ Seine Zielvorgabe: „Ein Podestplatz bis zum Ende der Saison.“ Für Audi Sport ABT Schaeffler hingegen zählt nur der Titel. Nach der Vize-Meisterschaft in der vergangenen Saison soll es 2020 zum zweiten Mal nach 2017/18 für den großen Wurf reichen. Dass mit Mercedes und Porsche zwei weitere große Namen antreten, begrüßt Teamchef Allan McNish: „Solange sie hinter uns bleiben, bin ich glücklich, dass sie dabei sind“, scherzt der Ex-Formel-1-Pilot.

Dass die Premiummarken in der Formel E aufeinandertreffen, ist kein Zufall. Sie dient als Testfeld für E-Mobilität-Technologien und als Marketinginstrument. „Hier nehmen die besten Hersteller, die besten Fahrer teil“, sagt Brendon Hartley, von 2017 bis 2018 in der Formel 1 bei Toro Rosso und seit dieser Saison neu beim GEOX Dragon Team. Bestes Beispiel: Mercedes-Pilot Nick de Vries. Der Niederländer dominierte 2019 die Formel 2 nach Belieben. Statt auf ein mögliches Cockpit in der Königsklasse zu pokern, entschied sich der 24-Jährige für die Formel E.

Das läuft in der Formel E anders als in der Formel 1

Entgegen dem Trend im Motorsport wächst das weltweite Interesse an der Formel E. Bei einem Spaziergang durch die Boxengasse wird klar: Hier läuft einiges anders. Die Stimmung ist gelöst. Ingenieure, Mechaniker und Fahrer tauschen sich teamübergreifend aus. Das Konkurrenzdenken ist weniger stark ausgeprägt, man will das verhältnismäßig junge Format gemeinsam nach vorne bringen. Die Regularien unterscheiden sich von anderen FIA-Veranstaltungen. Durch die Verwendung von Einheitsteilen rückt das Feld eng zusammen, im letzten Jahr gab es in 13 Rennen neun verschiedene Sieger. Nur die Forschung an Antriebsstrang und Steuerelektronik obliegt den Teams. Die Kostenobergrenze liegt bei knapp über drei Millionen Euro pro Saison, der Preis des Autos darf maximal 817.300 Euro betragen.

Neu im Motorsport sind Features wie der Attack-Mode und der Fan-Boost. Der Attack-Mode schaltet zusätzliche Leistung frei, darf in jedem Rennen aber nur begrenzt eingesetzt werden. Wie oft die zusätzlichen 35 kW genutzt werden dürfen, entscheidet die FIA unter Berücksichtigung der jeweiligen Streckencharakteristik etwa eine Stunde vor dem Start. Mit dem Fan-Boost haben bei der FIA-Formel-E-Meisterschaft erstmals die Zuschauer die Chance, Einfluss zu nehmen. Die fünf Piloten, die in der Online-Abstimmung die meisten Votes erhalten, können in der zweiten Rennhälfte einmalig 100 kJ zusätzliche Leistung freischalten.

tz-Reporter Julian Nett bei den Formel-E-Testfahrten in Valencia
tz-Reporter Julian Nett bei den Formel-E-Testfahrten in Valencia. © FKN

Große Unterschiede gibt es auch bei der Präsentation. Ein Formel-E-Event wird in einem Ein-Tages-Format eingebettet: Training am Vormittag, gefolgt vom Qualifying und einem 45-minütigem Rennen am Nachmittag. Die Strecken der Formel E befinden sich auch in der Saison 2019/2020 in Großstädten, Anfahrtswege werden überschaubar. Auch auf dem Bildschirm lässt sich die Formel E mittlerweile verfolgen. Eurosport überträgt live, die Öffentlich-Rechtlichen bieten einen Live-Stream an.

Zahlen und Fakten zur neuen Formel-E-Saison 2019/20

Julian Nett/Patrick Freiwah

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