Besonders der Zeitpunkt, ab dem die neuen Regeln galten, sorgte im Vorfeld vor heftige Kritik. Für die Trainer bedeuteten die Änderungen in erster Linie viel Zusatzarbeit im Vorfeld der Olympischen Spiele. Schließlich musste die Taktik an das neue System angepasst werden, gerade auf das neue Konzept des siebten Feldspielers.
Auch die Neuerung bei der Behandlung verletzter Spieler kam nicht gut an. Die Sperre während der folgenden drei Spielzüge sollte eigentlich verhindern, dass Spieler simulieren. Viele Spieler kritisieren aber, dass tatsächliche Verletzte dadurch im Grunde bestraft werden.
Auch nach den Olympischen Spielen wird über die neuen Handball-Regeln viel diskutiert, allen voran über den Einsatz des siebten Feldspielers, der einige taktische Änderungen mit sich bringt. Göppingens Trainer Magnus Andersson schimpfte deswegen sogar über "Katastrophen-Handball" und meinte: "Wir erleben eine ganz neue Sportart. Der Vorteil einer guten Abwehr ist dadurch weg.“ Berechtigt ist auch der Einwand seines Trainerkollegen aus Gummersbach. „Ich halte nichts davon, dass eine Mannschaft nach einer Bestrafung das Recht bekommt, in Gleichzahl zu spielen, als ob nichts gewesen wäre“, kritisiert Emir Kurtagic.
Frank Bohmann, der Geschäftsführer des Liga-Verbands HBL, versucht dagegen, die Kritiker zu besänftigen. "Geben wir den Regeln ein Jahr lang eine Chance", bat Bohmann vor dem Start der Handball-Bundesliga Anfang September. Bei Olympia fand er keine der Regeln "katastrophal".
Doch mit diesen Änderungen könnte in naher Zukunft noch längst nicht Schluss sein. Denn die IHF hat die Entscheidung getroffen, dass der Griff in die Harztube – die Baumsubstanz macht den Ball griffiger – künftig nicht mehr erlaubt sein wird. Spekuliert wird mit einer Änderung ab der Saison 2017/18. Dieser Vorstoß hat in der Handballszene bereits sehr viel Staub aufgewirbelt. Die Meinung der Aktiven ist dazu sehr unterschiedlich. Auch weil die angeführten Beweggründe, die zu dieser Entscheidung geführt haben, nicht wirklich nachvollziehbar sind.
Wolfgang Eichmann/sr