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IOC-Chef zu Russland: «Angemessene Maßnahmen ergreifen»

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IOC-Präsident Thomas Bach. Foto: Laurent Gillieron
IOC-Präsident Thomas Bach. Foto: Laurent Gillieron © Laurent Gillieron

Russland muss wohl kein komplettes Aus von den Olympischen Spielen in Rio befürchten, wohl aber, dass nicht nur die Leichtathleten des Landes nicht dabei sind. Whistleblowerin Julia Stepanowa kann dagegen auf einen Rio-Start hoffen.

Lausanne (dpa) - Ein kompletter Olympia-Ausschluss der Sportmacht Russland kommt für das Internationale Olympische Komitee nicht infrage, ein Rio-Start der Whistleblowerin Julia Stepanowa ist dagegen nicht ausgeschlossen.

«Es geht hier nicht darum, politische Entscheidungen zu treffen oder Anschuldigungen als bewiesen zu nehmen, sondern auf Fakten zu reagieren», erklärte IOC-Präsident Thomas Bach im Interview der Deutschen Presse-Agentur zu den möglichen Folgen einer Untersuchung der Welt-Anti-Doping-Agentur zu Manipulationen von Doping-Proben im Winterspiele-Labor von Sotschi.

Bis zum 15. Juli will die WADA den Bericht zu den Vorwürfen - so sollen unter anderen die Proben von 15 russischen Medaillengewinnern mit Hilfe des Geheimdienstes FBS verfälscht worden sein - vorlegen. «Wir werden in Kooperation mit den entsprechenden Wintersportverbänden angemessene Maßnahmen ergreifen, sollte sich der Verdacht erhärten und sollten Beweise vorliegen», sagte Bach.

Falls sich aus dem WADA-Report auch Hinweise auf Verstöße bei den Sommersportverbänden ergeben sollten, würden die internationalen Verbände solche Beweise bei ihren Entscheidungen über die Startberechtigung von Athleten bei den Rio-Spielen berücksichtigen. «Das könnte auch zu einer möglichen Suspendierung eines ganzen nationalen Verbandes durch einen internationalen Verband führen», sagte Bach.

Dass das IOC Russland ganz ins Olympia-Abseits stellt, scheint für ihn keine Option zu sein: «Die Regeln sind sehr klar.» Die Weltverbände entscheiden über das Startrecht von Athleten, die Nationalen Olympischen Komitees über die Meldung der Olympia-Teams an das IOC. Gilt dies aus, wenn die Olympische Spiele schwer beschädigt würden? «Es würde entsprechende Reaktionen geben, die ich aber nicht vorwegnehmen kann, weil ich nicht weiß, was im Bericht steht. Wir würden angemessene Maßnahmen ergreifen.»

Ein Olympia-Start der russischen 800-Meter-Läuferin Julia Stepanowa, die entscheidende Hinweise zur Aufdeckung des systematischen Dopings in der Leichtathletik ihres Landes gab, ist für Bach nicht ausgeschlossen, einen Freibrief will er ihr aber nicht ausstellen. «Das kann man nicht mit einem Federstrich erledigen, weil wesentliche Regeln der Olympischen Charta infrage stehen», argumentierte er. Erst müssten die Voraussetzungen erfüllt sein, zuerst die Startgenehmigung durch den Weltverband IAAF. «Und dann werden wir den Fall auf Grundlage der Regeln und unter Berücksichtigung der persönlichen und rechtlichen Gesichtspunkte vollumfänglich prüfen und bewerten.»

Trotz vieler negativer Nachrichten aus Brasilien, von der politischen Krise, ökologischen Problemen bis zum Zika-Virus bleibt der deutschen IOC-Chef zuversichtlich, dass es beeindruckende Sommerspiele in Rio geben wird. «Der Erfolg der Spiele ist nicht gefährdet», sagte Bach.

Es gebe eine «ganz schwierige Staatskrise», doch auch die Aussicht mit den Spielen etwas zu bewirken. «Wir haben auf der anderen Seite die Situation, dass die Spiele in Rio eine Metropole vollkommen zum Besseren transformieren werden - in Bezug auf die Infrastruktur, Personennahverkehr oder die Arbeitsplatzsituation», meinte Bach. «Die Auswirkungen der politischen Krise sind somit beschränkt.»

Man sei jetzt in einem Stadium, in dem «wir großes Vertrauen haben können, dass alle Sportstätten fertig und die Brasilianer den Athleten mit ihrer großen Leidenschaft für den Sport ein herzliches Willkommen bereiten werden». Außerdem gebe es immer vor Olympischen Spielen «diese Art von Wasserstandsmeldungen». Bach: «Ob das vor London, Peking, Athen, Sydney oder Barcelona war. Es ist also jetzt nichts Außergewöhnliches.»

IOC-Homepage

Rio-2016-Homepage

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