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«KER-BOOM»: Kerbers Traum wird in Melbourne wahr

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Am Tag danach wollte Angelique Kerber nur noch eines: schlafen. Die neue deutsche Tennis-Queen hatte nach ihrem Melbourne-Triumph kein Auge zugemacht. Doch erst auf dem Heimflug sollte es ruhiger werden. Bis dahin sog sie alles in sich auf - und sprang noch in den Fluss.

Mit Schampus feiert Angelique Kerber ihren Erfolg. Foto: Lynn Bo Bo
1 / 5Mit Schampus feiert Angelique Kerber ihren Erfolg. Foto: Lynn Bo Bo © Lynn Bo Bo
Kerber ist die erste deutsche Grand-Slam-Siegerin nach Steffi Graf (1999). Foto: Lynn Bo Bo
2 / 5Kerber ist die erste deutsche Grand-Slam-Siegerin nach Steffi Graf (1999). Foto: Lynn Bo Bo © Lynn Bo Bo
Nach einer Nacht ohne Schlaf löste die neue Weltranglistenzweite eine Wette ein. Foto: Fiona Hamilton
3 / 5Nach einer Nacht ohne Schlaf löste die neue Weltranglistenzweite eine Wette ein. Foto: Fiona Hamilton © Australian Open/Fiona Hamilton
Geimeinsam mit Reporter Matthias Stach, Physiotherapeut Simon Iden und ihrem Coach Torben Beltz sprangen sie in den Yarra River in Melbourne. Foto: Fiona Hamilton
4 / 5Geimeinsam mit Reporter Matthias Stach, Physiotherapeut Simon Iden und ihrem Coach Torben Beltz sprangen sie in den Yarra River in Melbourne. Foto: Fiona Hamilton © Australian Open/Fiona Hamilton
«KER-BOOM» - Der Sieg in Melbourne gleicht einem Tennis-Wunder. Foto: Lukas Coch
5 / 5«KER-BOOM» - Der Sieg in Melbourne gleicht einem Tennis-Wunder. Foto: Lukas Coch © Lukas Coch

Melbourne (dpa) - Nach ihrem historischen Tennis-Coup von Melbourne ertrug Angelique Kerber sogar das versprochene Bad im schmutzigen Yarra River mit einem strahlenden Lächeln.

Deutschlands erste Grand-Slam-Siegerin seit Steffi Graf hat mit ihrem sensationellen Triumph gegen die Weltranglistenerste Serena Williams die Tennis-Welt bezaubert und wusste auch am Tag danach noch nicht, wohin mit ihrem Glück. «Die Deutschen haben lange gewartet. Es musste ein Grand-Slam-Gewinner her, um Tennis wieder populär zu machen», sagte Kerber. «Und das habe ich jetzt geschafft.»

«KER-BOOM» titelten die australischen Sonntagszeitungen zum kleinen Tennis-Wunder. 17 Jahre nach dem French-Open-Erfolg ihres Vorbilds Graf holte Kerber wieder einen Grand-Slam-Titel nach Deutschland - dann musste die Schleswig-Holsteinerin noch eine Wette einlösen. «Wenn ich das Ding gewinne, springe ich den Yarra River», hatte Kerber vor dem Turnier gesagt.

Dass ihre Ankunft im Tennis-Olymp in der Heimat wieder einen Boom wie nach Boris Beckers und Steffi Grafs Erfolgen in den 1980er und 1990er Jahren auslöst, ist indes eher unwahrscheinlich. Zu sehr haben sich die Zeiten geändert. Auch nach Sabine Lisickis verlorenem Finale 2013 in Wimbledon ebbte der Hype schnell wieder ab.

Kerber sorgte mit ihrer Weltklasse-Leistung beim 6:4, 3:6, 6:4 gegen Williams aber zumindest dafür, dass viele Deutsche am Samstagvormittag wie in alten Zeiten gemeinsam vor dem Fernseher hockten und mit einer deutschen Tennisspielerin mitfieberten.

Sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel gratulierte. «Mit diesem Sieg haben Sie nicht nur Ihren großen Traum erfüllt, sondern 17 Jahre nach Steffi Graf auch wieder einmal die Hoffnungen von Millionen von Tennisfans auf den Sieg einer Deutschen bei einem Grand Slam-Turnier», schrieb Merkel.

Auch von unzähligen Sportlern gab es Glückwünsche. «Yeeeeeees! Gratulation zu diesem historischen Sieg», schrieb Fußball-Weltmeister Bastian Schweinsteiger stellvertretend für viele andere bei Twitter. «Angiiiiiie!!! Wahnsinn», meinte Basketball-Star Dirk Nowitzki. «Genieße den Moment für den Rest deines Lebens», schrieb Tennis-Legende Boris Becker. «Die Leistung kann man gar nicht hoch genug einordnen», sagte Bundestrainerin Barbara Rittner, und Fed-Cup-Teamgefährtin Andrea Petkovic machte ihrer «Angie» spontan einen Heiratsantrag.

«Ich danke allen Deutschen», sagte Kerber am Sonntag am Ufer des Yarra Rivers. Auch ihr Idol Steffi Graf hatte sich gemeldet und wie schon nach dem Final-Einzug gratuliert. Glücklich, stolz, aber vor allem auch völlig müde präsentierte sich die 28-Jährige am Morgen nach dem größten Erfolg ihrer Karriere. «Ich habe keine Minute geschlafen», berichtete die Kielerin. «Ich war noch nie so fertig wie heute.»

Erst weit nach drei Uhr am Morgen hatte sie die Rod Laver Arena verlassen, wo sich ihr Leben wenige Stunden zuvor für immer verändert hatte. «Ich bin jetzt in der Historie drin», sagte die neue Nummer zwei der Welt. Bis kurz vor der Abfahrt zu den nächsten Interviews am frühen Sonntagvormittag hatte sie ihren Triumph in der Bar «One Six One» mit ihrem Trainer Torben Beltz und Physiotherapeut Simon Iden gefeiert. «Ich freue mich auf den Flieger, da schlafe ich 25 Stunden», sagte Deutschlands neue Tennis-Queen.

Ein Titel beim «Happy Slam» schien vor zwei Wochen noch außerhalb jeder Vorstellungskraft. «Der neue Champion, den niemand hat kommen sehen», schrieb die Zeitung «The Age». «Es ist alles einfach Wahnsinn», sagte Kerber immer wieder. «Noch schöner, als ich es früher geträumt habe.»

Um 9.23 Uhr tauchte sie am Sonntag in das trübe Wasser des Yarra unweit des Melbourne & Olympic Parks. Lautstark beklatscht von ein paar Ruderern, die bei ihrer Ausfahrt erst einmal verdutzt guckten. «Es war kalt, aber es hat sich gelohnt», sagte Kerber.

Danach folgte für die deutsche Nummer eins, die mit ihrem Sieg gegen Williams die Zehn-Millionen-Dollar-Preisgeld-Marke knackte, das traditionelle Champions Foto-Shooting. Im geblümten weißen Kleid posierte sie vor dem Government House unweit des Royal Botanic Gardens für die Fotografen. «Ich genieße alles, was jetzt kommt», sagte Kerber.

Um 15.25 Uhr ging es dann mit dem Flug Thai Airways International TG 466 über Bangkok zurück nach Deutschland. Nach ein paar ruhigen Stunden im Kreise der Familie im polnischen Puszczykowo will Deutschlands neuer Tennis-Liebling dann am Dienstag in Leipzig zum Fed-Cup-Team stoßen.

Beim Duell mit der Schweiz wird Kerber am kommenden Wochenende erstmals erleben, wie es sich in der Rolle der neuen deutschen Vorzeige-Spielerin so anfühlt. Doch Kerber sieht sich bereit für diese Herausforderung. «Jetzt kommt noch einmal ein Höhepunkt in meiner Karriere, ein I-Punkt, noch einmal etwas ganz anderes», sagte Kerber. «Denn Grand-Slam-Siegerin sind nicht viele.»

Kerber ist es nun - und sie ist auf den Geschmack gekommen. Als sie da so im Haupt-Presseraum neben dem Daphne Akhurst Memorial Cup saß, antwortete sie auf die Frage nach ihren weiteren Zielen forsch. «Ich hoffe, es kommen noch ein paar davon dazu.» Zweite der Welt sei sie nun. «Irgendwann mal die Nummer eins zu sein, wäre auch erstrebenswert.» Die unterlegene Finalgegnerin Serena Williams, die sich im Stile eines wahren Champions für Kerber freute, traut der Deutschen alles zu. «Nach zwei kommt eins. Ich bin besser auf der Hut», sagte die beste Spielerin der Welt.

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