Löw übte Nachsicht. Er sprach von einer «gewisse Drucksituation» für die Jungen. «Logisch, dass da mal der eine oder andere Fehler passiert. Aber das will ich nicht überbewerten.» Er nahm sogar den eingewechselten Marc-André ter Stegen in Schutz, dem beim dritten Gegentor ein weiterer Slapstick-Patzer im Nationaltrikot unterlief. «Der Platz war nass, der Ball rutschig. Das wird jetzt unser Vertrauen in ihn nicht beeinträchtigen», erklärte Löw. Bangen müssen ter Stegen und Leno nicht; Löw hatte von vornherein neben der Nummer 1 Manuel Neuer nur zwei weitere Schlussmänner nominiert.
Die wichtigste Erkenntnis von Augsburg war ohnehin: Ohne die etablierten Kräfte wie Neuer, Müller und Özil ist in Frankreich nichts zu holen. Gute offensive Ansätze wurden zudem von herben Abwehrschwächen überlagert, die von Marek Hamsik, Michal Duris und Juray Kucka mit Gegentoren eiskalt bestraft wurden.
Das Vorgeplänkel endet mit der Kaderreduzierung. «Die Vorbereitung auf das Turnier kann jetzt losgehen», verkündete Torjäger Gomez einen Neustart. Weltmeister Khedira, der mit seinem 45-Minuten-Einsatz nach einer Wadenverletzung Löw die größten Sorgen im defensiven Mittelfeld nehmen konnte, machte eine klare Ansage im Hinblick auf den Ernstfall am 12. Juni in Lille gegen die Ukraine: «Fußballerisch können uns wenige Mannschaften das Wasser reichen. Aber wir müssen diesen Hunger entwickeln, jedes Spiel gewinnen zu wollen. Daran arbeiten wir.»