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Tour 2012: Martin hofft auf Tage in Gelb

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Tony Martin hofft auf das Gelbe Trikot bei der Tour
Tony Martin hofft auf das Gelbe Trikot bei der Tour © dpa

Lüttich - Ein Mann für die Zeitfahren, zwei Top-Sprinter für Etappensiege und ein Geheimtipp für das Klassement. Die deutschen Radprofis könnten bei der 99. Tour de France eine prägende Rolle spielen.

Kampf um Gelb und Grün, Hoffnung auf Etappensiege: Bei der 99. Tour de France gehen die deutschen Radprofis mit ehrgeizigen Zielen in das wichtigste Radrennen der Welt. Erfolge im Zeitfahren, bei den Sprintankünften und vielleicht sogar das Trikot des Gesamtführenden könnten der Tour 2012 eine deutsche Prägung verleihen. Für den ersten Coup soll dabei Zeitfahrweltmeister Tony Martin beim Prolog in Lüttich sorgen.

Die Gewinner der Tour de France seit 1989

„Ich werde sicherlich ein gutes Rennen hinlegen und kann, wenn alles passt, auch um die vorderen Plätze mitfahren“, sagte Martin, versuchte die hohen Erwartungen aber etwas zu dämpfen: „Die großen Favoriten werden sicherlich Bradley Wiggins und Fabian Cancellara sein.“ Zu kurz sei der 6,4 Kilometer lange Kurs durch Lüttich, als dass er seine Stärken voll ausspielen könnte. Tatsächlich fehlt dem 27-Jährigen auf den ersten Kilometern eines Zeitfahrens häufig die Spritzigkeit, um seine ganze Kraft auf den Asphalt zu bringen. Martin liegen rhythmische Strecken mit langen Geraden und über größere Distanzen. Dort gibt es weltweit kaum jemanden, der ihn an einem guten Tag schlagen kann.

Auf einen solchen hofft Martin auch für das Einzelzeitfahren auf der neunten Etappe nach Besancon. „Dafür rechne ich mir einiges aus“, sagte Martin. Geht die Gleichung auf, könnte der gebürtige Cottbuser dort sogar das Gelbe Trikot übernehmen und sich damit einen Kindheitstraum erfüllen. Die erste Tour-Woche mit vielen Flachetappen macht allzu große Zeitabstände im Peloton unwahrscheinlich, Martin dürfte in seiner Spezialdisziplin geringere Rückstände mühelos aufholen. „Unglaublich gerne“, so Martin, würde er das „maillot jaune“ überstreifen.

Allzu viel Arbeit in die Verteidigung des begehrten Jerseys dürfte der Wahl-Schweizer allerdings nicht legen. Martin will sich bei der Tour nicht schon vor dem Zeitfahren bei den Olympischen Spielen in London verausgaben.

Jan Ullrich riet Martin dennoch, nicht alles dem Großereignis in der britischen Hauptstadt unterzuordnen. „Wenn die Chance auf das Podium bei der Tour da ist, sollte Tony sie nutzen. Und er ist ja kein schmächtiger Kerl, er hat genug Substanz, um mit guter Form aus der Tour zu kommen und in London zum Olympiasieg fahren zu können. Ich würde ihm raten, mit Vollgas zu fahren - und auf eigene Rechnung, statt sich immer gutmütig für andere ins Zeug zu legen“, kommentierte der Tour-Sieger von 1997 bei eurosport.yahoo.de.

Vollgas geben werden auf jeden Fall auch die beiden deutschen Top-Sprinter Andre Greipel aus Rostock (Lotto-Belisol) und der Arnstädter Debütant Marcel Kittel (Argos-Shimano). Das Selbstbewusstsein nach einer bislang starken Saison ist besonders bei Greipel entsprechend groß. „Ich werde eine Etappe gewinnen“, sagt der 29-Jährige, der bei seiner Tour-Premiere im vergangenen Jahr gleich seinen ersten Tageserfolg feierte.

Auch Kittel, mit 24 Jahren Kapitän seines Teams, hat gute Aussichten, das Siegkonto der deutschen Profis zu füllen. Zuletzt hatte er die versammelte Sprint-Elite bei der Mehretappenfahrt Ster Elektrotoer zweimal besiegt.

Für eine Überraschung im Gesamtklassement sorgen könnte Rundfahrspezialist Andreas Klöden. Nach dem verletzungsbedingten Tour-Aus von Mitfavorit Andy Schleck (Luxemburg) ist der 37-Jährige beim kriselnden Rennstall RadioShack-Nissan einer der Kandidaten auf die Kapitänsrolle. Auch, weil sich der Vorjahresdritte Frank Schleck nicht in Bestform sieht und die Führungsposition ablehnte. Es dürfte zudem wohl Klödens letzte Chance sein, bei der Tour eigene Ziele zu verfolgen. „Die Form ist sehr gut, er hat top gearbeitet - das habe ich gesehen. Ich weiß, Andreas kann auf jeden Fall eine super Tour fahren“, sagte Ullrich.

Der 38 Jahre alte Danilo Hondo (Lampre-ISD/Guben) will derweil als Anfahrer für den gleichaltrigen Italiener Alessandro Petacchi mithelfen, dass den beiden Oldies der Sprinterszene noch einmal ein Coup glückt. Marcus Burghardt (Zschopau), der am Samstag 29 Jahre alt wird, steht beim Team BMC Racing dem Australier Cadel Evans bei dessen Titelverteidigung zur Seite. Ähnlich ergeht es Christian Knees (Bonn), der bei Sky dem Briten Bradley Wiggins zum Tour-Sieg verhelfen will.

sid

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