Martin Fourcade: Das hat vielseitige Gründe. Die Grundlagen für die heutigen Erfolge wurden vor vielen Jahren gelegt. Vor zwei Jahren haben wir dann den Trainer gewechselt, das hat innerhalb des Teams neue Impulse gesetzt. Man darf nicht vergessen, dass unser Team noch verhältnismäßig jung ist und wir jetzt die Früchte ernten, die wir vor einigen Jahren gesät haben. Außerdem haben wir eine sehr gute Mischung innerhalb des Teams.
Wie meinen Sie das?
Fourcade: Fabien Claude und Emilien Jacquelin sind Mitte 20, Simon Desthieux und Quentin Fillon Maillet gehen auf die 30 zu und ich bin knapp über 30 Jahre alt. Wir haben aus drei Biathlon-Generationen entsprechende Erfahrungswerte dabei, ergänzen uns damit sehr gut.
Welche Rolle nehmen Sie innerhalb dieses Teams an?
Fourcade: Mit meiner Erfahrung und den Erfolgen, die ich erzielt habe, nehme ich natürlich eine Führungsposition ein und helfe meinen Teamkollegen, wenn sie mich um Rat fragen.
Sehen Sie Ihre Vormachtstellung innerhalb des Teams in Gefahr?
Fourcade: Das hohe Niveau innerhalb unserer Mannschaft führt automatisch zu einer höheren Intensität im Training, gibt mir zusätzliche Motivation und hat auch meine Leistungsfähigkeit noch einmal angehoben. Entsprechend positiv ist diese Entwicklung auch für mich. Ich konzentriere mich auf meine Leistung. Und sollte dann einer der Jungs besser sein, ist das eben so. Wir wollen individuell und als Team erfolgreich sein, um Vormachtstellungen geht es dabei nicht.
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Sie arbeiten in Frankreich mit ausgebildeten Schützen zusammen, die aus dem Schießsport kommen. Welchen Effekt hat das?
Fourcade: Das macht sich in den Ergebnissen deutlich bemerkbar. Wir haben uns vor knapp zehn Jahren eine Expertise von Außen ins Team geholt, von der wir als Biathleten jetzt enorm profitieren. Das Schießen hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen, entsprechend positiv sind die Effekte.
Würden Sie dieses Modell auch für das deutsche Team empfehlen?
Fourcade: Mir steht es nicht zu, dem deutschen Team irgendwelche Empfehlungen zu geben. Die deutschen Biathleten sind im Schießen hervorragend ausgebildet. Deutschland gehört seit Jahrzehnten zu den besten Nationen der Welt, auch heute noch. Ohne gute Grundlagen im Schießen wäre das nicht möglich.
Dennoch wurde in Deutschland in den vergangenen Wochen Kritik laut, dass man den Anschluss an die Weltspitze verpasst habe...
Fourcade: Deutschland hatte mit Magdalena Neuner und Laura Dahlmeier zwei Jahrhundert-Biathletinnen. Die Erfolge der beiden waren außergewöhnlich, das darf man in der gesamten Debatte nicht vergessen. Die beiden sind aber nicht mehr aktiv, entsprechend gehen die Erfolge zurück. Deshalb aber gleich das deutsche Biathlon als Ganzes in Frage zu stellen, ist absurd.
Quelle: chiemgau24.de
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