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Was macht ein Autoreifen im Wald? Snowboard-Stars sammeln Müll am Jenner

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Die Weltcup-Fahrerinnen Ramona Hofmeister (vorne und Cheyenne Loch sammeln beim Mountain Clean Up Müll am Jenner.
Die Weltcup-Fahrerinnen Ramona Hofmeister (vorne und Cheyenne Loch sammeln beim Mountain Clean Up Müll am Jenner. © Johannes Jank

Die deutsche Snowboard Nationalmannschaft ist um Nachhaltigkeit bemüht. Also legten einige Weltcup-Athleten in den Berchtesgadener Alpen selbst Hand an und fanden beim Mountain Clean Up ungewöhnliche Gegenstände.

Berchtesgaden - Wenn Deutschlands erfolgreichste Wintersportlerin der vergangenen Saison bei strömendem Regen den Müllbeutel in die Hand nimmt und die Arbeitshandschuhe anzieht, der zweitbeste Alpin-Boarder der Welt die Greifzange auspackt und weitere Top-Athleten, Trainer und Betreuer der deutschen Snowboard-Nationalmannschaft sich in den Berchtesgadener Alpen versammeln, steht ein besonderer Tag an.

Snowboard Germany, wie der deutsche Snowboard Verband heißt, hatte zum Mountain Clean Up geladen. Gut 30 Teilnehmer sagten am Jenner in den Berchtesgadener Alpen dem Müll den Kampf an. „Es geht darum, unsere Natur, von der wir im Winter profitieren, sauber zu halten und ihr was zurückzugeben,“ erklärte Pressesprecherin Constanze Wagner die Aktion, mit der die deutschen Snowboarder ihren Beitrag zum Erhalt der Natur leisteten.

Unter den Teilnehmern war auch Ramona Hofmeister. Die 24-Jährige aus Bischofswiesen gewann in der vergangenen Weltcup-Saison als zweite deutsche Athletin nach Amelie Kober 2009 den Gesamtweltcup im alpinen Snowboard und avancierte mit sechs Weltcupsiegen, zwei Siegen im Mixed und zwei Podestplätzen zur erfolgreichsten deutschen Wintersportlerin der Saison 2019/20. „Ich finde die Aktion super und war sofort dabei. Auch wenn wir uns das Wetter natürlich anders vorgestellt haben, ist es super, dass wir der Umwelt und der Natur vor unserer Haustüre was Gutes tun“, sagte die Bronzemedaillengewinnerin von Olympia 2018 und betonte: „Dass man Skistecken und Handschuhe im Lift verlieren kann, verstehe ich. Für den restlichen Müll, der rumliegt, habe ich kein Verständnis!“

Ramona Hofmeister gewann in der vergangenen Saison den Gesamtweltcup und den Disziplin-Weltcup im Parallel-Riesenslalom.
Ramona Hofmeister gewann in der vergangenen Saison den Gesamtweltcup und den Disziplin-Weltcup im Parallel-Riesenslalom. © picture alliance/Peter Kneffel/dpa

Mit der Jennerbahn ging es von der Talstation bis zur Mittelstation. Die ursprünglich geplante Route von der Bergstation bis zur Mittelstation musste wegen strömenden Regens kurzfristig geändert werden. An der Mittelstation angekommen, wurden die ersten Zigarettenkippen aufgesammelt, ehe is in Richtung Speicherteich an die doch eher ungewöhnlichen Fundstücke ging.

Ein Autoreifen mitten im Wald, ein Vorrichtkasten für einen Feuermelder, Eisenstangen und undefinierbare Metallgegenstände: Auch wenn die Art des gesammelten Mülls ungewöhnlich war, der Umfang hielt sich in Grenzen.

„Ich wohne in Feldkirchen, da sieht es an der Mangfall oft wesentlich schlimmer aus“, sagte Stefan Baumeister, der in der Vorsaison Zweiter im Gesamtweltcup wurde und wie seine Alpin-Teamkollegen Hofmeister, Christian Hupfauer und Cheyenne Loch an der Aktion teilnahm.

Für Loch hat die Verbundenheit zur Natur eine besondere Bedeutung. Sie ist eine von drei Athletensprechern der Nachhaltigkeitskommission von Snowboard Germany. „Durch unseren Sport reisen wir viel und müssen oft auch auf Kunstschnee trainieren oder unsere Wettkämpfe absolvieren. Daher versuche ich im Privaten so umweltbewusst wie möglich zu leben und engagiere mich gerne bei Aktionen wie dem Mountain Clean Up“, sagte die 25-Jährige vom SC Schliersee im Gespräch mit BGland24.de.

Cheyenne Loch ist in der Nachhaltigkeitskommission von Snowboard Germany.
Cheyenne Loch ist in der Nachhaltigkeitskommission von Snowboard Germany. © Tobias Ruf

Dass die Athleten mit dem Klimawandel in ihrem Alltag stark konfrontiert sind, betonte auch Baumeister. „Wir kommen viel herum in der Welt, da merkt man die Veränderungen sehr deutlich. An vielen Gletschern ist klar zu sehen, dass sich etwas verändert“, sagte der 27-Jährige vom SC Aysing Pang. 

Im gesamten Verband spielt das Thema Nachhaltigkeit eine große Rolle. „Wie können wir Wintersport nachhaltiger gestalten? Dieses Thema beschäftigt uns bei Snowboard Germany tagtäglich. Wir reisen seit Jahren in Fahrgemeinschaften in Kleinbussen zu den Trainings, halten viele Termine online ab – und haben uns mit der Unterzeichnung der UN-Deklaration im vergangenen Jahr auch offiziell zum Thema Nachhaltigkeit in unserem Tun und Handeln committed. Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg ist unser neu gegründetes ‚Sustainability-Board‘, in der unsere hauptamtliche Nachhaltigkeitsbeauftragte, Constanze Wagner, gemeinsam mit Athlet*Innen und den Verantwortlichen des Verbandes große aber auch kleine Schritte, wie die Müllsammelaktion, in diese Richtung vorantreibt“, erklärte Präsident Prof. Michael Hölz.

Auch Stefan Baumeister packt mit an
Auch Stefan Baumeister packt mit an © Tobias Ruf

So kam es neben dem Mountain Clean Up am Jenner zu einer weiteren Säuberungsaktion am Grasgehren im Allgäu.

Am Jenner waren nach knapp zwei Stunden die Müllbeutel gut gefüllt und die durchnässten Teilnehmer wieder im Tal angekommen. Getränkeflaschen, Zigarettenschachteln, Taschentücher aber auch Fahrradschläuche, der Autoreifen und alle weiteren „Fundstücke“ wurden fachgerecht entsorgt. Jetzt liegt der Fokus der deutschen Snowboarder wieder auf dem Sport.

Das Fundstück des Tages: Ein Autoreifen, mitten im Wald.
Das Fundstück des Tages: Ein Autoreifen, mitten im Wald. © Tobias Ruf

Wegen der derzeit geschlossenen Grenzen befürchtet Sportdirektor Andreas Scheid noch keinen Nachteil für seine Athleten. „Es sieht gut aus, dass wir ab Mitte Juni ausreisen dürfen und dann wieder auf Schnee trainieren können. Bis dahin halten sich die Athleten mit Konditions- und Krafttraining fit. Ich bin zuversichtlich, dass wir eine gute Vorbereitung auf den kommenden Weltcup-Winter absolvieren können“.

In diesem wollen die alpinen Boarder ihre Erfolgsbilanz fortsetzen. Allen voran Hofmeister hat sich hohe Ziele gesetzt. „Ich will im Weltcup an meine Leistungen anknüpfen und bei der WM, wenn ich gesund und in Form bin, um Gold mitfahren“. - Hinweis der Redaktion: In der kommenden Woche lest Ihr bei BGland24.de ein ausführliches Interview mit Ramona Hofmeister.

Loch bestreitet Comeback-Saison, Baumeister zuversichtlich

Für Cheyenne Loch steht nach vielen Verletzungen eine Comeback-Saison an. „Ich musste den gesamten letzten Winter aussetzen, das war schon bitter. Aber jetzt bin ich wieder fit, fühle mich gut und bin sehr motiviert“, sagte Loch.

Für Baumeister liefen die vergangenen zwei Jahre sehr erfolgreich, entsprechend zuversichtlich geht er in den kommenden Winter. „Es läuft richtig gut bei mir, die letzten beiden Jahre haben mir viel Selbstvertrauen gegeben. Ich will auch in der nächsten Saison wieder um Siege mitfahren und die WM hat natürlich einen großen Reiz. Auch weil sie in China stattfindet, wo dann ein Jahr später mit Olympia 2022 ein weiteres Highlight ansteht.“

Dann hoffentlich auf ähnlich sauberem und gut behütetem Gelände wie dem Jenner in Berchtesgaden.

Quelle: BGland24.de

*BGland24.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

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