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Ferstl überrascht in Garmisch-Partenkirchen

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Josef Ferstl bei der Abfahrt.
Josef Ferstl bei der Abfahrt. © dpa

Garmisch-Partenkirchen - Josef Ferstl zeigte die rechte Faust und stieß einen Jubelschrei in den Zielraum. „Das ist ein Supertag“, sagte er nach Rang neun auf der „Kandahar“, einer der berühmtesten Abfahrten im Weltcup.

 Das hatte dem 24-Jährigen nicht einmal sein engeres Umfeld zugetraut. „Chapeau“, sagte Alpindirektor Wolfgang Maier, „er hat eine richtig gute Prüfung abgelegt. Zwar noch keine Meisterprüfung, aber eine ehrlich gute Vorstellung. Ich hätte das nicht erwartet.“

Ferstl, Sohn des ehemaligen Kitzbühel-Siegers Sepp Ferstl, galt über Jahre als großes Talent - allerdings auch als solches, dem die richtige Einstellung fehlt. In diesem Winter hatte er sich wieder herangekämpft, doch dann stürzte er am 1. Dezember beim Super-G in Beaver Creek/USA schwer. Ferstl zog sich einen Nasenbeinbruch zu und schlug sich einige Schneidezähne aus. Am Samstag in „GAP“ konnte er endlich wieder lachen. Wann immer Ferstl es tat, und er tat es oft, blitzte in seiner oberen Schneidezahnreihe eine Spange auf. Seinen Mundschutz hatte er sich rechts in den Kragen gesteckt.

„Sicht, Publikum, es war alles perfekt - und ich habe es genutzt, top, echt top“, sagte Ferstl, der aus Hammer bei Inzell kommt. Vom Sieger, Christof Innerhofer aus Südtirol, trennten ihn auf der wegen des Schneefalls der vergangenen Tage um 570 Meter verkürzten Strecke nur 0,70 Sekunden. Seine Freundin Veronika jubelte auf der voll besetzten Tribüne wie viele Freunde und Bekannte mit, nur Vater Sepp saß „wahrscheinlich daheim auf der Couch“. Er habe sich „einfach vorgestellt, ein Training zu fahren, ganz locker. Das war wohl das Geheimrezept“, sagte Ferst. Die wichtigste Erkenntnis für ihn aber war: „Jetzt weiß ich: ich habe es drauf, es funktioniert.“

Daran hatte nicht nur er selbst über die Jahre gezweifelt. Platz 30 im Weltcup war zuvor sein bestes Ergebnis. Der DSV nahm ihn vor einigen Wintern aus der Förderung. „Er war sehr talentiert in der Jugend, aber er hatte nicht erkannt, worum es im Leistungssport geht“, sagte Maier. Wenige Tage vor dem Weltcup hatte Maier zudem die öffentliche Beschwerde Ferstls darüber irritiert, dass er nicht bei der WM in Schladming hatte starten dürfen. Maier verteidigte diese Entscheidung am Samstag erneut, Ferstl meinte nur: „Die WM ist vorbei, aber 2015 ist die nächste - vielleicht geht da auch was. `

Zu verdanken hatte er den Achtungserfolg auch dem Heimvorteil, das gab er zu, vor allem aber dem Vater. Es sei eine harte, aber lehrreiche Zeit gewesen ohne DSV-Förderung. `Mein Dad hat mir Mut gemacht, gesagt, ich bin noch zu jung zum Aufhören. Gottseidank habe ich auf ihn gehört“, sagte Ferstl. Mit Hilfe von Ferstl senior blieb er dran, trainierte bei anderen Teams mit. „Heute ist das alles vergessen. Ich bin so glücklich“, sagte er. Maier nannte es „klasse, dass wir einen Akzent setzen konnten mit einem jungen Läufer“, zumal dessen Kollegen enttäuschten. Stephan Keppler (Ebingen) war als 38. noch der zweitbeste des Quintetts.

Allen davon fuhr, natürlich, Innerhofer. Wann immer es nach „GAP“ geht, ist der 28-Jährige voll da. 2011 holte er sich Super-G-Gold auf der „Kandahar“ sowie Silber in der Kombination und Bronze in der Abfahrt. „Wahnsinn“, fand er seinen dritten Saisonsieg.

„Schon beim Anreisen kamen die schönen Erinnerungen hoch, auch im Lift, das war große Motivation.“ Und er nutzte sie, war 0,12 Sekunden schneller als der Zweite, Georg Streitberger aus Österreich. Dessen Teamkollege Klaus Kröll belegte Rang drei (+0, 16). „Damit haben wir die WM mehr als nur gutgemacht“, sagte Kröll, der vor zwei Wochen in der Heimat als Vierter bester Österreicher war.

sid

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