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Friedrich jüngster Zweierbob-Weltmeister

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Francesco Friedrich im Eiskanal von St. Moritz
Francesco Friedrich im Eiskanal von St. Moritz © dpa

St. Moritz - Der 22 Jahre alte Francesco Friedrich hat bei der WM in St. Moritz seinen ersten Titel gewonnen und ist somit jüngster Zweierbob-Weltmeister in der 83-jährigen WM-Geschichte.

Nach seinem historischen Coup strahlte „Goldjunge“ Francesco Friedrich mit der Sonne über den Schweizer Alpen um die Wette. Von Freundin Magdalena gab es einen Siegerkuss, vom geschlagenen Widersacher Beat Hefti eine Sektdusche und vom Bundestrainer Christoph Langen einen Klaps auf den Po. Überlegen, nervenstark und abgezockt hatte sich der 22 Jahre alte Pilot im Mekka des Bobsports in St. Moritz zum jüngsten Zweierbob-Weltmeister der Geschichte gekürt.

Doch in der Stunde des Triumphes tröstete Friedrich auch Teamkollege Thomas Florschütz, der trotz seiner Bronzemedaille emotional zusammenbrach und viele Tränen vergoss. „Er hatte sich mehr ausgerechnet und tut mir leid. Zum Glück hat er noch Bronze geholt“, sagte Friedrich.

Der Oberbärenburger fuhr bei dieser WM aber nicht nur für Florschütz in einer anderen Liga. Mit Anschieber Jannis Bäcker (Winterberg) verwies er Lokalmatador Hefti um sagenhafte 0,56 Sekunden auf Platz zwei, im vierten und letzten Lauf gelangen ihm sogar noch Start- und Bahnrekord.

„So ein Abschluss - was wollen wir mehr? Das ist sensationell“, sagte Friedrich. „Franz“, wie der Youngster im Team genannt wird, war bei seinem Triumph 64 Tage jünger als der bislang jüngste Zweierbob-Weltmeister Reto Capadrutt (1935). „Was soll ich dazu sagen? Ist halt so“, sagte der frühere Leichtathlet in seiner typisch bescheidenen Art.

Bundestrainer Langen war da schon begeisterter. „Saugeil! Franz hat heute sein Meisterstück gemacht“, sagte der zweimalige Olympiasieger und prophezeite seinem Schützling goldene Aussichten: „Er ist ein super Typ und toller Fahrer. Ihm gehört die Zukunft.“

Nur wenige Stunden später sicherte sich der Shootingstar im nicht-olympischen Teamwettbewerb Silber. In dieser Form könnte Friedrich auch in der Königsdisziplin Vierer am kommenden Wochenende vorne mitmischen. Der letzte Fahrer, dem ein WM-Double in St. Moritz gelang, war Bundestrainer Langen im Jahr 2001. Doch der dämpfte die Erwartungen: „Der Vierer ist eine ganz andere Geschichte.“ Zumal Friedrich hier mit den jungen Anschiebern starten muss, mit denen er den Titel bei der Junioren-WM gewonnen hatte.

Im Zweier wurde dieser Nachteil mit einem taktischen Schachzug verhindert. Der Bundestrainer überredete Manuel Machata zum Verzicht auf einen Start im kleinen Schlitten. Friedrich rückte damit zum Deutschland-Bob III auf und durfte deshalb mit seinem Stammanschieber Bäcker die WM-Rennen bestreiten. Diese Entscheidung war goldrichtig. „Wir haben blitzsaubere Starts hingelegt“, sagte Friedrich, der auf den ersten Metern selbst enorme Anschubkraft entwickelt.

Friedrichs steiler Aufstieg ist aber auch mit etwas Glück verbunden. Nur durch den freiwilligen Startverzicht von Florschütz für die ersten vier Weltcuprennen in diesem Winter war er aus dem zweitklassigen Europacup hochgerückt. Es folgten sechs Podestplätze und ein Sieg in Altenberg.

Für Florschütz war die WM eine emotionale Achterbahnfahrt. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagte der 34-Jährige, der sich am ersten Wettkampftag ungewohnte Fahrfehler geleistet und auch noch Top-Anschieber Kevin Kuske verloren hatte. Der viermalige Olympiasieger zog sich im ersten Lauf einen Muskelfaserriss zu und fällt auch für den Viererwettbewerb aus. Keine Chance auf Edelmetall hatte der Oberhofer Maximilian Arndt auf Rang zehn.

Bereits am Samstag hatte Sandra Kiriasis (Winterberg) im letzten WM-Rennen ihrer Karriere Bronze gewonnen. Zwar fehlten der 38-Jährigen am Ende nur zwei Hundertstelsekunden auf die zweitplatzierte Elana Meyers (USA), doch das war ihr egal. „Scheiß“ drauf! Hauptsache eine Medaille„, sagte Kiriasis. WM-Gold sicherte sich überlegen Titelverteidigerin Kaillie Humphries aus Kanada.

sid

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