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Höfl-Riesch gelöst: "Ich bin nicht so schlecht!"

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München - Nach ihrem ersten Sieg in einem für sie wechselvollen Winter hofft Maria Höfl-Riesch auf eine bessere zweite Weltcup-Hälfte.

Der Montag, sagt Maria Höfl-Riesch, sei normalerweise ihr Regenerationstag. Das leichte Krafttraining, das sie zu Wochenbeginn nach den anstrengenden Weltcup-Rennen zu Hause in Kitzbühel absolviert, tue ihr „sehr gut“. Anders als früher habe sie in diesem Winter wohl auch deshalb bislang „zum Glück“ kein zusätzliches Gewicht verloren.

An diesem Montag aber war das anders: Höfl-Riesch hatte einige PR-Termine in München zu bewältigen. Lächeln statt Schwitzen stand auf dem Programm, und spätestens seit Sonntag ist sie auch in der ersten Disziplin wieder gut geübt. Beim 19. Weltcup-Start in diesem Winter gelang ihr in der Super-Kombination von St. Moritz endlich der ersehnte erste Saisonsieg. Von einer „Befreiung“ sprach sie selbst nach wechselhaften Wochen, in denen es Kritik gehagelt hatte und Lindsey Vonn oder Marlies Schild als unschlagbar galten.

„Ich hatte mich fast schon damit abgefunden, dass es in dieser Saison mit einem Sieg nichts mehr werden wird“, sagt Höfl-Riesch. Die Amerikanerin Vonn, die selbst Höfl-Riesch „eine Ausnahmeerscheinung“ nennt, verbaute in Abfahrt und Super-G den Weg zum Erfolg. Und im Slalom stand (fast) immer die Österreicherin Schild ganz oben. Wenn eine der beiden patzte, stand sich Höfl-Riesch selbst im Weg, oder Materialprobleme verhinderten Erfolge. Auch in St. Moritz, gibt Höfl-Riesch zu, „hatte ich den Sieg fast abgehakt“. Zu gut war Vonn beim abschließenden Slalom unterwegs, doch letztlich fehlten ihr 0,03 Sekunden.

Noch am Tag danach ist deutlich zu spüren, wie sehr das „Hundertstelglück“ Höfl-Riesch gelöst hat. Die mitunter beißende Kritik, die eigene Enttäuschung über schwache Rennen, die Zweifel: all das ist abgefallen von ihr. Nach vier „Stockerl“-Fahrten in den zurückliegenden sieben Rennen hebt sie zufrieden den „positiven Trend“ hervor, insgesamt könne man zur Halbzeit des Weltcup-Winters von „guten Leistungen sprechen. Nur die Konstanz fehlt.“ Stand sie im Vorjahr zum gleichen Zeitpunkt nach damals 21 Starts mit vier Siegen, elf Podien, 18 Top-Ten-Rängen und nur einem Ausfall da, stand sie nun bei 19 Starts zwölfmal unter den besten Zehn, davon sechsmal auf dem Podium; viermal fiel sie aus.

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Woran das liegt? „Die Erfolge der letzten Jahre haben Kraft gekostet“, sagt Höfl-Riesch, „auch mental.“ Nach Weltmeistertitel, dem Doppelgold bei Olympia in Vancouver, der Heim-WM 2011 und dem Triumph im Gesamtweltcup habe sie einen „Spannungsabfall“ verspürt: „Aber dass die Luft raus ist, kann man sicher nicht sagen. Ich bin nach wie vor eine ehrgeizige Sportlerin. Ich will zeigen, was ich kann, dass ich nicht so schlecht bin, wie es hier und da schon hieß.

Ziele bleiben der Partenkirchnerin genug. Sie denkt an Olympia in Sotschi, an vielleicht noch eine WM 2015 in Vonns „Wohnzimmer“ in Vail, aber erstmal und vor allem anderen an den Heim-Weltcup am kommenden Wochenende. In Abfahrt und Super-G wird sie da erneut versuchen, näher an Vonn heranzurücken. Zudem will sie Slalom trainieren und ein neues Material-Setup testen, um Ausfälle zu minimieren. Am Donnerstag kommt eigens Techniktrainer Christian Schwaiger nach Garmisch. „Ich weiß: Irgendwann werde ich wieder Slaloms gewinnen“, sagt sie.

Und im Speed? Kann sie Vonns Niveau erreichen? Höfl-Riesch macht eine kurze Pause, nippt an ihrem Espresso, grübelt. „Ich weiß es nicht“, sagt sie, „aber ich werde es versuchen.“

Um aufzugeben, das weiß sie spätestens seit Sonntag, ist es viel zu früh.

sid

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