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Glückliche Höfl-Riesch hinter "gnadenloser" Vonn

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Maria Höfl-Riesch raste in St. Moritz auf Rang zwei.
Maria Höfl-Riesch raste in St. Moritz auf Rang zwei. © dpa

St. Moritz - Maria Höfl-Riesch hat sich einen Tag nach ihrer Enttäuschung in der ersten Super-Kombination von St. Moritz eindrucksvoll im Weltcup zurückgemeldet.

Lindsey Vonn suchte auch nach ihrem achten Saisonsieg die Nähe von Maria Höfl-Riesch. Doch anders als am Vortag, als sie ihre gute Freundin nach Rang 21 in der Super-Kombination trösten musste, fand sie nach der Abfahrt in St. Moritz eine glückliche Zweitplatzierte vor. „Ich war gestern sehr deprimiert, daher ist es eine Erleichterung, dass ich gleich wieder so ein gutes Ergebnis gefahren habe“, sagte Höfl-Riesch nach der besten Fahrt in der Königsdisziplin seit dem Sieg von Cortina d'Ampezzo Anfang 2011 - und der fünften Podiumsplatzierung dieses für sie so wechselhaften Winters.

In der Super-Kombi, die Vonn ebenfalls gewonnen hatte, sei sie „eigentlich ausgeschieden“, betonte Höfl-Riesch, „aber das habe ich gleich abgehakt. Wenn ich noch stunden- oder tagelang drüber nachdenke, kostet das zu viel Energie.“ Diese investierte sie stattdessen ins Rennen auf der schwierigen „Engiadina“, wo sie erneut ihre Qualitäten als Comeback-Queen unter Beweis stellte. „Man muss Niederlagen verkraften und abhaken können. Dass ich das kann, habe ich schon oft bewiesen und heute wieder gezeigt“, sagte sie sichtlich zufrieden.

Musste die weiß umrandete Brille am Freitag noch ein versteinertes Gesicht verbergen, blitzte bei Höfl-Riesch keine 24 Stunden später ein breites Lächeln hinter den dunklen Gläsern hervor. Zumal sie auch ein bisschen Glück hatte. Nach einem „schönen Bock“ (ihr Servicemann Stefan Böhler) bei der Einfahrt in den Steilhang verlor sie sehr viel Zeit. Doch sie blieb schnell genug, um die drittplatzierte Tina Weirather (Liechtenstein) hauchdünn um 0,05 Sekunden auf Distanz zu halten. Vonn, das gab Höfl-Riesch unumwunden zu, hätte sie auch ohne ihren Schnitzer nicht bezwungen. 1,42 Sekunden trennten die beiden.

„Sie ist in einer Wahnsinnsform, fährt die brutalste, gnadenloseste Linie, als wäre es eine Selbstverständlichkeit. Wenn sie fehlerfrei runterfährt, ist sie fast unschlagbar“, sagte Höfl-Riesch über Vonn, die zum 49. Mal im Weltcup gewann, zum ersten Mal die Abfahrt von St. Moritz. „Ich stand oben und dachte: Es ist an der Zeit, das Ding hier endlich mal zu gewinnen“, sagte Vonn.

Dieses Gnadenlose, im Kopf und beim Skifahren, sagte Höfl-Riesch, „kann man nicht einfach kopieren. Ich schaue mir die Videos ihrer Läufe an, aber nicht jeder hat ihre Fähigkeiten. Ich habe die vielleicht nur zum Teil.“ Doch sie wolle dranbleiben - und bei einem Fehler Vonns zuschlagen.

Schon am Sonntag hat sie bei der zweiten Super-Kombi im Nobel-Skiort, wenn vor dem Slalom-Lauf ein Super-G gefahren wird, die nächste Gelegenheit. Um die Chancen zu erhöhen, will Höfl-Riesch im Material-Bereich „etwas ausprobieren“, wie sie verriet. Ein anderer Schuh und ein anderer Slalom-Ski sollen ihr die Sicherheit zurückbringen, die ihr in der früheren Lieblingsdisziplin abgeht.

Auf eisigem Untergrund tut sie sich schwer, das richtige „Setup“ zu finden. „Der Slalom-Ski bleibt eine Baustelle“, meinte ihr Servicemann Böhler. Oder, wie es Techniktrainer Christian Schwaiger ausdrückte: „Das ist wie bei einem Formel-1-Auto: Auto und Reifen passen, aber es passt nicht zusammen.“

Die „Pilotin“ aber, das unterstrich Höfl-Riesch nun erneut, ist für weitere starke Fahrten bereit.

Das gilt allerdings erst recht für Vonn. Neben einem Preisgeld von 70.000 Schweizer Franken (umgerechnet 58.000 Euro) hat sie im Engadin auch schon zwei Täschchen eines Nobel-Designers abgeräumt. „Aber ich habe zwei Schwestern! Das bedeutet, dass ich noch eine Tasche gewinnen muss“, sagte sie schmunzelnd.

SID

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