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Skisprung-Auftakt: Die wichtigsten Antworten

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Michael Neumayer
Michael Neumayer © picture alliance / dpa

Klingenthal - Mit großen Erwartungen und einem Kribbeln im Bauch sind Deutschlands Skispringer zum Weltcup-Auftakt ins verregnete Klingenthal gereist. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Beim erstmaligen Saisonstart vor heimischer Kulisse wollen die DSV-Adler gleich zu einem Höhenflug ansetzen, der mit Gold bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi gekrönt werden soll. „Wir freuen uns sehr auf den Start in den Olympia-Winter. Das kann ein Eröffnungsfest werden, das unserer Sportart zusteht. Uns erwartet ein fantastisches Publikum“, sagte Bundestrainer Werner Schuster voller Vorfreude.

Zugleich versicherte der Österreicher, dass seine Schützlinge für das Event im Vogtland an diesem Wochenende bestens gewappnet sind: „Der Erwartungshaltung und dem medialen Druck müssen und wollen wir uns stellen, wenn wir in einer Saison voller Highlights mit Tournee, Olympia und der Skiflug-WM Titel gewinnen wollen. Darauf haben wir unsere Athleten eingestellt.“

Obwohl sich Klingenthal noch nicht als traumhafte Winterlandschaft präsentiert, können es die deutschen Asse um Severin Freund und Andreas Wellinger kaum erwarten. „Ich bin ja schon einige Jahre im Geschäft, aber einen Weltcup-Auftakt in Deutschland habe ich noch nicht erlebt. Entsprechend groß sind Vorfreude und Motivation, gute Leistungen zu bringen“, erklärte Oldie Michael Neumayer.

Anders als Martin Schmitt, der in den Saisonplanungen des Bundestrainers keine Rolle spielt und die mögliche fünfte Olympia-Teilnahme wohl verpassen wird, gehört der 34 Jahre alte Neumayer auch in diesem Winter zu den Säulen der erfolgshungrigen Mannschaft. „Wir haben derzeit eine schöne Mischung aus Springern, die bereits Erfolge feiern konnten und jungen Aktiven, die das noch tun wollen. So motivieren wir uns gegenseitig und die Leistungsdichte innerhalb des Teams wird größer“, berichtete Freund.

Der 25-Jährige ist die unumstrittene Nummer eins im Team, zumal in Richard Freitag der zweite Topspringer der vergangenen Jahre zum Saisonbeginn verletzungsbedingt ausfällt. „Nach Ausheilung seines Ermüdungsbruches planen wir mit Richard zur Vierschanzentournee. Spätestens bis Sotschi sollte er die Rolle spielen können, die ihm innerhalb des Teams zusteht“, sagte Schuster.

Zunächst ruhen die Hoffnungen also auf Freund, Neumayer und Wellinger. Der Youngster, der im Vorjahr wie ein Komet in die Weltspitze schoss, gehört sieben Wochen nach seinem Gesamt-Triumph im Sommer-Grand-Prix an gleicher Stätte zu den Favoriten. „Er befindet sich auf einem guten Weg“, sagte der Bundestrainer und stellte zufrieden fest: „Der Heimauftakt ist mehr Segen als Fluch. Wir wissen, was wir können, und können zuversichtlich reingehen.“

Im Teamwettbewerb am Samstag (16.00 Uhr) soll Weltmeister Österreich um Überflieger Gregor Schlierenzauer bereits einen ersten Vorgeschmack darauf bekommen, dass die DSV-Springer in diesem Winter endgültig die Wachablösung herbeiführen wollen. Für das Einzel am Sonntag (13.30 Uhr) ist ein Podestplatz die Zielvorgabe. „Wir reisen zuversichtlich zum ersten internationalen Kräftemessen. Wir können uns auf die Unterstützung der vielen, vielen Fans verlassen. Das motiviert uns noch einmal zusätzlich. Umso so größer ist das Kribbeln vor dem Saisonstart und die Freude auf den Wettkampf“, betonte Freund.

Dabei wollen sich die deutschen Asse auch nicht von einigen Neuerungen im Reglement beirren lassen. So muss ein Springer künftig bei einer freiwilligen Anlaufverkürzung durch seinen Trainer mindestens 95 Prozent der Hill-Size-Weite einer Schanze erreichen, um die Bonuspunkte zu kassieren. Neu ist auch, dass die Kompensation im Falle von Rückenwind um 21 Prozent erhöht wird. Zudem plant der Weltverband FIS die Einführung eines Lichtbalkens im Aufsprung, der auch für Springer und Stadionzuschauer sichtbar ist. Dieser soll erstmals bei der Vierschanzentournee zur Anwendung kommen.

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Die wichtigsten Fragen und Antworten

WAS LIEGT AN?

Ein harter Winter mit Vierschanzentournee, Olympia und der Skiflug-WM. Und natürlich dem Weltcup: 28 Einzel-Springen an 20 Orten stehen auf dem Programm, darunter Klingenthal (23./24.11.), Rückkehrer Titisee-Neustadt (14./15.12.), Oberstdorf (29.12.), Garmisch-Partenkirchen (1.1.) und die Olympia-Generalprobe in Willingen (1./2.2.).

WARUM STARTET DIE SAISON ERSTMALS IN DEUTSCHLAND?

Im finnischen Kuusamo gab es in den vergangenen Jahren zwar viel Schnee, aber wenig Zuschauer. „Die Atmosphäre und das Angenehme des Publikums“ sprachen am Ende für Klingenthal, sagte FIS-Renndirektor Walter Hofer. Alter Schnee aus dem Vorjahr half bei der Präparierung der Schanze.

WELCHE DSV-ADLER SIND DABEI?

Zu Saisonbeginn sieben: Severin Freund, Andreas Wellinger, Andreas Wank, Michael Neumayer, Marinus Kraus, Karl Geiger und Maximlian Mechler. Richard Freitag ist noch verletzt und hofft auf ein Comeback spätestens bei der Tournee.

KOMMT EIN DEUTSCHER GROSS RAUS?

Gut möglich! Freund und Freitag gewannen in der Vorsaison immerhin je zwei Springen, Freund trug sogar das gelbe Trikot des Weltcup-Spitzenreiters. Und dann ist da noch der 18 Jahre alte Andreas Wellinger, der im Sommer als erst dritter Deutscher die Grand-Prix-Gesamtwertung gewann.

UND MARTIN SCHMITT?

Wie im Vorjahr muss Schmitt zunächst im zweitklassigen Continental Cup starten. Der beginnt allerdings erst Mitte Dezember. Erstes Ziel des 35-Jährigen dürfte es sein, einen Platz bei der Tournee zu holen - dort dürfen zunächst zwölf DSV-Adler starten. Prognose: Für Olympia wird es eng.

WER IST FAVORIT?

Gregor Schlierenzauer. Der Österreicher ist erst 23, hat aber schon fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Zuletzt zweimal in Folge die Tournee. Nur Einzel-Gold bei Olympia fehlt dem Tiroler noch. Vielleicht in Sotschi?

IST ÖSTERREICH ZU SCHLAGEN?

Klares Ja! Im vergangenen Winter war Schlierenzauer der einzige Austria-Adler in den Top 10 des Gesamtweltcups. Thomas Morgenstern, Andreas Kofler oder Wolfgang Loitzl suchten vergeblich ihre Form. Die Folge: Nach acht Jahren ging die Nationenwertung an Norwegen, auch Deutschland war lange auf Augenhöhe.

WAS IST NEU?

Nicht viel. Für die Fans an der Schanze wird es erstmals eine „reale“ Führungslinie geben. Die Weite, die zum Sprung auf den ersten Platz reicht, soll mit grünem Licht sichtbar dargestellt werden.

WAS KANN JANNE AHONEN?

Der Rekordsieger der Vierschanzentournee kehrt nach zwei Jahren zurück. Im Sommer schaffte der Finne immerhin einen Podestplatz. Tendenz: Der „Eisvogel“ mischt vorne mit, aber nicht ganz vorne.

WER ÜBERTRÄGT?

ARD oder ZDF - und immer Eurosport.

UND DIE FRAUEN?

Die Skispringerinnen starten erst am 6. Dezember in den Winter, der ein ganz besonderer wird: In Sotschi kämpfen die Frauen erstmals um olympische Medaillen. Die Deutschen Carina Vogt und Ulrike Gräßler gehören zum erweiterten Favoritenkreis.

dpa/sid

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