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Rammstein-Sänger Lindemann schockt mit Vergewaltigungs-Gedicht: Kunstfreiheit oder „widerwärtig“?

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Rammstein Tour 2019 - Hannover
Weiß zu polarisieren: Rammstein-Frontmann Till Lindemann © dpa / Christophe Gateau

Rammstein sorgt immer wieder für Provokationen. Nun steht Frontmann Till Lindemann in der Kritik. Grund ist ein Gedicht, in dem es um Vergewaltigungsfantasien gehe.

Leipzig - Till Lindemann sorgt derzeit vermehrt für Schlagzeilen. In jüngster Vergangenheit gab es Spekulationen darüber, ob der Frontmann der Band Rammstein am Coronavirus erkrankt sei. Der gebürtige Leipziger befand sich zuletzt auf einer Intensivstation in Berlin, sein aktueller Gesundheitszustand ist nicht vollends bekannt. 

Rammstein: Rockband provoziert immer wieder - und erntet dafür Kritik

Unabhängig dessen sorgt Lindemann aktuell für Aufregung. In der Vergangenheit waren sich er und seine Band Rammstein bereits mehrmals Kritik ausgesetzt. In den Anfängen der 1994 in Berlin gegründeten Rockband stand der Vorwurf von rechtsextremistischen Tendenzen im Raum, von welchen sich die Band daraufhin jedoch klar distanzierte. Auch für teils gewaltverherrlichende Darstellungen in ihren Songs geriet Rammstein immer wieder ins Störfeuer der Kritiker. 

Rammstein: Gedicht von Frontmann Till Lindemann polarisiert

Die intensive Auseinandersetzung mit Gewalt sorgt nun erneut für Kritik. Dabei geht es jedoch nicht um einen Song der Band, sondern um ein Gedicht des Frontmanns Till Lindemann. Der 57-Jährige versucht sich vermehrt auch als Lyriker. 

In seinem neusten Band „100 Gedichte“ greift Lindemann Themen von Alltag über Gewalt bis hin zu Liebe und Sex auf. Eines seiner neuen Werke fällt dabei besonders auf: In „wenn du schläfst“ geht es allem Anschein nach um eine Vergewaltigungsfantasie

Rammstein: Till Lindemanns Gedicht „wenn du schläfst“ im Wortlaut

Konkret schreibt Lindemann: „Ich schlafe gerne mit dir, wenn du schläfst. Wenn du dich überhaupt nicht regst. Mund ist offen, Augen zu. Der ganze Körper ist in Ruhe. Kann dich überall anfassen. Schlaf gerne mit dir, wenn du träumst. Und genau so soll das sein (so soll das sein so macht es Spaß). Etwas Rohypnol im Wein (etwas Rohypnol ins Glas). Kannst dich gar nicht mehr bewegen. Und du schläfst, es ist ein Segen.“

Rammstein: Reaktionen auf Lindemann-Gedicht: Kunstfreiheit oder Tabubruch?

Die Reaktionen auf das Gedicht fallen unterdessen sehr unterschiedlich aus. Es zeichnen sich zwei Extreme ab. Einerseits wird Lindemann verteidigt. Von Rammstein sei man Provokationen und überspitze Darstellungen schließlich nicht erst seit dem polarisierenden Song „Deutschland“ gewohnt und Kunst müsse schlicht „schocken“, wie ein Nutzer auf Twitter anmerkt.

Darüber hinaus wird mit der Kunstfreiheit argumentiert, welche im Grundgesetz verankert ist. Dort heißt es in Artikel 5, Absatz 1: „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten (...). Eine Zensur findet nicht statt.“

Kritikern gehen die Vergewaltigungsfantasien allerdings schlicht zu weit. Lindemann habe demnach eine Grenze überschritten. Eine Grenze, die sich wohl auch nicht mehr mit der Kunstfreiheit zu rechtfertigen scheint. Auf Twitter wird das Gedicht daher unter anderem als „widerwärtig“ bezeichnet. 

Rammstein: Nach Kritik an Lindemann-Gedicht - Verlag nimmt Stellung: „Verwechslung“

Einige Stimmen kritisierten auch den Kiwi-Verlag, der den Gedichtband veröffentlichtet. Derartige Moralverletzungen dürfe man nicht abdrucken, wie auf Twitter zu lesen ist. Daraufhin meldete sich der Verlag zu Wort und stellte mit Blick auf das sogenannte Lyrische Ich, also nicht der Meinung des Autors, sondern des Sprechers, klar: „Die moralische Empörung über den Text basiert auf einer Verwechslung.“

Unabhängig, was man von dem Gedicht halten mag, bleibt abschließend festzuhalten, dass es Lindemann einmal mehr geschafft hat, zu polarisieren.

Wegen der Coronavirus-Pandemie mussten Rammstein ihre Europa-Tour 2020 absagen. Einige Fans reagieren sauer.

as

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