1. Startseite
  2. Wissen

Alzheimer breitet sich wie eine Infektion im Gehirn aus

KommentareDrucken

Zum Krankheitsbild von Alzheimer gehören unter anderem auch Gedächtnisstörungen. Eine neue Studie zeigt: Die Krankheit breitet sich wie eine Infektion im Gehirn aus.
Zum Krankheitsbild von Alzheimer gehören unter anderem auch Gedächtnisstörungen. Eine neue Studie zeigt: Die Krankheit breitet sich wie eine Infektion im Gehirn aus. © afp

Die unheilbare Krankheit Alzheimer ist weltweit stark verbreitet.Nun zeigt eine neue Studie: Alzheimer breitet sich wie eine Infektion im Gehirn aus.

Alzheimer ist eine weit verbreitete Krankheit: 44 Millionen Menschen weltweit sollen daran erkrankt sein. Der kognitive Abbau bei Alzheimer wird vor allem von zwei Proteinen verantwortet, die es auch bei gesunden Menschen gibt: Amyloid-beta und Tau. Amyloid-beta-Proteine müssen richtig gefaltet sein, um ihre Aufgaben zu erfüllen. Bei Alzheimer gelingt das nicht richtig, die Proteine verklumpen und lagern sich im Gehirn ab.

Die Tau-Proteine verändern sich bei Alzheimer chemisch und lagern sich in Form von Fasern, den Tau-Fibrillen, ab. Diese Ablagerung ist für das Fortschreiten der Demenz offenbar  entscheidend. „Je stärker die Tau-Pathologie, desto ausgeprägter ist in der Regel die klinische Symptomatik der Patienten“, betont Dr. Nicolai Franzmeier vom Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung des Klinikums München.

Alzheimer: Tau-Proteine verbreiten sich wie eine Infektion im Gehirn

Zum Krankheitsbild von Alzheimer gehören unter anderem Gedächtnisstörungen, Veränderungen der Persönlichkeit, sowie Orientierungs- und Sprachstörungen, aber auch Störungen des Denk- und Urteilsvermögens.

Forscher der Ludwig-Maximilians-Universität in München (LMU) haben nun herausgefunden, wie sich die Tau-Proteine im Gehirn ausbreiten: Über miteinander verbundene Nervenzellen werden sie - wie eine ansteckende Erkrankung oder Infektion - an den Synapsen an andere Neuronen weitergegeben. Die Ergebnisse überprüften die Forscher anschließend an Alzheimer-Patienten, deren Gehirne sie sich unter anderem mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanz-Tomografie untersuchten.

Alzheimer: Forscher wollen Krankheitsverlauf individuell prognostizieren

„Tatsächlich verbreitet sich die Tau-Pathologie im Verlauf der Erkrankung vornehmlich entlang miteinander vernetzter Hirnregionen“, erklärt Franzmeier das wichtigste Ergebnis der Studie in einer Mitteilung des Klinikums. Die Studie wurde im Fachmagazin „Nature“ veröffentlicht. „Diese Vernetzung der Hirnregionen ist zentral für mentale Leistungen. Die Vorhersage der Ausbreitung von Tau in diesen Netzwerken könnte sich damit auch als wichtig für die Vorhersage der zukünftigen Abnahme in der mentalen Leistung erweisen“, erläutert der Erstautor der Studie, Professor Michael Ewers.

Auch zu Krebserkrankungen werden laufend neue Studien vorgestellt. So soll etwa laut einer neuen Studie der Verzehr von Kuhmilch das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, deutlich ansteigen lassen.

Die Forscher wollen langfristig Modelle zur individuellen Vorhersage der Verbreitung der Tau-Pathologie nutzen. So könnte der Verlauf der Alzheimer-Erkrankung für einzelne Patienten besser prognostiziert werden. Alzheimer kann je nach Patient sehr unterschiedlich verlaufen. Bis heute gibt es keine wirksame Therapie gegen die Krankheit.

Alzheimer ist nicht heilbar - Krankheit sollte trotzdem früh erkannt werden

Alzheimer ist nicht heilbar, es gibt nur die Chance, im Frühstadium der Krankheit den Status Quo medikamentös länger zu erhalten. Die Krankheit lässt sich jedoch nicht dauerhaft aufhalten, entstandene Schäden im Gehirn lassen sich nicht reparieren. Deshalb arbeiten Forscher an Wegen, Alzheimer früh zu erkennen* - möglichst noch vor den ersten Symptomen. Ein neuer Bluttest, der gerade getestet wird, hat Alzheimer beispielsweise sehr früh erkannt. Außerdem werden zahlreiche Wirkstoffe gegen Alzheimer* getestet.

Erst kürzlich haben Forscher einen neuen Therapieansatz gefunden: Offenbar kann eine bestimmte Genmutation vor Alzheimer schützen*. Wissenschaftler versuchen nun, herauszufinden, wie sie dieses neue Wissen für sich nutzen können.

Von Tanja Banner

*fr.de ist Teil der bundesweiten Ippen-Digital-Zentralredaktion.

Auch interessant

Kommentare