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Asteroid verhält sich mysteriös - Forscher rätseln, was vor sich geht

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Der Asteroid (6478) Gault, fotografiert vom Weltraumteleskop „Hubble“. Deutlich zu sehen sind die beiden Schweife.
Der Asteroid (6478) Gault, fotografiert vom Weltraumteleskop „Hubble“. Deutlich zu sehen sind die beiden Schweife. © NASA, ESA, K. Meech and J. Kleyna (University of Hawaii), and O. Hainaut (European Southern Observatory)

Der Asteroid (6478) Gault ist bei Forschern längst bekannt. Seit einiger Zeit verhält er sich aber merkwürdig – und lässt Wissenschaftler rätseln, woran das liegt.

Der Asteroid (6478) Gault ist eigentlich ein alter Bekannter. Entdeckt im Jahr 1988 von Carolyn und Eugene Shoemaker, weiß man längst, dass er für einen Umlauf um die Sonne dreieinhalb Jahre braucht und einen Durchmesser von etwa 3,7 Kilometern hat. Doch seit einiger Zeit überrascht der Asteroid die Forscher.

Asteroid (6478) Gault ist aktiver Asteroid - und verhält sich seltsam

Im Frühjahr haben Wissenschaftler festgestellt, dass es sich beim Asteroiden (6478) Gault um einen aktiven Asteroiden handelt: Er stößt Staub aus und zieht nicht nur einen Schweif hinter sich her, sondern gleich zwei. Das ist ungewöhnlich und eigentlich eher das Verhalten eines Kometen als das eines Asteroiden. Während die Astronomen noch rätseln, wieso der Asteroid die Staubspuren hinter sich herzieht, veröffentlicht ein Wissenschaftlerteam einen Bericht im Fachblatt „Astrophysical Journal Letters“, der ein weiteres ungewöhnliches Verhalten des Asteroiden beschreibt.

Forscher hatten Asteroid (6478) Gault wegen seiner zwei Schweife beobachtet

Die MIT-Wissenschaftler um Michael Marsset hatten den Asteroiden eigentlich beobachtet, um mehr über seine beiden ungewöhnlichen Schweife herauszufinden. „Wir kennen eine Million Himmelskörper zwischen Mars und Jupiter und vielleicht 20 im Asteroidengürtel sind aktiv“, wird Marsset in einer Mitteilung des MIT zitiert. „Also ist das sehr selten.“ Zwei Nächte lang haben die Wissenschaftler den Asteroiden mit einem Teleskop auf Hawaii ins Visier genommen - und konnten dabei etwas Faszinierendes beobachten: Der Asteroid veränderte seine Farbe, während die Astronomen ihn beobachteten.

Im Infrarotlicht wurde aus dem rötlichen Asteroiden ein blau gefärbter Asteroid. „Das war eine sehr große Überraschung“, lässt sich Marsset zitieren. „Wir haben noch nie eine so dramatische Änderung wie diese in einer so kurzen Zeit gesehen“, sagt die Co-Autorin Francesca DeMeo. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Staub auf der Oberfläche des Asteroiden durch viele Millionen Jahre im Sonnenlicht rot gefärbt wurde. Diese Staubschicht habe der Asteroid möglicherweise durch seine schnelle Rotation um die eigene Achse verloren. „Wir sehen nun die darunterliegende Oberfläche des Asteroiden, frische, blaue Schichten“, so Marsset.

Rotation von Asteroid (6478) Gault könnte die Farbänderung verursacht haben

Die Rotation des Asteroiden könnte nach Angaben der Forscher durch den YORP-Effekt (benannt nach den Forschern Yarkovsky, O‘Keefe, Radzievskii und Paddack) ausgelöst worden sein. Unter dem YORP-Effekt versteht man den Einfluss der Sonne auf kleinere Himmelskörper: Asteroiden reflektieren einen Großteil der Sonnenstrahlung, doch ein Teil davon wird absorbiert und als Hitze und Schubkraft wieder abgegeben. So kann über Millionen von Jahren hinweg ein Asteroid in eine schnelle Rotation geraten - letztendlich könnte sich der Asteroid dadurch sogar auflösen.

Den Asteroiden mit dem seltsamen Verhalten wollen die Forscher nun weiter beobachten. Denn auch die Sache mit den zwei Schweifen ist längst nicht geklärt. „Es ist meines Wissens das erste Mal, dass wir sehen, dass ein Himmelskörper aus Stein Staub ausstößt, ähnlich wie ein Komet“, so Marsset.

„Hubble“ hat Asteroid (6478) Gault mit zwei Schweifen fotografiert

Auch das Weltraumteleskop „Hubble“ hat den Asteroiden mit den zwei Schweifen fotografiert. Astronomen schätzen, dass der längere Schweif etwa 800.000 Kilometer ins All hinausreicht, während der Zweite etwa ein Viertel so lang ist. In den beiden Schweifen müssen mehrere Millionen Kilogramm Staub stecken, folgern Astronomen. Wie der Asteroid den Staub ausstößt, ist unklar. Er besteht - wie die meisten anderen Asteroiden - hauptsächlich aus Silikat, einem trockenen, steinigen Material.

Kometen dagegen kommen aus den kalten Tiefen des Sonnensystems. Wenn sie sich der Sonne nähern, schmilzt das Eis auf ihrer Oberfläche und wird zu einem Gas, das gemeinsam mit Staubteilchen den charakteristischen Schweif eines Kometen bildet.

Das Weltraumteleskop „Hubble“ war auch an einer astronomischen Sensation beteiligt: Mit Hilfe der „Hubble“-Daten haben Forscher in der Atmosphäre des Exoplaneten K2-18b Wasserdampf entdeckt. Außerdem wird derzeit mit Komet C/2019 Q4* ein Himmelskörper beobachtet, der möglicherweise von außerhalb des Sonnensystems stammt. Ist es der zweite interstellare Besucher unseres Sonnensystems?

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Von Tanja Banner

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