Die Ergebnisse sind zwar vielversprechend, sollten jedoch unter Vorbehalt gelesen werden. Denn zum einen handelt es sich bei der Studie, wie schon erwähnt, um eine Vorveröffentlichung, die noch in keinem anerkannten Magazin publiziert wurde. Einen anderen Kritikpunkt merkt das „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ an. Demnach hätten vorangegangene Studien noch keinen eindeutigen Effekt von Tocilizumab auf die Sterblichkeit von Patient:innen aufzeigen können. Kritisch sei außerdem zu sehen, dass es sich bei Tocilizumab um ein Medikament handelt, das um ein vielfaches teurer ist als Kortikosteroide. Der zusätzliche Nutzen der Rheuma-Mittel zusammen mit dem Kortikosteroid müsse durch weiter Studien untersucht werden.
Eine weitere Corona-Studie konzentrierte sich jetzt ebenfalls auf die Nutzung von Rheuma-Medikamenten im Kampf gegen das Coronavirus – und das mit Erfolg. Mitgewirkt an der Studie hat das Uniklinikum Jena im Rahmen der Studiengruppe REMAP-CAP. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss aus Intensivmediziner:innen und Infektiolog:innen aus 14 Ländern, heißt es auf der Webseite des Klinikums. 800 Patient:innen wurden bei der Studie miteinbezogen, die bereits im „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht wurde. Neben der Wirkung von Tocilizumab wurde auch das Medikament Sarilumab in die Studie miteinbezogen.
Getestet wurde die Wirkung der Rheuma-Medikamente Tocilizumab und Sarilumab. 353 Patient:innen bekamen das erste Mittel, 48 Sariumab und 402 befanden sich in der Kontrollgruppe. Bei allen Teilnehmenden handelte es sich um Intensivpatient:innen, 70 Prozent von ihnen wurden künstlich beatmet. Die meisten von ihnen (über 90 Prozent) hatten zusätzlich Kortikosteroiden wie Dexamethason verabreicht bekommen. Nach der Einnahme des Medikaments benötigten diese Patient:innen „zehn Tage weniger eine Organunterstützung als die Kontrollgruppe, auch konnte das Risiko zu versterben um ein Viertel gesenkt werden“, so Frank Brunkhorst, Leiter des Studienzentrums und Professor für klinische Sepsisforschung am Uniklinikum Jena.
Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass neben Kortikosteroiden wie Dexamethason nun „eine zweite gut bekannte und sichere Wirkstoffgruppe zur Verfügung, deren Einsatz bei der Behandlung schwerer COVID-19-Verläufe nachweislich wirksam ist“, erklärt Brunkhorst. Wichtig ist hier aber, dass die meisten der Patient:innen neben Rheuma-Mitteln wie Tocilizumab zusätzlich Dexamethason verabreicht bekamen. Wie auch das Uniklinikum Jena in seiner Pressemitteilung betont, belegen die Ergebnisse, dass schwerkranken Patient:innen die Rheuma-Mittel „in Ergänzung zu Kortisonpräparaten“ wie Dexamethason nutzten. (Sophia Lother) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.