Hat das gefährliche „Momo“-Spiel bei WhatsApp bereits ein erstes Todesopfer gefordert? Die Polizei in Buenos Aires bestätigt der argentinischen Nachrichtenseite Diario Popular einen tragischen Vorfall: Ein 12-jähriges Mädchen soll sich am vergangenen Sonntag in einem Vorort von Buenos Aires das Leben genommen haben, nachdem sie sich auf das „Momo“-Spiel bei WhatsApp eingelassen hatte. Mittlerweile berichten auch die Buneos Aires Times, die englische Zeitung The Sun und der US-Nachrichtensender Fox News über den Todesfall.
Die 12-Jährige soll ihre Aktivitäten bis hin zu dem Selbstmord durch Erhängen mit ihrem Handy aufgezeichnet haben. Das habe die Auswertung ihres Smartphones ergeben. Ihr Bruder fand sie erhängt an einem Baum im Hinterhof des Hauses. Die Behörden vermuten, dass sie dazu aufgefordert wurde, sich das Leben zu nehmen. Derzeit sucht die Polizei einen 18-jährigen Teenager, mit dem das Opfer in den sozialen Medien Kontakt hatte.
Mittlerweile ist auch die Herkunft des morbiden „Momo“-Profilfotos bei WhatsApp geklärt. Bei dem Bild einer verzerrten jungen Frau mit Augen, die aus ihren Höhlen hervortreten, strähnigem schwarzem Haar und Vogelbeinen handelt es sich um ein Kunstwerk der japanischen Firma Link Factory. Dieses wurde unter anderem in der „Vanilla Gallery“ in Tokio ausgestellt.
Aus Deutschland und Europa gibt es noch keine Berichte über ein „Momo“-Spiel, das zum Selbstmord auffordert. In Deutschland warnt die Polizei aktuell vor einem Kettenbrief, der von einem „Momo“-Profil bei WhatsApp verschickt wird. Zahlreiche Nutzer haben offenbar diese Drohung (mit zahlreichen Rechtschreibfehlern) erhalten:
„Hallo ich bin Momo und bin vor 3 Jahren verstorben ich wurde von einem Auto angefahren und wenn du nicht möchtest das ich heute Abend um 00:00 Uhr in deinem Zimmer stehe und dir beim schlafen zuschaue dann sende diese Nachricht an 15 Kontakte weiter. Du glaubst mir nicht?
Angelina 11 hilt die Nachricht für fake und schickte sie an niemanden weiter in der Nacht hört sie Geräusche aus einer Ecke ihres zimmers sie wollte nach gucken doch auf einmal rante etwas auf sie zu am nächsten Morgen wurde sie Tot in ihrem Bett gefunden
Tim 15 schickte die Nachricht nur an 6 Leute weiter am nächsten Morgen wachte er mit einem abgefressenen Bein und einem abgeschnittenen Arm auf
Linda 13 schickte die Nachricht an alle weiter heute hat die ihre wahre liebe gefunden und wohnt mit ihrem freund in einer modernen Villa
Falls du diese Nachricht nicht weiter schickst weisst du was passiert also pass auf und schicke sie weiter“
Wie TV-Moderatorin Eva Grünbauer am Montag in der Sendung „17:30 SAT.1 BAYERN“ verriet, hat auch ihre Tochter einen „Momo“-Kettenbrief bei WhatsApp bekommen (Artikel bei Merkur.de*).
Die Polizeien in Bayern warnen dringend davor, mit „Momo“ in Kontakt zu treten. Der WhatsApp-Kontakt solle am besten blockiert, auf keinen Fall jedoch gespeichert werden. Wie Stefan Sonntag, der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd gegenüber Merkur.de* betont, sei bislang unklar, ob es sich um einen „makaberen Scherz“ handelt, oder ob es darum gehe, Daten anderer WhatsApp-Nutzer abzugreifen. Zudem brauche sich niemand vor dem „Momo“-Kettenbrief fürchten.
„Momo“ ist offenbar von verschiedenen Orten aus tätig. Im Netz kursieren mittlerweile drei Handynummern mit dem mysteriösen Profilbild. Eine dieser Nummern stammt aus Japan. Dieses „Momo“-Profil hat eine japanische Vorwahl und in der Beschreibung finden sich japanische Schriftzeichen. Die deutsche Übersetzung lautet: „Leute nennen mich L“. Eine andere Nummer, die zu „Momo“ gehören soll, hat eine kolumbianische Vorwahl, eine weitere Nummer stammt wohl aus Mexiko.
In Deutschland hat das „Momo“-Phänomen vor allem Youtubern wie Marvin und Kelvin von „PrankBrosTV“ oder Rebekah Wing aus Hamburg zu Videos mit extrem vielen Zugriffen verholfen. Sie haben Clips hochgeladen, in denen sie auf WhatsApp scheinbar mit „Momo“ in Kontakt treten. Und damit genau das tun, wovor die Polizei ausdrücklich warnt. Allerdings wirken die Videos derart überdreht, dass sie sich praktisch selbst als Fakes entlarven. So macht sich etwa Rebekah Wing nachts um 3.00 Uhr in Hamburg auf die Suche nach „Momo“ - um am Ende einer geisterhaften Erscheinung zu begegnen.
Bleibt zu hoffen, dass das „Momo“-Phänomen bei uns nichts Schlimmeres hervorbringt als unfreiwillig komische Youtube-Clips.
Auch das renommierte britische Nachrichten-Portal The Independent berichtet nun über das Selbstmord-Spiel, das angeblich bei WhatsApp kursieren soll. „Momo - die Geschichte und das Bild - sind absolut entsetzlich“, schreibt das Portal über das Phänomen, das seit Wochen durch das Netz geistert.“ Trotz der vielen Bericht gebe es bislang kaum gesicherte Erkenntnisse zu „Momo“.
„Das Bild wird von Leuten auf WhatsApp benutzt, die junge Leute zu extremem Verhalten verleiten. Laut Berichten sollen diese auch dazu verleitet werden, sich das Leben zu nehmen.“ Mittlerweile gebe es auch Warnungen der Polizei an Eltern und Kinder vor einem „Momo“-Account. „Aber es ist nicht klar, ob diese Warnungen etwas betreffen, das wirklich passiert ist. Oder ob es sich um eine urbane Legende handelt.“
Möglichwerweise, so berichtet The Independent, hätten sich die Berichte im Netz verselbständigt. WhatsApp-Nutzer berichten von Kommunikation mit „Momo“. Leute behaupten, sie hätten gruselige und sogar aggressive Nachrichten vom Horror-Account erhalten. „Aber es gibt nichts, das darauf hindeutet, dass die Person, die dieses Konto kontrolliert, mehr wollte, als Leute zu erschrecken oder zu ärgern.“
Zwar erwähnt das Nachrichtenportal auch das Rätsel um den Tod des argentinischen Mädchens. Aber möglicherweise sei dies ein Einzelfall und kein systematisch betriebenes Spiel, hinter dem „Momo“ stehe.
Generell berichten wir nicht über Selbsttötungen, damit solche Fälle mögliche Nachahmer nicht ermutigen. Eine Berichterstattung findet nur dann statt, wenn die Umstände eine besondere öffentliche Aufmerksamkeit erfahren. Wenn Sie oder eine Ihnen bekannte Person unter einer existentiellen Lebenskrise oder Depressionen leidet, kontaktieren Sie bitte die Telefonseelsorge unter der Nummer: 0800-1110111. Hilfe bietet auch der Krisendienst Psychiatrie für München und Oberbayern unter 0180-6553000.Weitere Infos finden Sie auf der Webseite www.krisendienst-psychiatrie.de
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