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Warum stirbt man beim Stau am Gipfel des Mount Everest?

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Stau am Mount Everest
Bergsteiger im Stau am Mount Everest. © dpa

Der Mount Everest ist 8848 Meter hoch. Die größte Gefahr bei einer Besteigung sind nicht alpinistisch äußerst anspruchsvolle Kletterpartien.

Der Gipfel des Mount Everest ist 8848 Meter hoch. Doch die größte Gefahr sind nicht alpinistisch äußerst anspruchsvolle Kletterpartien. Zur tödlichen Herausforderung wird die extreme Höhe.

Ab einer Höhe von 7000 Metern wird der Sauerstoffpartialdruck von 40 bis 47 Hektopascal in den Lungenbläschen unterschritten und die Sauerstoffsättigung des Hämoglobins sinkt ab. Das Blut kann die Zellen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgen. Mit anderen Worten: Auch wenn man noch so heftig und schnell einatmet, kann der Körper nicht die Menge Sauerstoff binden, wie er unbedingt zum Leben braucht. Selbst wenn sich der Bergsteiger nicht anstrengt, sondern er zum Beispiel nur dasitzen würde, würde sich der menschliche Körper von den Strapazen nicht mehr regenerieren.

Längerer Aufenthalt in Todeszone des Mount Everest ist tödlich 

Ein dauerhafter Aufenthalt ist daher in dieser Höhe nicht möglich – der Bereich ab 7000 Metern Höhe wird deshalb auch „Todeszone“ genannt. Oberhalb von 8000 Metern ist dann der Sauerstoffgehalt so gering, dass bei 48 Stunden Aufenthalt ein Überleben extrem unwahrscheinlich ist. 

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Viele Mediziner sagen sogar, dass in der Regel bereits 24 Stunden in dieser Zone unweigerlich zum Tod führen.

Elf Menschen sterben am Mount Everest

Ein Stau beim Gipfelanstieg oder -abstieg hat daher für viele Bergsteiger tödliche Folgen. In den letzten Tagen waren mindestens elf Menschen am Everest ums Leben gekommen, weil zu viele Menschen gleichzeitig auf den Gipfel wollten. „2019 hören wir Horrorgeschichten über Besteigungsversuche, die vom Südsattel bis zum Gipfel zehn, zwölf, oder sogar 14 Stunden benötigen. Aufgrund des Staus dauert die Rückkehr zum Südsattel nochmal sechs Stunden – also zusammen 20 Stunden, das ist verrückt“, berichtet der Everest-Chronist Alan Arnette.

Zeitfenster für Besteigung des Mount Everest ist klein

Das Problem des Massenandrangs am höchsten Gipfel der Welt ist nicht neu. Das Zeitfenster, in dem sich der Everest von der Südseite aus gut besteigen lässt, ist klein, es beschränkt sich auf einige wenige Tage im Mai. Dann wollen alle zum Gipfel. Und mit dem Andrang steigt die Gefahr. Doch viele Alpinisten, Tour-Anbieter und vor allem die verantwortlichen Politiker Nepals wollen von den drohenden Konsequenzen nichts wissen. Nepal verlangt 9800 Euro für den Permit zum Everest – also für die Genehmigung, in dieser Saison einen Gipfelanstieg zu wagen. Wichtige Devisen für das bitter arme Land. 

Besteigung des Everest kann mehr als 40.000 Euro kosten 

Für die kommerziellen Tour-Anbieter geht es noch um sehr viel mehr Geld. Hier kommen pro Kunde schnell 40.000 bis 70.000 Euro zusammen. Ein Geschäft, das sich keiner entgehen lassen will. Und viele Alpinisten gehen am Gipfel buchstäblich über Leichen – für wenige Minuten auf dem Gipfel inklusive dem obligatorischen Selfie. Ob sie am Ende selbst zu den Toten gehören, ist vielen offenbar egal.

Mount Everest fasziniert die Menschen

Die Staus werden noch verstärkt durch gravierende bergsteigerische Defizite. Viele Menschen sind fasziniert von dem Gedanken, einmal auf dem höchsten Berg der Erde zu stehen – auch wenn sie technisch dazu überhaupt nicht in der Lage sind. Schon einfache Dinge wie das sichere Queren einer Eisflanke oder das Überschreiten einer Aluleiter über einer klaffenden Gletscherspalte lässt Unerfahrene zögern. Bergführer berichten von Kunden, die nicht wissen, wie man Steigeisen anzieht. Oder die den Helm verkehrt herum tragen. 

Zusätzliche Gefahren am Everest  

Häufig kommt der Tod auch durch ein Lungen- oder Hirnödem. Dabei sammelt sich Flüssigkeit in Lunge oder Hirn und bildet eine Art „Blase“. Fehlt dem Ödem der Platz zur Ausdehnung, drückt es zum Beispiel auf Bereiche des Gehirns. Die Konzentration und Koordination werden gestört, die Leistungsreserven fallen rapide ab. Dazu kommen fatalerweise häufig noch Bewusstseinstrübung und Selbstüberschätzung. Einzige Rettung: der sofortige Abstieg aus der Höhe. Eigentlich ganz einfach. Wenn nicht gerade ein Stau den schnellen Abstieg unmöglich macht.

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