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SpaceX: Internet-Satelliten stören am Himmel - „das ist nicht cool“

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Vermüllt SpaceX mit seinen Starlink-Satelliten unseren Nachthimmel? Das befürchten zumindest Experten. (Illustration)
Vermüllt SpaceX mit seinen Starlink-Satelliten unseren Nachthimmel? Das befürchten zumindest Experten. (Illustration) © ESA/dpa

SpaceX will künftig schnelles Internet aus dem All anbieten. Die ersten 120 Starlink-Satelliten sind bereits im Erdorbit - und stören deutlich sichtbar die Arbeit von Astronomen.

Update, 4.12.2019, 14.40 Uhr: Die „Starlink“-Satelliten von SpaceX* ziehen weiterhin sichtbar über den Nachthimmel. Derzeit sind sie am frühen Morgen über Deutschland zu sehen - und dort sorgen die SpaceX-Satelliten bereits für Ufo-Meldungen und Verwirrung.

Update, 20.11.2019, 9.50 Uhr: Mehr als eine Woche ist vergangen, seit SpaceX 60 Starlink-Satelliten ins All geschossen hat. Bisher blieb der große Aufschrei aus, doch nun melden sich auf Twitter Astronomen zu Wort, deren Arbeit durch die Internet-Satelliten massiv gestört wird. Clarae Martínez-Vázquez, die am Cerro Tololo Inter-American Observatory (CTIO) in Chile arbeitet, beschwert sich darüber, dass gleich mehrere SpaceX-Satelliten ihre Aufnahmen vom Nachthimmel stören.

19 der Satelliten hätten eine Langzeitaufnahme gestört, „der Zug der Starlink-Satelliten dauerte länger als fünf Minuten!“, schreibt sie auf Twitter und ergänzt: „Ziemlich deprimierend... Das ist nicht cool!“ Dazu veröffentlicht sie ein Bild auf Twitter, das den Satelliten-Zug über den Teleskopen des CTIO zeigt.

Cliff Johnson veröffentlichte als Reaktion darauf ein Bild der Dark Energy Camera (DECam), die große Teile des Himmels in sichtbarem und infrarotem Licht aufnimmt. Darauf sind deutlich die Spuren der Starlink-Satelliten zu erkennen.

Tweet DECam

Starlink-Satelliten von SpaceX ziehen deutlich sichtbar über den Nachthimmel

Update, 13.11.2019, 14.15 Uhr: Mittlerweile gibt es erste Fotos und Videos, die zeigen, wie die Starlink-Satelliten über den Nachthimmel ziehen - einer nach dem anderen. Die Kritik an den „Starlink“-Satelliten von SpaceX reißt nicht ab*.

Update, 12.11.2019, 9.35 Uhr: Eine Falcon-9-Rakete hat gestern die nächsten 60 Starlink-Satelliten von SpaceX in eine Umlaufbahn um die Erde gebracht. In der nächsten Zeit könnten die Satelliten wieder mit dem bloßen Auge sichtbar sein, wie der Satelliten-Tracker Marco Langbroek gegenüber space.com erklärt. Über eine spezielle Website des Portals „Heavens Above“ kann man prüfen, wann die Satelliten am eigenen Standort sichtbar sind. In Frankfurt beispielsweise sind sie erst ab dem 24. November früh am Morgen zu sehen.

SpaceX will schnelles Internet anbieten - und zwar überall

Erstmeldung vom 11.11.2019: Schnelles Internet, selbst in den abgelegensten Ecken dieser Erde - das ist ein Ziel, das sich Elon Musk vorgenommen hat. Sein Unternehmen SpaceX hat dafür bereits vor einiger Zeit das Projekt Starlink gestartet. Dahinter steckt eine große Satellitenkonstellation, die die Erde umkreist, und schnelle Datenverbindungen anbieten soll. Die ersten 60 Satelliten wurden bereits im Mai gestartet, nun soll der nächste Schwung Starlink-Satelliten in eine Erdumlaufbahn geschossen werden.

Am 11. November um 15.56 Uhr oder alternativ am 12. November um 15.34 Uhr will SpaceX die nächsten 60 Starlink-Satelliten an Bord einer Falcon-9-Rakete ins All schicken. Das Besondere dabei: Die erste Stufe der Rakete war bereits drei Mal im Einsatz, außerdem soll bei diesem Start erstmals die Nutzlastverkleidung wiederverwendet werden. Doch beobachtet werden wird dieser Start nicht nur von Menschen, die sich für Raumfahrt oder das Recycling von Raketen interessieren, sondern auch von Kritikern des Projekts Starlink.

SpaceX will ab 2020 in den USA Internet aus dem All anbieten

Insgesamt sechs bis acht solcher Starts mit jeweils 60 Satelliten sollen nötig sein, um ab Mitte 2020 in den USA einen ersten Internetservice anbieten zu können, erklärte die operative SpaceX-Geschäftsführerin Gwynne Shotwell vor einigen Wochen. Die Starlink-Konstellation dürfte riesig werden: Während bisher von 12.000 genehmigten Satelliten die Rede war, wurde kürzlich bekannt, dass SpaceX Anträge für 30.000 weitere Satelliten gestellt hat*.

Das dürfte Kritikern der Starlink-Konstellation nicht gefallen. Und Kritiker gibt es zahlreiche:

Als SpaceX im Mai 2019 die ersten 60 Starlink-Satelliten ins All schoss*, entdeckten aufmerksame Beobachter kurz darauf einen „Satellitenzug“, der über den Nachthimmel zog: Zahlreiche Starlink-Satelliten flogen hell leuchtend hintereinander über den dunklen Nachthimmel. Schnell wurden Befürchtungen laut, SpaceX „vermülle“ mit seinen Internet-Satelliten den Nachthimmel. Als die Satelliten ihre Umlaufbahnen erreichten, wurden sie weniger auffällig am Himmel, doch Kritiker sind weiterhin skeptisch.

„Vermüllt“ SpaceX den Nachthimmel mit Satelliten?

SpaceX-Gründer Elon Musk erklärte auf Twitter schnell, dass es das wichtigere Ziel sei, „möglicherweise Milliarden von ökonomisch benachteiligten Menschen zu helfen“, doch der Aufschrei ließ sich nicht eindämmen. Die Internationale Astronomische Union (IAU) äußerte sich „besorgt über diese Satelliten-Konstellationen“. Ihr geht es um „das Prinzip eines dunklen und funkstillen Himmels“, auch als „Ressource für die gesamte Menschheit und auch zum Schutz nachtaktiver Tiere“.

Die Kritiker sehen zwei Probleme: Die Starlink-Satelliten* reflektieren das Sonnenlicht. Wenn sie ihre endgültigen Umlaufbahnen erreicht haben, sind sie zwar meist nur noch in der Zeit um den Sonnenaufgang und Sonnenuntergang zu sehen, doch ihr Licht könnte beispielsweise empfindliche Teleskope stören. Davor warnt auch die IAU.

Experten fürchten die Funksignale der SpaceX-Satelliten

Die Funksignale der unzähligen Satelliten könnten außerdem astronomische Beobachtungen mit Radioteleskopen stören. Elon Musk betonte in einem weiteren Tweet, dass er sicherstellen werde, „dass Starlink keine Auswirkungen auf Entdeckungen in der Astronomie hat.“

Ein weiterer Kritikpunkt hängt mit einem Vorfall von Anfang September zusammen: Damals befand sich ein Starlink-Satellit auf Kollisionskurs mit dem Wettersatelliten „Aeolus“* der europäischen Raumfahrtorganisation Esa. Nach mangelhafter Kommunikation von SpaceX entschied sich die Raumfahrtorganisation für ein Ausweichmanöver. SpaceX verwies später auf einen Fehler in seinem Nachrichtensystem.

SpaceX könnte die Zahl der bisher ins All geschossenen Satelliten vervielfachen

Egal, ob SpaceX 12.000 oder mehr als 40.000 Satelliten ins All schicken wird - Kritiker stört insgesamt, dass die Zahl der aktiven Satelliten dadurch um ein Vielfaches erhöht wird. Derzeit umkreisen 2062 aktive Satelliten (Stand: 03/2019) die Erde, dazu kommen unzählige ausrangierte Satelliten und Weltraumschrott, bis hin zu kleinsten Teilchen. Insgesamt wurden seit dem Start des ersten Satelliten „Sputnik 1“ im Jahr 1957 etwa 8500 Satelliten ins All geschossen.

SpaceX ist mit seinen Plänen für schnelles Internet aus dem All nicht alleine: OneWeb plant ebenfalls eine Satelliten-Konstellation, genau wie beispielsweise Amazon. Es könnte also schnell passieren, dass in Zukunft mehr Satelliten kurzzeitig am Nachthimmel zu sehen sind, als man Sterne mit dem bloßen Auge erkennen kann. Das sind bei perfekten Bedingungen maximal 3000 - in lichtverschmutzten Städten sind es sogar weniger als 100.

Von Tanja Banner

*fr.de ist Teil der bundesweiten Ippen-Digital-Zentralredaktion.

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