Update vom 22.01.2020, 8.00 Uhr: Wer gestern Abend gegen 18.30 Uhr im Rhein-Main-Gebiet zum Himmel geschaut hat, dürfte sie gesehen haben: Dutzende Lichtpunkte, die von Westen nach Osten hoch über den dunklen Himmel gezogen sind. Die „Starlink“-Satelliten, die einer nach dem anderen über den Himmel huschen, sind für den Beobachter, der sich nicht näher mit der Thematik beschäftigt, sicherlich ein toller Anblick - doch Astronomen sind besorgt: Die vielen Satelliten stören bereits jetzt ihre Arbeit - und in Zukunft sollen es noch deutlich mehr werden.
SpaceX will tausende „Starlink“-Satelliten ins All schicken, um schnelles Internet aus dem Weltall anbieten zu können. Schon für den 24. Januar 2020 ist der Start der nächsten 60 Satelliten geplant. Nach eigenen Angaben will SpaceX dafür sorgen, dass die Satelliten die Wissenschaft nicht beeinträchtigen - doch ob das gelingt, ist noch offen.
Update vom 20.01.2020: In nächster Zeit dürfte man von Deutschland aus viele „Starlink“-Satelliten von SpaceX am Himmel sehen. Sie sind in der Regel abends, kurz nachdem es dunkel wird, oder morgens vor Sonnenaufgang am dunklen Himmel zu sehen.
Aktuelle Beobachtungszeiten für den Standort Frankfurt am Main:
Beobachtungszeiten für andere Standorte können z.B. über diesen Rechner ermittelt werden.
Update vom 10.01.2020: In nächster Zeit sind die „Starlink“-Satelliten von SpaceX noch am Himmel über Deutschland zu sehen - meist kurz, nachdem es dunkel wurde.
Aktuelle Beobachtungszeiten für den Standort Frankfurt am Main:
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Update vom 09.01.2020: Die neu gestarteten „Starlink“-Satelliten sind derzeit noch nicht über Deutschland zu sehen - dafür kann man die bereits länger im All befindlichen Satelliten momentan wieder am Himmel sehen.
Beobachtungszeiten für den Standort Frankfurt am Main:
Die neuen „Starlink“-Satelliten werden jedoch auch bald am Himmel über Frankfurt am Main auftauchen:
Erstmeldung vom 07.01.2020: Für SpaceX ist es mittlerweile ein Routineeinsatz: In der Nacht auf den 7. Januar 2020 sind von dem privaten Raumfahrtunternehmen erneut 60 „Starlink“-Satelliten mit einer „Falcon 9“-Rakete ins All gebracht worden. Auch für die erste Stufe der Rakete war der Einsatz Routine: sie ist zuvor bereits drei Mal ins All geflogen - unter anderem bei einer vorherigen „Starlink“-Mission.
Mittlerweile hat SpaceX 180 „Starlink“-Satelliten in Umlaufbahnen um die Erde positioniert - sie sollen in Zukunft für schnelles Internet auch in den entlegensten Winkeln der Erde sorgen. Doch seit dem Start der ersten 60 Satelliten im Mai 2019 sorgen die kleinen Satelliten vor allem für eines: jede Menge Ärger.
Denn kurz nach dem ersten Start wurde deutlich: die Satelliten leuchten hell am Nachthimmel, wenn sie von der Sonne angestrahlt werden. Zuerst hatte das ein Satellitentracker aus den Niederlanden festgestellt. Er hatte den Zug von vielen Satelliten hintereinander am Nachthimmel per Video dokumentiert und so einen ersten Aufschrei ausgelöst.
Astronomie-Organisationen wie die IAU meldeten sich besorgt zu Wort und Astronomen zeigten, wie die Satelliten ihre Himmelsaufnahmen zerstörten, indem sie mitten hindurch flogen. Auch Radioastronomen zeigten sich besorgt: die Funksignale der neuen Satelliten könnten die empfindlichen Radioteleskope auf der Erde beeinträchtigen und die erdbasierte Beobachtung des Weltalls künftig stark behindern.
SpaceX-Gründer Elon Musk versuchte, zu beschwichtigen, doch der zweite Start von weiteren 60 „Starlink“-Satelliten sorgte nicht für Beruhigung - im Gegenteil. Nun wurden die Satelliten plötzlich auch von Menschen bemerkt, die nichts mit Astronomie oder Raumfahrt am Hut hatten. Die Ufo-Meldestelle CENAP berichtete von zahlreichen Ufo-Meldungen zu einer Zeit, als die Satelliten über Deutschland sichtbar waren.
Mit dem dritten „Starlink“-Start zeigt sich nun endlich etwas Bewegung bei SpaceX: Unter den neuesten Satelliten befindet sich einer, mit dem das Unternehmen testen möchte, ob man die Satelliten so umrüsten kann, dass sie weniger hell leuchten. Dazu wurde eine Seite des Satelliten mit einem Material verkleidet, das ihn dunkler erscheinen lassen soll, als die anderen Satelliten.
Dieser Schritt ist überfällig, denn nun soll eine Phase beginnen, in der SpaceX regelmäßig und in geringen Abständen weitere Satelliten ins All schicken will. Bereits für Januar 2020 sind zwei weitere Starts mit je 60 Satelliten geplant, in diesem Jahr sollen insgesamt bis zu 20 „Starlink“-Starts stattfinden. Womöglich schon Mitte des Jahres sollen erste Kunden Zugriff auf das Internet aus dem All erhalten, hieß es bei SpaceX. Das Unternehmen hat große Pläne und möchte in den kommenden Jahren Zehntausende Satelliten ins All schicken.
Mit dem nächtlichen Start ist SpaceX über Nacht zum größten Satellitenbetreiber der Welt geworden. An zweiter Position steht Planet Labs, ein Unternehmen, das derzeit rund 150 aktive Satelliten hat. Mit dem neuen „Starlink“-Schub hat SpaceX gleichzeitig auch einen großen Sprung gemacht und ist seinen Wettbewerbern im Bereich „Weltall-Internet“ davongelaufen.
Doch warum will das Raketen- und Raumfahrtunternehmen SpaceX plötzlich Internet aus dem All anbieten? Dahinter steckt der ursprüngliche Plan von Elon Musk, der auch der Grund für die Gründung von SpaceX war: Musk will die Menschheit „multiplanetar“ machen und den Mars besiedeln. Das Geld, das SpaceX mit seinen Raketenstarts für Kunden - oder auch durch seine Satelliten - verdient, dürfte in die weiteren Schritte fließen, die zum Erreichen dieses Plans nötig sind. Das „Starship“, das Astronauten und Material in Zukunft zum Mars transportieren soll, ist längst in Arbeit*.
Von Tanja Banner
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