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Experten-Tipps: So entlarven Sie Troll-Kommentare im Netz

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Mit seinen Tipps können Sie Troll-Kommentare erkennen: Dipl.sc.pol. Leo Sucharewicz.
Mit seinen Tipps können Sie Troll-Kommentare erkennen: Dipl.sc.pol. Leo Sucharewicz. © L. Sucharewicz

München - Dipl.sc.pol. Leo Sucharewicz ist einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Kommunikationspsychologie in Deutschland. Ein Jahr lang hat er Leserkommentare von FAZ und Tagesschau analysiert. Dabei hat er Indikatoren entwickelt, mit denen jeder User Troll-Kommentare erkennen kann.

Als Troll wird in der Fachsprache ein Internet-Nutzer bezeichnet, der in Foren oder Kommentarspalten provozierende Beiträge verfasst, nur um andere Diskussionsteilnehmer zu provozieren. Ziele des "Trollens" sind das Stören von Diskussionen oder das Zerstören des Vertrauens innerhalb einer Community. Die Ausmaße können dabei unterschiedlichste Dimension erreichen. Die Bandbreite erstreckt sich von Einzelpersonen, die aus Langeweile oder Rache handeln, bis hin zu professionell organisierten Großgruppen mit mehreren hundert Mitarbeitern, die wirtschaftliche oder politische Propaganda betreiben. Solche Gruppen sind aus Russland, den USA, Nordkorea und Israel bekannt.

Der Münchner Kommunikationspsychologe Dipl.sc.pol. Leo Sucharewicz hat sich mit der Troll-Problematik beschäftigt und in einjähriger Arbeit eine Liste mit Troll-Indikatoren erstellt. Auf der Liste finden sich zum Beispiel Punkte wie "Exkursives Amerika-Bashing" oder "Niedliche Icons im Verfassernamen". Anhand solcher Auffälligkeiten soll jeder User feststellen können, ob er mit Troll-Kommentaren konfrontiert wird. Je mehr der Indikatoren zutreffen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie es mit einem Troll zu tun haben. Bei Sucharewicz' Untersuchungen haben sich Troll-Kommentare, laut eigener Aussage, mit "zufriedenstellend hoher Trefferquote" nachweisen lassen.

Die folgende Liste hat der Experte unserer Onlineredaktion zur Verfügung gestellt.

Die komplette Liste der Indikatoren

- Generelles Amerika-Bashing

- Exkursives Amerika-Bashing (themenfremd ausgeholt)

- Systematisches Amerika-Bashing (bei jedem Thema, ob Kultur, Gesellschaft, Politik, Geschichte und / oder in Bezug auf jeden Kontinent und Konflikt)

- Fundiertes Insiderwissen, das deutlich über den generell verfügbaren Wissenstand hinausgeht und im Kontrast steht zu relativ stammtischartigen Vorwürfen oder Konspirationstheorien

- Ungewöhnliche Häufung pro-russischer Kommentare, die einen Kommentarzyklus dominieren

- Häufung pro-russischer Kommentare, die scheinbar zufällig aufeinander Bezug nehmen bzw. sich scheinbar zufällig gegenseitig bestätigen.

- Darstellung von Ländern als Marionetten der USA

- Niedliche Icons beim Verfassernamen

- „Solide“ klingende Verfassernamen

- Dezent formulierter Verdacht, der IS sei von den USA initiiert und gelenkt

- Politische abwertende Formulierungen wie „Brüsseler Clique“, „globaler US-Terrorismus“

- Klaviatur nationaler Gefühle wie „US-Fremdherrschaft über Deutschland“ oder andere Darstellungen, Deutschland sei kein souveräner Staat

- Aufrufe zur „Befreiung von der Knechtschaft“

- Typische DDR-Diktion wie „kapitalistische Ausbeutung“  - Beschuldigung der CIA und des MI6, Unruhen in den unterschiedlichsten Gebieten zu verantworten 

- Beschuldigungen westlicher Geheimdienste, Bürgerkriege zu inszenieren

- Beschuldigung der USA, die Flüchtlingskrise zu initiieren, um Europa zu destabilisieren

- Querverweise / Links zu russischen Websites wie Verteidigungsministerium oder den Sender RT (Russia Today)

- Darstellung von Putin als Hoffnungsträger

- Gehäufte Unterstützung des Irans und Assads seit Putins Engagement im Syrienkrieg

- Gehäufte anti-türkische Kommentare seit dem Abschuss eines russischen Kampfjets

- Darstellung von Russland als Alternative zur Supermacht USA

- Russlands Haltung nachvollziehbar erklären

- Vorwürfe gegen Putin mit Vorwürfen gegen Amerika relativieren

- Propagierung einer neuen Kooperation mit Russland, gekoppelt an Aufgabe des Euro und Austritt aus der EU

- Darstellung des Warschauer Pakts als ehemals stabilisierendes Element

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