Allerdings ist es vorbei mit dem sonnigen Flair, als es um flächendeckende Tests in Alten- und Pflegeheimen geht: Hier gibt er der Bundesregierung eine mit, welche seiner Meinung nach „acht Wochen nicht in die Puschen gekommen sei“...
Die TV-Debatte kommt schwer in Gang, weil sie öfter ins Detail (z.B. Infiziertenraten) abdriftet – und sich ein bisschen im Kreis dreht. Wenn die Mehrheit der Deutschen darauf wartet, alle Corona-Fesseln abzulegen, wer möchte sich da schon mit trockenen Berechnungen aufhalten?
So bekommen wir bei „Anne Will“ (ARD) einen Talk mit zuweilen wenig greifbarem Inhalt zu sehen. Physikerin und Krankheitsforscherin Priesemann findet die aktuellen Lockerungen voreilig und befürchtet, dass die absolute Zahl der Infektionen wieder in die Höhe schnellt.
Mehr Leben bekommt der Polit-Talk, als es um die Wiederaufnahme des Bundesliga-Spielbetriebs geht. Der leidenschaftliche Fußballfan Kubicki sagt zur Ungleichbehandlung zwischen Kitas/Altenheime vs. Fußball: "Warum soll man das eine verbieten, nur weil das andere nicht möglich ist?"
Theologe Peter Dabrock, ebenfalls Fußballfan, hält das grüne Licht für die DFL "verheerend": "Wenn man sieht, dass jemand bevorzugt wird, bröckelt es gesellschaftlich". Malu Dreyer beschwichtigt, dass es nur funktioniert, weil auch in anderen Bereichen Lockerungen eingetreten seien.
Die zugeschaltete “Jung-Merkel“ Priesemann hält den Zeigefinger weiter hoch und wirft Worst-Case-Szenarien in die Runde. Die sind insgesamt jedoch etwas unpräzise und als der Talk ein bisschen einzuschlafen droht, klammert sich Anne Will nochmal an den Strohhalm Fußball: "Bums, die ganze Mannschaft in Quarantäne schicken?", sorgt die ARD-Gastgeberin für einen Paukenschlag.
Eine richtige Antwort gibt es hierzu nicht und Malu Dreyer klärt noch zu den aktuellen Teststrategien der Bundesregierung auf: "Wir haben einen ausgeklüngelten Test", sagt die SPD-Politikerin und meint wohl ausgeklügelt. Ein weiterer Freudscher Versprecher der Pfälzerin, der zumindest für Belustigung sorgt. Am Ende geht es um Altenheimbesuche und dass es für Senioren „wie Einzelhaft“ sei, sieben Wochen eingesperrt zu sein (Kubicki).
Eine sinnvolle Forderung bringt am Ende Dabrock hervor: Pflegepersonal nach der Corona-Krise nicht nur zu beklatschen, sondern „dass sich dann auch was an den Arbeitsbedingungen ändert“. Einig ist sich die Runde, dass der Staat dafür zu sorgen hat, dass flächendeckend Tests finanziert werden können - und nicht nur reiche Menschen sich einen leisten. Klar, dass hier niemand zu widersprechen wagt und das „Zoff-o-meter“ dieses „Anne Will“-Talks insgesamt im Minusbereich liegt. Der sachlich geführte TV-Talk hat zwar keinen Popcorn-Faktor - zeigt jedoch, dass ein Konzept für flächendeckende Corona-Tests in Deutschland längst noch nicht ausgereift zu sein scheint.
Von Patrick Freiwah
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