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„Hart aber fair“ zu Schule in der Corona-Krise: Frank Plasberg gießt unnötig Öl ins Feuer

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Das Thema bei „hart aber fair“ mit Frank Plasberg lautete „Kinder und Eltern zuletzt: Scheitern Schulen an Corona?“
Das Thema bei „hart aber fair“ mit Frank Plasberg lautete „Kinder und Eltern zuletzt: Scheitern Schulen an Corona?“ © WDR/Dirk Borm

„Hart aber fair“: Ein produktiver Austausch über den Unterricht in Zeiten von Corona wurde durch Plasbergs Plattitüden verunmöglicht.

„Frauen und Kinder zuerst!“ lautet der Verhaltenskodex, nach dem Frauen und Kinder in gefährlichen Situationen zuerst gerettet werden sollen. Dass dies vielleicht für sinkende Schiffe, nicht aber in der Corona-Krise gilt, wurde in den letzten Wochen und Monaten mehr als deutlich. Dementsprechend stand die aktuelle Folge der Talkshow „hart aber fair“ (ARD) von Frank Plasberg unter dem Motto „Eltern und Kinder zuletzt – Scheitern Schulen an Corona?“ 

ARD-Talk „Hart aber fair“: Frank Plasberg unterbricht mehrmals seine Gäste

Die Frage, was die Schulen in der aktuellen Situation brauchen, wurde jedoch schnell von den Sticheleien des Moderators übertönt. Wohl im Bemühen um eine kontroverse Diskussion, brachte Frank Plasberg immer wieder das Stichwort „Brückentag“ ins Spiel. Die Empörung darüber, dass viele Lehrkräfte den vergangenen Brückentag nach Himmelfahrt frei machten, anstatt weiter zu unterrichten, nahm Plasberg mehrmals zum Anlass, seine Gäste zu unterbrechen. 

Eingespielte Erfahrungsberichte verschiedener Eltern in der Krise verdeutlichten, wie schlecht der Online-Unterricht in Teilen funktioniert. Die Erkenntnis, dass die Qualität des Unterrichts stark vom Engagement der einzelnen Lehrpersonen abhängt, führte dann jedoch zu einer zum Scheitern verurteilten Diskussion um die Frage des Beamtentums und vermeintlich ungerechten Privilegien von Lehrkräften

„Es geht nicht um alle Lehrer, aber es macht dann doch einen Unterschied, ob man verbeamtet ist oder ob man um seinen Arbeitsplatz fürchten muss“, so der „hart aber fair“-Moderator. Ein produktiver Austausch über den Unterricht in Zeiten von Corona und Perspektiven auf die Zeit danach wurden durch Plasbergs Plattitüden rund um das Beamtentum verunmöglicht. Da machte auch sein Einschub „Bitte nicht als Lehrer-Bashing verstehen“ keinen Unterschied mehr. 

ARD-Talk „Hart aber fair“: Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung an den Schulen

„Es müssen Lösungen her, die wirklich auch langfristig funktionieren“, gab Collien Ulmen-Fernandez zu bedenken. Während Familienministerin Franziska Giffey deswegen zu einem möglichst schnellen Rückgang für möglichst viele Schülerinnen und Schüler plädierte, machte Verena Pausder von „Digitale Bildung für alle e.V.“ den Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung deutlich. „Es war keine Schule auf diese unangekündigte Klassenarbeit vorbereitet“, so Pausder. 

Bei der Digitalisierung könne es jedoch nicht lediglich darum gehen, den Schülerinnen und Schülern die technischen Mittel zur Verfügung zu stellen. Sie müssten auch lernen, diese richtig zu benutzen, damit sie einen Mehrwert hätten. Familienministerin Giffey stimmte ihr in dieser Frage zu: „Diese Krise kann jetzt eine echte Chance werden“. 

„Hart aber fair“-Moderator Frank Plasberg gießt wieder unnötig Öl ins Feuer

„Hart aber fair“, ARD von Montag, 25. Mai, 21 Uhr. Mediathek

In einem weiteren Anlauf Plasbergs, unnötigerweise Öl ins Diskussionsfeuer zu gießen, spielte er die Aussage des SPD-Politikers Jörg Steinbach ein, in der Corona-Krise hätten Eltern endlich die Gelegenheit, ihre Kinder kennenzulernen. „Ist da nicht auch ein Körnchen Wahrheit dabei?“, stichelte Plasberg. 

Dieser Satz kann wohl nur von einem Mann kommen, und so kam die Debatte bei „hart aber fair“ dann zu guter Letzt doch noch auf die Mehrbelastung von Frauen in der Corona-Krise. Denn es sind meist nicht die Eltern, die ihre Kinder betreuen, sondern die Mütter. 

Offene Frage bei „Hart aber fair“: Was machen eigentlich die Väter der Kinder?

Diese Rollenverteilung hat sich in der Corona-Krise noch einmal drastisch verschärft. Franziska Giffey betonte deswegen, wie wichtig es sei, die Betreuung der Kinder langfristig auszubauen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf funktioniere nur, wenn auch die öffentliche Kinderbetreuung funktioniere. 

So ehrbar und richtig diese Aussage ist, man könnte sich zur Abwechslung mal fragen, was eigentlich die Väter der Kinder machen. Für eine Auskunft der anwesenden Männer in der Runde, fehlte dann aber die Zeit.

Von Josephine von der Haar

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