Eine grundsätzlich andere Meinung vertrat erneut Dağdelen: Mit dem Stopp des Baus der Nordstream 2 würde sich Deutschland zum „Erfüllungsgehilfen“ Donald Trumps* machen, der gegen das Großprojekt wettert, und die steigenden Gaspreise müssten schließlich die Verbraucher tragen. Trittin ließ sich dabei nicht die Möglichkeit nehmen zu betonen, dass die Grünen das Bauprojekt der Nordstream 2* „von Anfang an als überflüssig“ angesehen hätten und dass das eigentliche Problem in der fossilen Abhängigkeit Deutschlands bestehe. Ein gutes Argument für eine Diskussion mit einem anderen Schwerpunkt. Anstelle der Nordstream 2 biete sich laut Trittin eine ganz andere „Antwort“ an: Die konsequentere Überprüfung des Vermögens russischer Oligarchen in Europa. Im gleichen Atemzug verwies er dabei auf die Korruption, die der vergiftete Oppositionelle Nalwany in aufwendigen Dokumentationen offengelegt habe. Ein im Sinne Nawalnys wohl konsequenter Gedanke.
Sarah Pagung spielt schließlich alle Möglichkeiten der Antworten durch. Dabei verwies sie auf einen wichtigen Umstand: Im Falle von Sanktionen müssen diese mit „klaren und realistischen Forderungen verbunden werden“. Die Frage nach der grundsätzlichen Veränderung des deutsch-russischen Verhältnisses beantwortete schließlich Ischinger. Dabei griff er ein zentrales Argument auf, das er bereits ganz zu Beginn der Sendung angeführt hat: Die aktuelle Situation ist nicht als deutsch-russischer Konflikt zu verstehen. Daher müsse auch keine „deutsche“, sondern eine „europäische Entscheidung“ getroffen werden - eine Aussage, die auf keinerlei Kritik stieß. (Von Astrid Theil) *fr.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.