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Dieter-Nuhr-Trailer sorgt für Eklat bei ARD - Dann entschuldigt sich der TV-Sender

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ARD-Eklat: Trailer mit Dieter Nuhr macht Zuschauer fassungslos - Sender entschuldigt sich
Ein Screenshot aus dem Trailer. © Screenshot

Nicht nur der Inhalt eines ARD-Trailers mit Dieter Nuhr hat für Empörung gesorgt, sondern auch dessen Platzierung. Jetzt entschuldigt sich der TV-Sender.

Berlin - Ein ARD-Trailer mit Kabarettist Dieter Nuhr (58) sorgt für Empörung im Netz. Der Clip lief bereits am Montag, 5. November. Aber wie unangemessen der Inhalt und wie schlecht gewählt der Zeitpunkt war, diese Nachricht machte erst nach und nach die Runde. Unter anderem der Twitter-Nutzer „Valentin“ hat die Netzgemeinde darauf aufmerksam gemacht. 

Dieter Nuhr im ARD-Trailer: „Eigentlich der wichtigere Tag ist der 8. November“

Nuhr warb in dem Trailer für seine Sendung im Ersten. Mit folgenden Worten: „Man sagt ja immer, der 9. November, das ist ein wichtiger Tag in der deutschen Geschichte. Aber das ... puh ... eigentlich der wichtigere Tag ist der 8. November. Denn da kommt wieder ‚Nuhr im Ersten‘. Am Donnerstag. Nur im Ersten.“

Der 9. November gilt tatsächlich als wichtiger Tag in der deutschen Historie. Die Jahreszahlen dazu lauten 1918, 1938 und 1989. Am 9. November begann die erste deutsche Republik (1918), es kam 1938 zur Pogromnacht gegen die jüdische Bevölkerung, und 1989 fiel an diesem Datum die Berliner Mauer.

Dass der Trailer einen Bezug herstellt zwischen einem durch das Jahr 1938 auch furchtbar negativ vorbelasteten Datum, ist schon geschmacklos genug. Aber die zeitliche Platzierung durch die ARD umso mehr. „Dieser Trailer lief gerade unmittelbar nach dem Antisemitismusreport in der ARD. Kannste dir echt nicht ausdenken“, schrieb besagter Twitter-Nutzer. Tatsächlich sendete die ARD am Montag um 22.45 Uhr die Doku „Der Antisemitismus-Report“. Und glaubt man dem Twitter-Nutzer, so ist der Trailer direkt im Anschluss gelaufen.

Wie schlimm der Einspieler von ARD und Dieter Nuhr, der die Sätze ja eingesprochen hat, wirklich ist, darüber sind sich die User uneins. 

„Dieter Nuhr an dieser Stelle irgendwas anzuhängen, ist wirklich schräg und zeugt von großer Langeweile“, nimmt „Ich in Berlin“ den Comedian mit dem Hashtag #aufregeritis in Schutz und lenkt die Aufmerksamkeit vielmehr auf den Sender: „Die ARD hat beim Sendelistebauen einfachen gepennt, wirklich, richtig schlecht. Mehr ist es aber nicht.“

Einem anderen Nutzer ist die Platzierung egal - er findet den Trailer an sich schon geschmacklos: „Auch ohne die Platzierung nach dem Antisemitismus Report ist die #Nuhr Werbung eine widerliche Relativierung der Pogrome vom 9.11.“

Nachdem erste Medien über den Eklat berichtet haben, kam jetzt eine Entschuldigung. Zuständig für die Sendung sei die Anstalt RBB gewesen, berichtet DWDL.de. Ein Sprecher zeigt sich zerknirscht: „Der Trailer ist missglückt, das hätte unsere Redaktion bemerken müssen. Wir können uns nur dafür entschuldigen, dass das nicht geschehen ist“. Nuhr Antisemitismus zu unterstellen, sei "absurd". Das wisse jeder, der ihn kenne.

Hintergrund: Die Pogromnacht 1938

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 verwüsteten Nationalsozialisten etwa 7500 jüdische Geschäfte und Einrichtungen in Deutschland. Sie zündeten einen Großteil der rund 1200 Synagogen und Gebetshäuser an, demolierten jüdische Friedhöfe und stürmten Wohnungen. Wie viele Menschen starben, ist unklar. Das Nazi-Regime sprach von 91 toten Juden. Historiker gehen von mehr als 1300 Menschen aus, die in Folge des Pogroms ums Leben kamen. Mehr als 30 000 Juden wurden in Konzentrationslager verschleppt.

Propagandaminister Joseph Goebbels sprach von einer „spontanen Welle des Volkszorns“. Tatsächlich waren aber vor allem organisierte Sturmtrupps der SA und SS für die Exzesse verantwortlich. Die Bevölkerung beteiligte sich nur vereinzelt, allerdings eilten auch nur wenige ihren jüdischen Nachbarn zur Hilfe. Als Grund für die Ausschreitungen führten die Nazis das tödliche Attentat auf den deutschen Diplomaten Ernst vom Rath am 7. November 1938 in Paris an. Täter war der 17-jährige Jude Herschel Grynszpan.

Die als Pogromnacht bekannte Gewaltwelle gilt als Auftakt zur systematischen Vernichtung der jüdischen Bevölkerung. Bis zum Kriegsende 1945 wurden im Holocaust etwa sechs Millionen Juden umgebracht.

Am Donnerstag haben sich zum Jahrestag der Pogromnacht Tausende einer rechten Demonstration entgegengestellt. Ein Versprecher sorgte kürzlich auch für Kritik an ZDF-Mann Claus Kleber.

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lin mit dpa

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