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ESC 2017: Das deutsche Desaster in der Zusammenfassung

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Finale des 62. Eurovision Song Contest
Im Finale des 62. Eurovision Song Contest holte Deutschland mit Levina immerhin 6 Punkte. © dpa

Kiew - In den vergangenen Jahren erlebt Deutschland beim Eurovision Song Contest eine Enttäuschung nach der anderen. Jetzt ist Levina knapp am letzten Platz vorbeigeschrammt. Und wieder stellt sich die Frage: Was haben andere, was wir nicht haben?

Der vorletzte Platz für Sängerin Levina beim Eurovision Song Contest (ESC) dürfte wieder grundsätzliche Diskussionen über Deutschlands Abschneiden bei dem Musikwettbewerb nach sich ziehen. Auf die Frage nach den Gründen wusste die 26-jährige Levina nach der Show in der Nacht zum Sonntag in Kiew keinen Rat. Der legendäre ESC-Kommentator Peter Urban (69) vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) sagte: „Ich weiß auch nicht, woran es liegt.“

Deutschlands ESC-Durststrecke seit 2010

Seit Lenas Sieg mit „Satellite“ im Jahr 2010 ist Deutschland beim ESC viel Kummer gewohnt. 2016 hatte Sängerin Jamie-Lee für ihr Lied „Ghost“ nur elf Punkte bekommen und war Letzte geworden - ebenso wie im Jahr zuvor Ann Sophie, die mit „Black Smoke“ keinen einzigen Punkt geholt hatte. Levina erzielte mit ihrem Song „Perfect Life“ nun magere 6 Punkte und konnte sich noch gerade so vor das letztplatzierte Spanien schieben, das 5 Punkte holte. Der Spott auf Twitter ließ nicht lange auf sich warten.

Der für den ESC in Deutschland zuständige NDR hatte in den vergangenen Jahren immer wieder das Prozedere für den Vorentscheid modifiziert. Probleme gab es, als 2015 der Rocksänger Andreas Kümmert die Vorauswahl gewann, dann aber überraschend verzichtete. Damals rückte Ann Sophie auf. 2016 wollte der NDR dann Xavier Naidoo schicken, zog den Plan aber nach Protesten zurück und ließ doch wieder das Publikum entscheiden, woraufhin Jamie-Lee die deutsche Vorauswahl gewann. 2017 ging zunächst alles glatt: Am Ende votierten beim Vorentscheid 69 Prozent der Zuschauer für „Perfect Life“.

Portugal triumphiert mit einfühlsamer Ballade

Jubeln durften diesmal dennoch andere: Zum ersten Mal gewann Portugal den ESC. Sänger Salvador Sobral landete mit 758 Punkten ganz vorne. Der 27-Jährige verzichtete in der ukrainischen Hauptstadt Kiew auf eine spektakuläre Show und überzeugte mit viel Gefühl. Die in seiner Muttersprache vorgetragene Jazz-Ballade „Amar Pelos Dois“ (Liebe für zwei) geht auf eine Komposition seiner Schwester Luísa Sobral zurück. Am Ende der großen Live-Show sangen die beiden den Song gemeinsam, während Goldglitter vom Hallendach rieselte.

Auch Levina, die in Bonn geboren wurde, in Chemnitz aufwuchs und heute in London und Berlin wohnt, hatte sich für einen eher reduzierten, von Grautönen dominierten Auftritt entschieden. Barfuß, mit dunklem Rock und hellem Oberteil sang sie vor vergleichsweise schlichter Kulisse alleine auf der Bühne ihren Song „Perfect Life“.

Respekt: Levina nimmt‘s sportlich

Nach dem ersten Schock über den vorletzten Platz - sie musste sich zwischenzeitlich die Tränen aus den Augen wischen - konnte Levina kurz darauf schon wieder lachen. Es sei trotzdem eine „wundervolle Erfahrung“ gewesen, sagte sie in der ARD. Sie habe so viel Spaß gehabt und tolle neue Leute kennengelernt. Die 26-Jährige bedankte sich bei Irland - der einzigen Länderjury, die Deutschland Punkte gab.

Exot Australien vorne mit dabei

Zweiter wurde Bulgarien mit 615 Punkten. Moldau erreichte mit 374 Punkten Rang drei. Der Australier Isaiah schaffte mit „Don't Come Easy“ den neunten Platz. Dass Australien nun zum dritten Mal beim Eurovision Song Contest mitmachen durfte, gehört zu den Kuriositäten des Wettbewerbs. In dem Land am anderen Ende der Welt hat der ESC eine große Fangemeinde. Auch sorgte ein australischer Flitzer für Wirbel im Saal.

Überschattet wurde der eigentlich unpolitische Wettbewerb vom Konflikt zwischen dem Gastgeberland Ukraine und Russland. Der russischen Kandidatin Julia Samoilowa wurde wegen eines Auftritts auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim die Einreise in die Ukraine verwehrt. Nach neuer blutiger Gewalt in der Ostukraine sagte Präsident Petro Poroschenko am Samstag seinen Besuch beim Finale ab.

dpa

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