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"Günther Jauch" wird eingestellt - Bosbach "platt"

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Günther Jauch verkauft seinen neuen Wein bei Aldi.
Günther Jauch. © Paul Zinken/pictue-alliance/dpa

Berlin - Die ARD-Talksendung „Günther Jauch“ läuft zum Jahresende aus. Das teilte der NDR als zuständiger Sender am Freitag mit.

Nach vier Jahren Polit-Talk am Sonntagabend hört Günther Jauch (58) zum Jahresende bei der ARD auf. Jauch wolle seinen Vertrag nicht verlängern, teilte der für die Sendung zuständige Norddeutsche Rundfunks am Freitag mit. „Über das Angebot der ARD zur Vertragsverlängerung habe ich mich sehr gefreut. Sowohl aus beruflichen als auch aus privaten Gründen habe ich es nicht angenommen“, zitierte ihn der NDR in einer Mitteilung.

Zu konkreten Gründen der Absage wollte sich der NDR nicht äußern. Über einen Nachfolger sei noch nicht entschieden. Die ARD will den Talk am Sonntagabend auf jeden Fall fortführen, aber „dann leider ohne Günther Jauch“, sagte ARD Programmdirektor Volker Herres. Jauch ist seit 1999 auch Moderator des RTL-Dauerbrenners „Wer wird Millionär?“ Seine Sendung im Ersten ist die erfolgreichste Polit-Talkshow in Deutschland, sie sorgte immer wieder für Debatten und zog auch Kritik auf sich.

Lutz Marmor, NDR-Intendant und ARD-Vorsitzender, dankte Jauch für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. „Er hat mit seiner Sendung oft die politische Agenda geprägt und für das Erste neue Zuschauer gewonnen. Sein Talkformat ist pointiert, hintergründig, emotional und auch mal unterhaltsam aufbereitet - passend für den Sonntagabend.“

ARD-Programmdirektor Herres betonte, Jauch erreiche mehr Zuschauer als bislang alle vergleichbaren politisch-aktuellen Talkformate. „Außerdem liegt der Anteil der jüngeren Zuschauer so hoch wie nie zuvor. An diesen Erfolg werden wir 2016 anknüpfen können und unseren Premium-Anspruch in diesem Genre aufrechterhalten.“

Die Sendung „Günther Jauch“, die meist direkt nach dem „Tatort“ läuft, erreicht nach NDR-Angaben im Schnitt 4,62 Millionen Zuschauer (Marktanteil 16,2 Prozent). 2013 lag der Marktanteil sogar bei 17,0 Prozent und 4,85 Millionen Zuschauern. „Das sind die besten Werte für eine Talksendung im deutschen Fernsehen.“

Jauch hatte den Sendeplatz 2011 von Anne Will übernommen, die jetzt am weit weniger attraktiven Mittwochabend auf Sendung geht. Die meisten Zuschauer hatte die Ausgabe vom 1. September 2013 nach dem Fernsehduell von Kanzlerin Angela Merkel und ihrem SPD-Herausforderer Peer Steinbrück. Damals schalteten 8,25 Millionen ein (Marktanteil 30,2 Prozent). Besonders erfolgreich war auch „Der Fall des Uli Hoeneß - vom Saubermann zum Steuersünder?“ vom 21. April 2013 mit 6,70 Millionen Zuschauern (Marktanteil 23,0 Prozent).

Die Ausgabe am kommenden Sonntag ist die 143. auf diesem Programmplatz mit Günther Jauch, hieß es bei dessen Produktionsfirma I&U TV. Das Unternehmen beschäftigt 140 Mitarbeiter und produziert neben der Sonntagabend-Talkshow der ARD auch Sendungen wie „stern TV“ oder „Die 2 - Gottschalk und Jauch gegen alle“.

Wolfgang Bosbach warnt vor einer falschen Toleranz gegenüber der deutschen Salafistenszene.
Wolfgang Bosbach. © dpa

CDU-Politiker Wolfgang Bosbach (62) bedauert das Ende der ARD-Talksendung „Günther Jauch“. „Ich bin mehr als überrascht. Ich bin platt“, sagte Bosbach am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Er selbst habe Jauch stets wegen seiner „klugen und betont sachlichen“ Gesprächsführung geschätzt. „Ich weiß nicht, wie die ARD diese Lücke am Sonntagabend füllen will“, fügte er hinzu. Bosbach war mehrmals Gast in der Sendung.

Günther Jauch (58) blickt auf eine fast 40 Jahre journalistische Erfahrung zurück. Daten seiner Karriere:

- 1956: geboren am 13. Juli in Münster (Westfalen), aufgewachsen in Berlin

- 1975: erste journalistische Erfahrungen beim Sportfunk von RIAS Berlin (Radio im amerikanischen Sektor)

- 1976: nach Besuch der Journalistenschule in München langjährige Arbeit für den Bayerischen Rundfunk (u.a. Sport, Kultsendung „B3-Radioshow“ mit Thomas Gottschalk und Moderation der populären Jugendsendung „live aus dem Alabama“)

- 1988: erste Moderation des „Aktuellen Sportstudios“ beim ZDF als Nachfolger von Harry Valérien

- 1990: Wechsel zum Privatsender RTL (u.a. „Stern TV“, „Wer wird Millionär?“)

- 2000: Gründung einer eigenen Produktionsfirma

- 2011:  Rückkehr zur ARD, ab 11. September Moderator des Polittalks „Günther Jauch“ am Sonntagabend

- Auszeichnungen unter anderem: Deutscher Fernsehpreis, Grimme-Preis, Goldene Kamera, Bambi und Goldener Löwe

dpa/afp

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