Ein Gefühl, das dem Zuschauer leider bis zum Schluss verwehrt bleibt. Der Erkenntnisgewinn bleibt gering. Mit Investigativrecherche hat das eher wenig zu tun. Die Folge kommt vielmehr plakativ und reißerisch daher, mit Effekten en masse – alles, was RTL eben so braucht, um das übergeordnete Ziel zu erreichen: Eine hohe Quote. Und die stimmte: 3,88 Millionen Zuschauer guckten zu. Beim jüngeren Publikum zwischen 14 und 49 Jahren lag der Marktanteil bei knapp 25 Prozent.
Das größte Problem der Sendung besteht jedoch darin, dass sie einige Zuschauer zum Nachahmen anstiften könnte. Zitate wie „Diese kleine Pappe wird für ein Erlebnis sorgen, das jenseits von allem ist, was ich mir im Moment noch vorstellen kann.“ (kurz, bevor Jenke LSD zu sich nimmt) könnte in abenteuerlustigen Adrenalinjunkies so einiges auslösen.
So wird jetzt auch die deutsche Medienaufsicht aktiv. „Wir prüfen, ob es einen Anfangsverdacht gibt, dass die Ausstrahlung jugendgefährdend gewesen ist“, sagte eine Sprecherin der für den Kölner Sender zuständigen Niedersächsischen Landesmedienanstalt in Hannover der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. Beschwerden seien bisher aber keine eingegangen.
Ein Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft sagte auf Anfrage, sobald der Anfangsverdacht einer Straftat vorliege, sei man von Amtswegen verpflichtet, aktiv zu werden. Erstmal müsse aber geprüft werden, was in der Sendung am Montag passiert sei.
Der Privatsender betont jedoch den aufklärerischem Charakter. Laut Unternehmenssprecherin Heike Speda dient sie der Präventionsarbeit – Jenkes Selbstversuche seien die wirkungsvollste Methode, um auf die Risiken und Gefahren von Drogen aufmerksam zu machen. „Es geht um die Reduzierung der durch Drogen verursachten Schäden, für die eine differenzierte Information gefährdeter Gruppen notwendig ist“, sagte sie in einem Interview mit der „Bild“. Die Einblendung am Ende der Sendung ("2015 sind in Deutschland 1226 Menschen an illegalen Drogen gestorben" ) und auch Jenke selbst unterstreichen diesen Punkt.
„Durch die professionelle Begleitung war das Risiko überschaubar und kontrollierbar“, meint der beratende Forensische Toxikologe des Universitätsklinikum Freiburg, Volker Auwärter. Die Dosierung sei mit ihm besprochen und in einem Bereich gehalten geworden, der zwar zu einer Wirkung führe, aber keine Vergiftung verursache.
„Ich würde nichts machen, von dem ich nicht überzeugt bin, dass es eine gesellschaftliche Relevanz hat. Ich würde nichts machen, einfach nur um zu provozieren oder aufzufallen.“, erklärt der Schauspieler im Interview mit der DPA. Eine realistische Darstellung der Auswirkungen seien ihm und dem Sender besonders wichtig gewesen. "Ich habe die Drogen in diesem Moment wirklich so empfunden. Hätte ich das verschwiegen, hätte ich nicht den Punkt dokumentiert, der die Drogen so gefährlich macht", sagte er der "Bild"-Zeitung.
Um zu vermeiden, dass sein Drogen-Experiment (hier in der RTL-Mediathek) am Ende trotzdem imitiert wird, bemüht sich Jenke am Ende der Sendung besonders darum, seine eigentliche Botschaft zu senden. Und die ist mehr als simpel: Drogen sind schlecht, probiert lieber was anderes, um euer Glück zu finden. Deshalb zeigt er, dass man auch ohne Drogen high werden kann - und zwar mit Hilfe von speziellen Atemübungen und Meditationen die Körper und Geist von einander komplett loslösen.
Im Netz wurde am Montagabend recht rege diskutiert. Viele Twitterer zeigten ihre Anerkennung, kritisierten aber auch unter anderem: „Ich weiß noch nicht, wie unglaublich respektlos gegen über dem Leben ich diese Sendung finden soll.“
Oder: „Warte schon gespannt auf das Experiment, in dem er sich mit diversen Geschlechtskrankheiten anstecken lässt. Entertainment ist alles!“
In den kommenden Folgen wird Jenke sich in weitere Extremsituationen begeben; unter anderem zwei Wochen im Gefängnis verbringen, sein Erinnerungsvermögen verlieren und vier Wochen lang hungern.
Fernsehjournalist Jenke von Wilmsdorff nahm sich in einem neuen „Jenke-Experiment“ des Themas Mikro-Plastiks an. Die Zuschauer gaben sich im Anschluss extrem besorgt, kritisierten aber auch den ausstrahlenden Sender RTL. Eine andere RTL-Reporterin nimmt im Zuge einer TV-Reportage die Partydroge Ecstasy. Dabei hat sie sich im Rausch von einem Kamerateam filmen lassen.
Nach fast 20 Jahren ist nun aber Schluss mit der Zusammenarbeit, denn Jenke und RTL gehen getrennte Wege*.
Sophie Lobenhofer/dpa
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