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Maybrit Illner: Große Koalition mit Wahl in Sachsen und Brandenburg am Ende?

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Maybrit Illner: Talkrunde im ZDF
Maybrit Illner: Talkrunde im ZDF © ZDF und Svea Pietschmann

Bei Maybrit Illner (ZDF) ging es um den Zustand von SPD und CDU. Ist die Große Koalition mit der Wahl im Osten am Ende?

Das Thema nutzte das Bild eines Schiffs: „SPD ohne Führung, CDU ohne Richtung – geht die GroKo im Osten unter?“ Doch der Verlauf der ersten ZDF-Talkshow Maybrit Illners nach der Sommerpause legte eher den Vergleich mit der Medizin nahe: Auf dem Operationstisch lag die Große Koalition, und die Diagnose galt zunächst ihren Gliedern CDU und SPD – beide in fortgeschrittenem Siechtum, und das vor drei Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg (1.09.2019) und in Thüringen (27.10.2019) der Republik. 

Die Redaktion ließ zum ersten Clip über die Irrungen und Wirrungen von Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer arglistig eine Streicherversion des Beatles-Hit „Help“ als Hintergrundmusik einspielen, und wer danach dem Generalsekretär Paul Ziemiak zuhörte, musste das passend finden. 

Maybrit Illner: CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak erging sich in ZDF-Talkshow in Selbstverständlichkeiten

Er erging sich in Selbstverständlichkeiten, die er aber mit dem ihm eigenen stets wortreich-lauten Brustton der Überzeugung vortrug – auch im Versuch, Fragen nach dem Querschlägen des inzwischen von grassierender geistiger Schwindsucht befallenen Ex-Verfassungsschutz-Chefs Hans Georg Maaßen abzuwimmeln. 

Dass die CDU von einer Führungskrise gebeutelt wirkt, ist wohl nicht nur dem Ungeschick von AKK, sondern auch ihrem Generalschwurbler zuzuschreiben. Philosoph Richard David Precht jedenfalls fand, man „zerlege“ die Frau ja geradezu für Kleinigkeiten: „Wir regen uns ja über alles auf“, während Autorin Jana Hensel im Stolpern der CDU-Chefin einen Beleg dafür sah, dass Landes- und Bundespolitik eben doch zwei Paar Stiefel seien. 

Maybrit Illner (ZDF): Freut sich die SPD über das Straucheln der CDU?

Die Frage Maybrit Illners an den SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach, einen der Bewerber um den Parteivorsitz, ob die Sozialdemokraten sich über das Straucheln der Konkurrenz freuten, wies er empört zurück: Das sei keine faire Denkweise. Ob Ziemiak verstanden hat, dass damit auch seine unsägliche Polemik gegen das SPD-Bewerber-Duo Stegner/Schwan gemeint war? 

Die Mehrzahl in der Runde sah die Kandidatenkür der Sozis kritisch. Bild-Vizechefredakteur Nikolaus Blome fand die Gruppe der Kandidaten zu groß, Jana Hensel lobte zwar das Prinzip der Doppelspitze, dekretierte aber, die Menge der Bewerber zeige, dass es keinen Nachfolger für Andrea Nahles gebe. 

Und Precht polterte, das sei im Grunde der „letzte Ausverkauf“, der Sieger werde beschädigt sein – siehe Annegret Kramp-Karrenbauer. 

Maybrit Illner: Talkrunde im ZDF stellt fest - SPD braucht einen Charismatiker 

Der SPD fehle ein Charismatiker. Die unvermeidliche Frage nach Olaf Scholz’ Bewerbung beantwortete Lauterbach mit hinreichender Klarheit: Der Vizekanzler verkörpere, was die Groko jetzt mache. Er sei aber der Überzeugung, so könne es nicht weitergehen und will im Falle seiner Wahl die Koalition verlassen – wie etwa, seiner Einschätzung zufolge, zwei Drittel der SPD-Mitglieder auch. 

Womit die Große Koalition dran war bei der Visite. Die habe gute Arbeit geleistet, bestätige Blome, aber das nütze ihr nichts mehr, weil die Wähler diese Form nicht mehr akzeptierten. Jana Hensel wurde für ihre Analyse, es fehle eine „große Erzählung“, skeptisch beäugt von Blome und Precht, der monierte, dass CDU und SPD keine Antwort auf die großen Zukunftsfragen wie Klimawandel, Digitalisierung und die damit verbundene Transformation der Arbeitswelt hätten. 

Maybrit Illner: Ermüdungsfaktor werde im Osten nun wohl ein „Ermüdungsbruch“

Blome konstatierte, aus dem Ermüdungsfaktor werde im Osten nun wohl ein „Ermüdungsbruch“. Der Politologe Rudolf Korte fasste es noch schärfer: „Das Etablierte wird mit Verachtung abgestraft“ im Osten Deutschlands. AfD und auch Grüne stießen in „Angebotslücken“. 

Zudem bestehe ein Bedürfnis nach Zeitreisen – rückwärts, nach Zuständen, die weniger offen, weniger plural und weniger europäisch seien: „ein bisschen biedermeierlich“. Jana Hensel wies dagegen darauf hin, dass in den Parteien jenseits der rechtsradikalen (so sagte sie nicht) AfD etwas in Bewegung komme. 

ZDF-Talkrunde von Maybrit Illner: neue Mehrheiten jenseits der Rechten

Korte bestätigte, dass sich neue Mehrheiten jenseits der Rechten bilden könnten, um deren Machtübernahme zu verhindern. Er riet dazu, „mehr Labilität zu wagen“. Ein intelligenter Vorschlag. Denn das hieße doch, die Antidemokraten mit mehr Demokratie in die Schranken zu weisen. Daland Segler 

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