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Polizeiruf aus Rostock: Ein verstörend guter Psycho-Thriller

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Der Polizeiruf 110 geht mit einem verstörend guten Psycho-Thriller aus Rostock in die XXXL-Sommerpause.

Update am Sonntag, 14.06.2020, 21.45 Uhr: Womöglich wird sich der Leser gleich fragen, welchen Film der Kritiker denn da gesehen hat. Wieso findet der Redakteur es so toll, wenn sich die Ermittlerin mit einem Opfer identifiziert und sich fast alle Protagonisten die Frage stellen, wie sie mit ihrer Schuld leben können?

Polizeiruf aus Rostock (ARD): Kein gewöhnlicher Krimi - Das Konzept der Reihe funktioniert

Und warum kann es nicht einfach einen Krimi geben, in dem ein Mord geschieht, die Polizisten die immer gleichen Fragen stellen und es am Ende einen Täter gibt. Der Rostocker „Polizeiruf 110“ wollte nie so ein Krimi sein. Mit dem Thriller „Der Tag wird kommen“ bewiesen Regisseur Eoin Moore und Autor Florian Oeller einmal mehr, dass serielles Erzählen auch dann funktionieren kann, wenn die letzte Folge Monate zurückliegt. 

Polizeiruf aus Rostock (ARD): Ein ungewöhnlicher Fall und eine interessante Entwicklung

Auch diesmal mussten die Polizeiruf-Ermittler Sascha Bukow (Charly Hübner) und Katrin König (Anneke Kim Sarnau) einen ungewöhnlichen Fall lösen. Viel interessanter war aber, wie sich die Figuren entwickelt haben. Aus dem unberechenbaren Straßenbullen ist ein Mann zum Anlehnen geworden. Dagegen hat sich die rationale Profilerin zum Psycho-Wrack entwickelt. Sie sind ein ungewöhnliches Traumpaar. 

Polizeiruf aus Rostock (ARD): Drei Monate XXL-Sommerpause

Es ist schade, dass der Sonntagabendkrimi nach den sehenswerten „Tatort“-Folgen aus Stuttgart und München sowie dem NDR-Polizeiruf in eine XXL-Sommerpause geht. Dafür laufen nun Wiederholungen. Die Zuschauer wird es aber freuen, dass sie die Folgen online selbst auswählen können. Kritiker haben da nichts zu sagen.

Originalmeldung vom Sonntag, 14.06.2020, 12.40 Uhr:

Kassel

- Diese Sommerpause wird für Fans von „Tatort“ und Polizeiruf sehr lang werden. An diesem Sonntag (20.15 Uhr, ARD) läuft die vorerst letzte neue Folge im Ersten, ein „Polizeiruf 110“ aus Rostock. 

Danach wird es drei Monate lang nur Wiederholungen von alten Polizeiruf- und „Tatort“-Folgen geben. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu „Der Tag wird kommen“ mit den Ermittlern Katrin König (Anneke Kim Sarnau) und Sascha Bukow (Charly Hübner). 

Polizeiruf aus Rostock (ARD): Worum geht es in „Der Tag wird kommen“?

Im Polizeiruf geht es in dieser Folge um Schuld und Sühne, also die ganz großen Themen. Ermittlerin König legt sich beim Joggen am Rostocker Hafen mit zwei Männern an, die eine andere Frau belästigen. Die beiden Drogendealer schlagen die Polizistin zusammen. Wenig später ist die andere Frau tot. 

Zudem wird König im neuen Polizeiruf aus Rostock (ARD) in ihren Träumen von dem Serientäter Guido Wachs heimgesucht, den sie einst durch die Manipulation von Beweisen hinter Gitter brachte. Später schlägt er ihr einen teuflischen Deal vor. 

Ihr Kollege Bukow sorgt sich indes um seinen Vater, der als Gangster sein letztes großes Ding plant. „Das ist fast biblisch“, sagt Hauptdarsteller Hübner über die Themenfülle im 22. Fall aus Rostock.

Sie kommen sich immer näher: Doch auch nach 22 Folgen und zehn Jahren siezen sich Sascha Bukow (Charly Hübner) und Katrin König (Anneke Kim Sarnau) noch. Können die Ermittler des "Polizeiruf 110" aus Rostock nicht endlich Du sagen?
Sie kommen sich immer näher: Doch auch nach 22 Folgen und zehn Jahren siezen sich Sascha Bukow (Charly Hübner) und Katrin König (Anneke Kim Sarnau) noch. Können die Ermittler des "Polizeiruf 110" aus Rostock nicht endlich Du sagen? © Christine Schroeder/NDR

Polizeiruf aus Rostock (ARD): Ist das alles nicht ein bisschen viel? 

Überhaupt nicht. Eoin Moore, seit 2010 Hauptautor der Polizeiruf-Folgen mit Bukow und König, inszeniert als Regisseur diesmal ein Buch von Florian Oeller, der schon die Stoffe für viele ungewöhnliche „Tatort“-Krimis lieferte. 

Geschickt verknüpfen sie mehrere Handlungsstränge aus alten Folgen des "Polizeiruf 110" aus Rostock (ARD), ohne dass das konstruiert wirkt. 

Polizeiruf aus Rostock (ARD): Welchen Ort kann man neu entdecken? 

Der Showdown des „Polizeiruf 110“ findet in einer Ruinenstadt auf der Halbinsel Wustrow zwischen Rostock und Lübeck statt, die Touristen sonst nicht zu Gesicht bekommen. In der einstigen Kasernenstadt der Nazis residierte die Sowjetarmee. 

Heute ist das Gebiet wegen ungeklärter Baupläne abgesperrt. Die Drohnenbilder von Kameramann Andreas Höfer im neuen Rostocker Polizeiruf sind spektakulär. 

Polizeiruf aus Rostock: Gibt es einen besonderen Satz? 

Ja. Als König im neuen Polizeiruf im Krankenhaus ist und von Bukow wissen will, was die Ärzte gesagt haben, antwortet der: „Leichte Gehirnerschütterung. Sonst ist nichts kaputt. Meinen die.“ 

Tatsächlich spielt Anneke Kim Sarnau die Profilerin im Rostocker Polizeiruf grandios am Rande des Wahnsinns. Das erinnert an Claire Mathison aus der US-Serie „Homeland“. 

Lohnt sich das Einschalten beim Rostocker Polizeiruf? 

Gegenfrage: Hat sich das Einschalten beim Polizeiruf aus Rostock jemals nicht gelohnt? Vermutlich wird der vielschichtige Thriller einige Zuschauer verstören, der Rest wird begeistert sein. Allerdings stellt sich die Frage, wie es jetzt noch weitergehen kann. Denn nach „Der Tag wird kommen“ wird einiges anders sein.

Von Matthias Lohr

„Polizeiruf 110“ aus Rostock: Fälle des Ermittler-Duos

Im „Polizeiruf 110: Söhne Rostocks“ tappte das Ermittlerteam* um Alexander Bukow (Charly Hübner) und Katrin König (Anneke Kim Sarnau) lange Zeit im Dunkeln. Im „Polizeiruf 110: Dunkler Zwilling“ schlägt in Rostock* ein Frauenmörder zu: Er erwürgt Mädchen und entnimmt den Toten dann die Organe.

*hna.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

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