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„Aktenzeichen XY“ bringt Hinweise zu Reemtsma-Entführer

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Wolfgang Koszics
Ein Archivbild von Wolfgang Koszics aus dem Jahr 1997. © dpa

Hamburg - 18 Jahre nach der Reemtsma-Entführung sind die Täter wieder frei. Wer das Millionenlösegeld hat, ist unklar, einer fürchtet den anderen. Dann stürzt einer von einer Klippe in den Tod. Ein „echter Unterwelt-Krimi“, der dem ZDF ein Millionenpublikum beschert.

Nach der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ zum mysteriösen Tod von Reemtsma-Entführer Wolfgang Koszics haben sich am Mittwochabend 30 Anrufer im Sendestudio gemeldet. Kriminalhauptkommissar Christian Meinke vom Landeskriminalamt Hamburg habe erste interessante Hinweise zu dem Fall bekommen, sagte eine Sprecherin der Sendung. Unter anderem hätten sich Personen gemeldet, die die Ermittler vor Jahren kontaktiert hatten und zu denen die Verbindung dann abgerissen war. Meinke betonte, Ermittlungen wie die im Fall Koszics bräuchten Zeit. Bei der Hamburger Polizei meldeten sich weitere Anrufer. Zu deren Zahl und Informationen konnte eine Sprecherin am Donnerstag aber noch nichts sagen.

Koszics' Leiche war am 10. Februar 2014 im Meer vor der portugiesischen Stadt Sagres an der Algarve entdeckt worden. Die Polizei des Landes vermutet, dass der 72-Jährige von einer Klippe gestürzt ist und geht von einem Selbstmord aus. Das Landeskriminalamt hält jedoch ein Tötungsdelikt für möglich.

„Insgesamt sind es ein paar Merkwürdigkeiten zu viel für einen Selbstmord“, sagte Meinke. Die Leiche habe im Meer ohne Hose und Papiere getrieben. In Koszics' Blut seien fast vier Promille Alkohol gemessen worden, obwohl er kein Trinker gewesen sein soll.

Zweite Obduktion geplant

Koszics hatte 1996 zu der vierköpfigen Bande um Thomas Drach gehört, die den Hamburger Millionenerben Jan Philipp Reemtsma in einem Verlies in Garlstedt bei Bremen festgehalten hatte. Nach 33 Tagen ließen die Täter den Sozialwissenschaftler für umgerechnet rund 15 Millionen Euro frei. Vom Großteil des Geldes fehlt bis heute jede Spur. Koszics war Ende Mai 1996 in der spanischen Stadt Murcia festgenommen worden. Am 14. Februar 1997 verurteilte ihn das Hamburger Landgericht zu einer Haftstrafe von zehneinhalb Jahren.

Nach seiner Entlassung aus der Haft im Jahr 2011 - er hatte noch eine weitere Strafe absitzen müssen - fühlte sich Koszics nach Darstellung von „XY...ungelöst“ bedroht, besonders nach Drachs Freilassung im Oktober 2013. Der hatte der Sendung zufolge vor Gericht erklärt, Koszics habe die Hälfte des Lösegelds erhalten. Gegenüber der Polizei habe Koszics dagegen darauf beharrt, nur einen geringen Teil des Lösegelds bekommen zu haben. „Wir reden dann immerhin noch über zwei bis vier Millionen D-Mark“, sagte Meinke. Der Kommissar hält es für möglich, dass 1996 noch Geld vergraben wurde und dass Koszics auf zwei Reisen nach Marseille Anfang 2014 nach Geldverstecken suchte.

Der Hamburger Rechtsmediziner Klaus Püschel und Beamte des Landeskriminalamts werden in Kürze nach Portugal reisen, um Koszics' Leiche ein zweites Mal zu obduzieren. Wann und wohin genau sich die Experten auf den Weg machen, wollte eine Sprecherin der Behörde am Donnerstag nicht sagen.

„Ein echter Unterwelt-Krimi“ - so präsentierte der Moderator von „XY... ungelöst“, Rudi Cerne, den Fall. Er lockte damit fast fünf Millionen Menschen vor die Bildschirme. Die 30 Anrufe nach dem Koszics-Beitrag zeigen nach Angaben der „XY“-Sprecherin, dass dieser der „Bestseller“ aller dargestellten Fälle war.

dpa

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