Ich habe schon mit fünf Jahren zu drehen begonnen und spiele nun seit zehn Jahren in derselben Serie - das ist sicher eine eigenartige Situation. In der sind nicht viele. Zuhause und in der Schule haben es die Leute aber nicht anders gekannt. Ich war immer die Schauspielerin. Deswegen hat es nie Neid gegeben. Ich habe auch versucht, meine Freunde oft mitzunehmen. Meine Schulfreunde haben dann in der Serie als Komparsen meine Schulfreunde gespielt. Aber es ist schon so - gerade wenn man in der Pubertät ist, und die Freunde gehen auf Klassenfahrt und man kann nicht dabei sein, weil man arbeitet - dass ich mir gedacht habe: Jetzt wäre ich eigentlich lieber normal.
Aber man erlebt auch viel, ist das ein guter Ausgleich?
Ja. Ich war in der Dominikanischen Republik oder in Afrika und habe dort Filme drehen dürfen. Habe dort monatelang sein dürfen, das ist natürlich der Wahnsinn.
Lagen die Drehtage meist in den Sommerferien?
Nein, also ich muss sagen: Ohne meine Schule wäre das alles nicht gegangen. Die Schule war sehr rücksichtsvoll. Ich habe viele Tage verpasst, und am Wochenende habe ich Privatunterricht bekommen und habe nachlernen müssen. Das war wieder so eine Situation: Meine Freunde machen etwas miteinander, und ich sitze zu Hause lerne Latein, Mathe, Englisch. Gerade in jungen Jahren war das nicht so cool.
Würdest du alles wieder so machen?
Auf jeden Fall. Das hat mir so viel gegeben. Die Erfahrungen, die Leute am Set. Das sind so tolle Menschen, da haben wir so viel Spaß. Das das würde ich auf jeden Fall wieder machen. Das war es alles wert, auch wenn ich viel verpasst habe. Im Nachhinein denke ich mir - und wofür ich sehr dankbar bin - ich habe die Möglichkeit gehabt, sehr viele Leben zu führen in der kurzen Zeit.
Wie ist das, wenn man auf der Straße erkannt wird?
Manchmal denke ich schon: Ich muss aufpassen, wie ich mich gebe. Das ist mir gerade in letzter Zeit aufgefallen. Früher war mir das egal wie ich ausschaue, ich bin ungeschminkt in den Supermarkt. In den letzten zwei Jahren aber werde ich so häufig erkannt, dass es mir plötzlich nicht mehr egal ist. Dann denke ich mir: Ich kann jetzt nicht in Jogginghose rausgehen oder nicht die Schlappen anziehen, wenn ich zum Auto gehe. Da hat sich glaube ich schon etwas verändert.
Es scheint ein Phänomen zu sein, dass Leute den „Bergdoktor“ schauen, es aber nicht zugeben.
Ich glaube, wir haben den „Bergdoktor“ erst abstauben müssen. Das hat doch viele Jahre gedauert. Der „Bergdoktor“ war in seiner früheren Auflage eben sehr traditionell und wir haben zeigen müssen, dass Heimatfilm und Heimatfernsehen mehr bedeutet als Glück in den Alpen. Es ist, glaube ich, wirklich ein Phänomen. Wir sind eine der erfolgreichsten Serien zurzeit im deutschen Fernsehen, und die Quoten steigen weiter. Es ist total rührend, Teil davon zu sein, und da bin ich gleich noch dankbarer für die Chance.
Ute Wessels, dpa